Bernd Mahr
Bild, Schrift, Zahl und Ton sind Medien unserer alltäglichen Kommunikation und Aneignung. Ihr konventionalisierter Gebrauch ist Bestandteil unserer Kultur und Wissenschaft. Mit ihrer Digitalisierung
und maschinellen Verarbeitung in der Informationstechnik und Telekommunikation erfahren Bild, Schrift, Zahl und Ton eine Reduktion auf das symbolisch Repräsentierbare und das effektiv Ausführbare. Diese
Reduktion beinhaltet ihre Konzeptualisierung, die im wesentlichen zwei Einflüssen unterliegt: Einer gewissen Auffassung von dem, was sie sind, und einer gewissen Auffassung von dem, was sie im Handlungszusammenhang ihrer digitalisierten Form sein sollen. Digitalisierung steht dadurch
in einem kuturellen Kontext, der einerseits die Konzeptualisierung mitbestimmt und der andererseits selbst durch die Konzeptualisierung mitgeprägt wird. Aussagen über den kulturellen Kontext der Digitalisierung haben daher einen imprädikativen Charakter.
Ziel des Projekts ist es, mit einem Referenzmodell den Begriffsrahmen für die der Digitalisierung innewohnenden Konzeptualisierungen von Bild, Schrift, Zahl und Ton zu formulieren. Von der Entwicklung dieses Modells werden erwartet: Einsichten in die kulturelle Verflechtung der Digitalisierung, eine Auslotung des Verlustes und des Gewinns, der durch die Digitalisierung entsteht, Aussagen über die Zusammenhänge von Bild, Schrift, Zahl und Ton sowie ein Beitrag zu der in den Kulturwissenschaften geführten Theorie-Diskussion. Vom Modell selbst wird erwartet, daß es als Heuristik für die informationstechnische Dokumentation von Sammlungen praktisch eingesetzt werden kann.