Karina Belik & Polina Shablovskaia – „Mapping Connections: Erforschung von Kontexten und Reflexion im Raum des Humboldt-Forums“

Da wir auf wenig hilfreiche Informationen über einzelne musealisierte Objekte und ihre abnehmende Klassifizierung innerhalb des Museumsraums gestoßen sind, schlagen wir eine Alternative vor: Unser Projekt versucht, ein komplexes Beziehungsgeflecht zwischen verschiedenen Elementen – sogenannten „Objekten“, Wandtexten, künstlerischen Interventionen, medialen Werkzeugen etc. – die im Humboldt Forum ausgestellt sind, zu beleuchten und über den Museumsraum hinaus zu erweitern – zum Beispiel auf das Depot der Sammlung oder auf globale Prozesse.

Eine der Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, ist die unterschiedliche Beschreibung von Museumsobjekten. Manche Objekte sind sehr detailliert, mit historischen Fakten, Provenienz, Material und Verwendung, die jeweils eigene Kontexte schaffen. Im Gegensatz dazu bieten andere nur minimale Informationen, die lediglich die geografische Herkunft, den Titel und das Datum enthalten. Diese Diskrepanz wirft wesentliche Fragen über den vielschichtigen Charakter dieser Objekte auf. Sind sie als Kunst, kulturelle Artefakte, religiöse Gegenstände oder historische Relikte zu betrachten, oder sind diese Kategorien gar nicht anwendbar? Es stellt sich auch die Frage nach der gastgebenden Institution selbst, nach der Politik ihrer (Re-)Konstruktion, dem Umgang mit Sammlungen, der Positionierung nach außen und den sie umgebenden lokalen und globalen Prozessen und Diskursen. Ist all dies ein Produkt demonstrativen Konsums während der Kolonialzeit, eine politische Entscheidung, eine Bildungsressource oder ein Forschungszentrum? Wir stellen die Notwendigkeit starrer Definitionen in Frage und plädieren für einen offeneren, interpretativen Ansatz.

Wir möchten das Engagement der Besucher fördern, indem wir sie einladen, sich aktiv an der Diskussion über die Ausstellungen im Humboldt-Forum zu beteiligen. Um die Verbindungen zwischen den Museumsobjekten darzustellen, haben wir eine digitale Karte erstellt, die die Besuchenden (auch jetzt noch) auf ihren eigenen Smartphones oder bereitgestellten Tablets bearbeiten können. Sie wird im Workshop-Raum und jetzt im digitalen Raum ausgestellt und von einem Diskussionsforum begleitet, auf dem die Besuchenden ihre Überlegungen zu den von uns gestellten Fragen mitteilen können. Unsere Initiative ist eine Antwort auf die dringende Notwendigkeit, den Kontext und die Zugänglichkeit von Informationen zu verbessern, die unserer Ansicht nach in verschiedenen Richtungen zwischen Besuchenden und Gruppen die mit dem Museum in Bezug stehen, sowohl außerhalb als auch innerhalb der Museumsexperten, zirkulieren sollten. Wir schaffen einen offenen und experimentellen Raum für den Wissensaustausch, der die Machtverhältnisse in der Wissensproduktion in Frage stellt und Raum für unterschiedliche Perspektiven bietet. Wir versuchen, mit konventionellen Organisationsmethoden zu brechen und fördern stattdessen einen partizipativen und reflektierenden Ansatz zur Erkundung der Ausstellung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Mapping Connections“ traditionelle Museumspraktiken in Frage stellt und einen neuartigen und integrativen Weg bietet, das vielfältige kulturelle Erbe in Museumsausstellungen zu erkunden und zu respektieren. Unser Projekt befähigt die Besucher, aktiv an der Erschaffung von Erzählungen mitzuwirken, indem es ein dynamisches und vielschichtiges kollektives Verständnis der Museumssammlungen fördert.

Format: Interaktive digitale Karte bei miro, Im Ausstellungsraum: Feedbackbord

Materialien: Miro board, Projektor, Tablet, Sticker

Über die Beitragenden:

Karina Belik ist Masterstudierende der Europäischen Ethnologie an der Humboldt-Universität und studentische Hilfskraft in der Abteilung für Strategie der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. In ihrer Forschung untersucht sie Erinnerungskulturen in Russland, die Beziehungen zwischen der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und dem aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine, die damit verbundene russische Kolonialpolitik sowie dekoloniale und solidarische Initiativen und künstlerische Praktiken.

Polina Shablovskaia macht derzeit ihren Master in Interdisziplinären Nahoststudien an der Freien Universität Berlin. Ihr Bildungshintergrund ist geprägt von ihrem Master in Linguistik an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg sowie einem Bachelor in Orient- und Afrikastudien, den sie an der gleichen Institution absolvierte. Polinas Forschungsinteressen sind vielfältig und umfassen die Geschichte und Kultur des Nahen Ostens sowie die Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation, was ihr Engagement für interdisziplinäre Wissenschaft widerspiegelt.