Archiv der Kategorie: Queering the Museum

Jiaying Gao – The Tales of Veils

Diese performative Installation zielt darauf ab, die statische Natur der Objektpräsentation in ethnologischen Museen in Frage zu stellen und die Art und Weise, wie das Publikum mit kulturellen Artefakten interagiert, neu zu bewerten. Durch die Einbeziehung von Bewegung, Performance, kritischen Stimmen und alternativen Formen des Wissens soll ein traditionelles Modell der musealen Präsentation dekonstruiert werden.

Meine Arbeit hinterfragt die starre Unbeweglichkeit von Objekten, hier am Beispiel von Fächern, die in den meisten ethnografischen Sammlungen präsent sind. Sie erforscht alternative Wege, um ihre kulturelle Bedeutung und Lebendigkeit zu vermitteln. Ich versuche, den Objekten „Leben einzuhauchen“ und den Besuchern ein intensiveres und ansprechenderes Erlebnis zu vermitteln. Indem die wechselseitige Beziehung zwischen Körper und Objekt aufgezeigt wird, sollen die Besucher in die Lage versetzt werden, in Ausstellungskontexten wieder selbst zu handeln. Durch ein taktiles Display und eine Performance, die zeigen, wie der Körper das Objekt bewegt und wie das Objekt den Körper bewegt, lade ich die Besucher ein, die symbiotische Beziehung zwischen Qi (chinesisches Konzept der Lebensenergie und -kraft), Kultur, Bewegung und Materialität zu betrachten. Indem ich Räume für taktile Interaktion schaffe, möchte ich die Beziehung zwischen dem Publikum und den Objekten neu definieren und ein Gefühl der Verbindung und Intimität fördern.

Mit meiner Arbeit möchte ich aktiv dazu beitragen, performative Umgebungen zu schaffen, die die Trennung zwischen den Körpern der Performer oder Künstler und den versammelten Körpern der Zuschauer aufheben. Dies bedeutet den Zusammenbruch einer einfachen diametralen Machtstruktur und verlagert die Machtverhältnisse auf die Mikroebene vielfältiger Interaktionen und endloser möglicher Begegnungen. Ich erkenne die wachsende Bedeutung der Performance in ethnologischen Museumskontexten, stelle aber fest, dass sie immer noch oft übersehen wird oder unterrepräsentiert ist. Mein Beitrag zielt daher darauf ab, die Performance in den Vordergrund zu rücken, ihren Wert als Form des kulturellen Ausdrucks und der Repräsentation anzuerkennen und ein Bewusstsein für diese nicht-normative Art der Wissensbildung zu schaffen.

Format: Installation und Tanzperformance
Materialien:
Fächer, Schleier, Sockel

Über die Beitragende:

Jiaying Gao ist Doktorandin im Programm Advanced Practices (Abteilung Visuelle Kultur) an der Goldsmiths University of London, UK. Sie ist auch Tänzerin, Choreografin und Kuratorin. In ihrer Forschung untersucht sie die Überschneidung von Körperwahrnehmungen und dem Archiv, insbesondere im Rahmen von Tanzmuseen. Sie verfügt über umfangreiche Forschungserfahrung im Bereich des chinesischen Tanzes sowie der Kultur- und Ethnopolitik und deren Auswirkungen auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Jiaying führt derzeit ein praxisbasiertes Projekt durch, das darauf abzielt, die Performativität von Identitäten und Affekten in Tanzarchiven zu erweitern und zu reflektieren, und hat mehrere Tanzausstellungen kuratiert.

Aria Tilove – Das Queere befragen: Post-it Note Provokation

Als Teil meiner Masterarbeit interpretiert mein Projekt eine Queering-Strategie des Museums. Von Juni bis September 2023 führte ich Feldforschung durch und nahm wiederholt an der Führung des Ethnologischen Museums „Beyond the Norm: Ein queerer Blick auf Geschlecht und Sexualität in der ethnologischen Sammlung“ teil. Ich analysierte die Materialien der Führung und befragte Museumsmitarbeiter und Personen die die Führung leiteten. Meine daraus resultierende Post-it-Note-Intervention stellte das Wissen, die Macht und die Positionalität des Museums in Frage, indem sie Fragen, die durch die Führung, mich und die Teilnehmer des Museums aufgeworfen wurden, für einen kurzen Moment in die Dauerausstellung trug.

Besuchende konnten auf Fragen und Anregungen, welche ich an verschiedenen Orten der Sammlung als Post Its angebracht hatte mit weiteren Post Its reagieren. In einer begleiteten Führung erkundete ich mit Besundenden gemeinsam diese Orte und erklärte den Hintergrund meiner Fragen. So wurde die Ausstellung für einen kurzen Zeitraum zu einem Forum für Feedback und Gedanken rund um queere Bezüge im ethnologischen Museum.

Format: Tour und Feedback-Werkzeug
Materialien: Post-It Notes, Skript einer Museumsführung

Über die Beitragende:

Aria Tilove studiert im Master Research Training Program in Social Sciences an der Humboldt-Universität. Sie ist studentische Hilfskraft am Museum für Naturkunde, wo sie in der Abteilung Bildung und Vermittlung an Kooperationsprojekten zwischen dem Museum und Berliner Schulen arbeitet.

Karina Belik & Polina Shablovskaia – „Mapping Connections: Erforschung von Kontexten und Reflexion im Raum des Humboldt-Forums“

Da wir auf wenig hilfreiche Informationen über einzelne musealisierte Objekte und ihre abnehmende Klassifizierung innerhalb des Museumsraums gestoßen sind, schlagen wir eine Alternative vor: Unser Projekt versucht, ein komplexes Beziehungsgeflecht zwischen verschiedenen Elementen – sogenannten „Objekten“, Wandtexten, künstlerischen Interventionen, medialen Werkzeugen etc. – die im Humboldt Forum ausgestellt sind, zu beleuchten und über den Museumsraum hinaus zu erweitern – zum Beispiel auf das Depot der Sammlung oder auf globale Prozesse.

Eine der Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, ist die unterschiedliche Beschreibung von Museumsobjekten. Manche Objekte sind sehr detailliert, mit historischen Fakten, Provenienz, Material und Verwendung, die jeweils eigene Kontexte schaffen. Im Gegensatz dazu bieten andere nur minimale Informationen, die lediglich die geografische Herkunft, den Titel und das Datum enthalten. Diese Diskrepanz wirft wesentliche Fragen über den vielschichtigen Charakter dieser Objekte auf. Sind sie als Kunst, kulturelle Artefakte, religiöse Gegenstände oder historische Relikte zu betrachten, oder sind diese Kategorien gar nicht anwendbar? Es stellt sich auch die Frage nach der gastgebenden Institution selbst, nach der Politik ihrer (Re-)Konstruktion, dem Umgang mit Sammlungen, der Positionierung nach außen und den sie umgebenden lokalen und globalen Prozessen und Diskursen. Ist all dies ein Produkt demonstrativen Konsums während der Kolonialzeit, eine politische Entscheidung, eine Bildungsressource oder ein Forschungszentrum? Wir stellen die Notwendigkeit starrer Definitionen in Frage und plädieren für einen offeneren, interpretativen Ansatz.

Wir möchten das Engagement der Besucher fördern, indem wir sie einladen, sich aktiv an der Diskussion über die Ausstellungen im Humboldt-Forum zu beteiligen. Um die Verbindungen zwischen den Museumsobjekten darzustellen, haben wir eine digitale Karte erstellt, die die Besuchenden (auch jetzt noch) auf ihren eigenen Smartphones oder bereitgestellten Tablets bearbeiten können. Sie wird im Workshop-Raum und jetzt im digitalen Raum ausgestellt und von einem Diskussionsforum begleitet, auf dem die Besuchenden ihre Überlegungen zu den von uns gestellten Fragen mitteilen können. Unsere Initiative ist eine Antwort auf die dringende Notwendigkeit, den Kontext und die Zugänglichkeit von Informationen zu verbessern, die unserer Ansicht nach in verschiedenen Richtungen zwischen Besuchenden und Gruppen die mit dem Museum in Bezug stehen, sowohl außerhalb als auch innerhalb der Museumsexperten, zirkulieren sollten. Wir schaffen einen offenen und experimentellen Raum für den Wissensaustausch, der die Machtverhältnisse in der Wissensproduktion in Frage stellt und Raum für unterschiedliche Perspektiven bietet. Wir versuchen, mit konventionellen Organisationsmethoden zu brechen und fördern stattdessen einen partizipativen und reflektierenden Ansatz zur Erkundung der Ausstellung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Mapping Connections“ traditionelle Museumspraktiken in Frage stellt und einen neuartigen und integrativen Weg bietet, das vielfältige kulturelle Erbe in Museumsausstellungen zu erkunden und zu respektieren. Unser Projekt befähigt die Besucher, aktiv an der Erschaffung von Erzählungen mitzuwirken, indem es ein dynamisches und vielschichtiges kollektives Verständnis der Museumssammlungen fördert.

Format: Interaktive digitale Karte bei miro, Im Ausstellungsraum: Feedbackbord

Materialien: Miro board, Projektor, Tablet, Sticker

Über die Beitragenden:

Karina Belik ist Masterstudierende der Europäischen Ethnologie an der Humboldt-Universität und studentische Hilfskraft in der Abteilung für Strategie der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. In ihrer Forschung untersucht sie Erinnerungskulturen in Russland, die Beziehungen zwischen der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und dem aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine, die damit verbundene russische Kolonialpolitik sowie dekoloniale und solidarische Initiativen und künstlerische Praktiken.

Polina Shablovskaia macht derzeit ihren Master in Interdisziplinären Nahoststudien an der Freien Universität Berlin. Ihr Bildungshintergrund ist geprägt von ihrem Master in Linguistik an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg sowie einem Bachelor in Orient- und Afrikastudien, den sie an der gleichen Institution absolvierte. Polinas Forschungsinteressen sind vielfältig und umfassen die Geschichte und Kultur des Nahen Ostens sowie die Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation, was ihr Engagement für interdisziplinäre Wissenschaft widerspiegelt.

Meral Karacaoglan – Assoziatives Kuratieren: Die Kunstkammer im Humboldt Forum

Wenn wir ein ethnologisches Museum im europäischen Westen betreten, neigen wir dazu zu vergessen, dass die Objekte, die wir sehen, mit Emotionen verbunden waren, als sie von ihren früheren Besitzern benutzt wurden. Eine kuratorische Besonderheit der Kunstkammer, der ersten Kunstsammlung im ursprünglichen Berliner Schloss, die hier von etwa 1600-1750 aufbewahrt wurde, war die Möglichkeit, verschiedene Objektzusammenhänge zu assoziieren. Es gab noch keine strikte Unterscheidung zwischen den Disziplinen, nach denen Museen heute kulturelle Artefakte zum Beispiel als „ethnographisch“ oder „Kunstwerk“ kategorisieren.

Tauchen wir ein in die Vergangenheit und nutzen wir die Gelegenheit, kulturelle Artefakte mit Emotionen zu verknüpfen. Bringen wir die Gegenwart der Kunstkammer (teilweise) in unser Bewusstsein. Als alternative Erzählung untersuche ich, wie viel Kunstkammer heute noch in der Präsentation der Ethnologischen Sammlung im Humboldt Forum auftaucht und inwieweit der Mehrwert dieser historischen Ausstellungspraxis, der vor allem in der assoziativen Rezeption der Objekte liegt, ein Bewusstsein für die vielfältige Herkunft der Objekte schaffen kann.

Die Kunstkammer hat ihren kaiserlichen Ursprung im 16. Jahrhundert und war ursprünglich als Staatsschatz konzipiert. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde dieser Staatsschatz mehr und mehr nach bestimmten pädagogischen Gesichtspunkten kuratiert. In diesem Zuge wurde er im späten 18. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und „musealisiert“. Diese Kunstsammlung bildet bis heute die Grundlage für große Teile der gesamten historischen Museumslandschaft in Berlin, wobei die Objekte der Kunstkammer neben Objekten aus anderen Kontexten in die Ausstellung des Ethnologischen Museums integriert sind. Die Ausstellung folgt einem kuratorischen Narrativ, das zumeist die Herkunft der Objekte vor ihrer Existenz in Berlin thematisiert (sofern bekannt). Ein anderer Teil der Biografien dieser Objekte wird jedoch durch ihre Zeit in der Kunstkammer konstituiert, wo die Objekte von einer vielfältigeren Auswahl an Objekten umgeben waren als heute, was zu interdisziplinären kuratorischen Konzepten führte.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die meisten Objekte, die ein fester Bestandteil der Kunstkammer waren, nicht mehr sehen und dass sich Bedeutungen und Assoziationen je nach Kontext verschieben. Welche Gefühle assoziieren wir mit dem, was wir heute im Museum sehen? Konzipiert als Rundgang durch das Ethnologische Museum, wird der Besucher zu Artefakten geführt, die bereits Teil der Kunstkammer waren. Durch die Verknüpfung verschiedener Objektbiografien versuche ich, an die kuratorische Intention der ursprünglichen Kunstkammer anzuknüpfen, nämlich interdisziplinäre Assoziationsketten herzustellen und emotionale Verbindungen zwischen den nicht mehr sichtbaren Objekten zu erkennen.

Format: Tour

Materialien: Beamer-Projektion historischer Fotografien der Kunstkammer Objektfotografien auf Papier gedruckt, Tour Kunstkammer, Feedbackbogen Gefühle

Über die Beitragende:
Meral Karacaoglan studierte Kunstgeschichte in Berlin, Paris und Istanbul. Derzeit schreibt sie ihre Magisterarbeit unter der Betreuung von Prof. Dr. Horst Bredekamp über Repräsentationen von weiblicher Identität in der Malerei des 19. Jahrhunderts in der Alten Nationalgalerie Berlin und deren Auswirkungen auf die Sammlungspraxis des Museums damals und heute. Im Rahmen des Forschungsprojekts Museums and Society – Mapping the Social legte sie während ihres Studiums einen Schwerpunkt auf die Kunstgeschichte als Kulturgeschichte sowie die Museumsgeschichte. Meral wird im Februar 2024 eine Stelle als kuratorische Assistentin der hauseigenen Kunstsammlung des UN-Sekretariats in New York City antreten.

Sophie Breßler and Liza Fokina – S H A R D S

Ein Schloss, das neben einer Museumsinsel mit einer großen Sammlung von Objekten steht, wird eines Tages im Wasser versenkt. Was bleibt übrig? Leider – nichts, außer einer Metapher. Was passiert, wenn die Idee, „Nicht-Wort-Einheiten“ zu produzieren, auf die Leitmetapher der Scherbe trifft? Der Begriff „Scherbe“ wird in unserer gemeinsamen Arbeit verwendet, um die Fragmentierung und Unvollständigkeit von Geschichte zu betonen und gleichzeitig die Ansätze und Logiken europäischer Institutionen wie Museen und Archive in Frage zu stellen.

Durch Metaphern haben wir auch unsere eigenen Frustrationsmomente bei der Arbeit mit der Sammlung zu reflektiert und diese so übersetzt. Wir weigern uns, uns in unserem Projekt direkt mit den Objekten zu befassen, egal ob es sich um ausgestellte oder im Depot gelagerte Objekte handelt – unter anderem wegen der institutionellen Zugangsbeschränkungen. Dieses Dilemma hat uns jedoch dazu motiviert, über unsere eigenen kritischen Untersuchungen nachzudenken: Wie können wir durch die Praktiken der Pflege und Reparatur neue Wege der Wahrnehmung von Objekten finden? Können wir vielleicht spekulative und grenzwertige Aspekte von Objektgeschichten adaptieren, um neue Formen der Arbeit mit der Sammlung zu entwickeln? So wurden unsere Begegnungen mit dem Humboldt-Forum und unsere gegenseitigen Überlegungen zu einer gemeinsamen Erfahrung, die sich während der Arbeit mit dem Museum zu einem emotionalen Engagement und einer Entflechtung entwickelte. Das Objekt und die Klanginstallation, die wir präsentieren, sind ein Versuch, das Ergebnis des kollaborativen Denkens in Nicht-Wort-Einheiten zu verwandeln.

Format: Audio-Installation

Materialien: Aquarium, Objekt (Keramik), Insekten (Plastik), Kopfhörer

Den Text zur Installation finden Sie hier: *SHARDS*

Über die Beitragenden:

Sophie Breßler hat im Bachelor Sozial- und Kulturanthropologie und Musikwissenschaft studiert und ist derzeit Masterstudentin der Kunstgeschichte im globalen Kontext an der Freien Universität Berlin. Ihr Hauptinteresse liegt im Bereich der dekolonialen und diasporischen Ansätze.

Elizaveta Fokina ist Masterstudentin im Studiengang Interdisziplinäre Nahoststudien an der Freien Universität Berlin. Ihr aktuelles Interesse gilt Klängen, Archiven und Räumen.

Andreas Rumpf – Discussion Atmospheres

Ethnologische Museen als Institutionen werden im aktuellen Diskurs in Deutschland stark hinterfragt. Die Audiotour „Gesprächsatmosphären / Discussion Atmospheres“ macht verschiedene Tonarten von Gesprächen über Kolonialismus, ethnologische Museen und Rassismus im Museum hörbar. Dies geschieht nicht in dem Sinne, dass ein neues kuratorisches Programm vorgeschlagen wird, sondern in Form von tatsächlich gesprochenen Worten. Die Audiotour, welche Besuchende in ausgewählten Räumen des ethnologischen Museums hören konnten, setzt sich aus Gesprächsfragmenten über die koloniale Vergangenheit Deutschlands, die Institution des Völkerkundemuseums und die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Sie lädt Hörende ein zu hinterfragen, wie diese Gespräche die Art und Weise beeinflussen, wie „ethnographische“ Objekte ausgestellt werden. Wo lassen sich aktuelle Diskurse in der Präsentation von Objekten im Humboldt Forum ablesen?
Ziel des Audio-Rundgangs ist es, eine neue Perspektive auf die im Humboldt-Forum ausgestellten Objekte zu eröffnen: Sie sollen nicht als rätselhafte Ausdrucksformen fremder Kulturen betrachtet werden, sondern als aktive Akteure, die das kulturpolitische Leben und die Debatten im heutigen Deutschland gestalten und beeinflussen.

Format: Audio-Tour

 

Über den Autor:

Andreas Rumpf studiert Kultur- und Sozialwissenschaften im fünften Semester an der Humboldt-Universität. Er ist museumsbegeistert und hat an der Forschungsgruppe teilgenommen, um sich aus wissenschaftlicher Perspektive kritisch mit Museen auseinanderzusetzen. Sein besonderes Interesse gilt dem Museum als Ort der Wissensbildung und -vermittlung.

Christian Beltran – The Child Besides You

The Child Besides You befasst sich mit der Handhabung und Repräsentation von sogenannten Museumsobjekten, indem es die hierfür etablierte Präsentationsform queert. Anstatt das Publikum aufzufordern, seine Aufmerksamkeit auf eine Artefaktsammlung zu lenken, wird der Fokus auf ein Objekt gelenkt: eine Kinder-Schaufensterpuppe. Auf diese wird eine Video-Soundarbeit projeziert, die Zusammenschnitte von Kindheits- und Jugenderinnerungen aus YouTube Clips mit einer narrativen Reise in die eigene Kindheit kombiniert. Anstatt das Publikum darüber zu informieren, wie die Schaufensterpuppe ‚entdeckt‘ wurde, wird die Bedeutung dieses Artefakts vom Publikum durch Nähe, Kontiguität und evokative Materialien bestimmt. Im Wesentlichen bietet dieses Projekt nicht nur einen Raum für Reflexion, sondern auch für die Aktivierung von Erinnerungen. Das Publikum assoziiert sein vergangenes Selbst mit der Gegenwart und es entwickelt sich ein Gespräch zwischen dem Publikum und dem Artefakt. Somit stellt dieses Projekt das Publikum (und nicht das Museum) als Ort der Wissensproduktion in den Mittelpunkt.

Format: Installation mit Audio-Videoprojektion
Materialien: Schaufensterpuppen

Über den Beitragenden:

Christian Beltran studiert im Master am Institut für Englische Sprache und Literatur der Freien Universität. Er interessiert sich für Zeitlichkeitsstudien, queere Theorie und Joyce. Er ist Redakteur bei der FU-Revue, und seine Texte waren auf der Longlist des Berliner Schreibpreises. Er arbeitet in Berlin als Nanny.

Alessia Oesing & Emilia Gentis – Barrier

Format: Interaktive Installation Materialien: Glasobjekt, Lichtsensoren, Audiospur

Mögliche Beziehungen die im Museumskontext relevant werden können scheinen schier unendlich. Die Analyse des Zusammenspiels von Vitrinen, Licht, Raum, Klang, Materialien, Barrieren, Schildern und all den anderen unbelebten und belebten Elementen offenbart ein ungeschriebenes Regelwerk darüber, wie man sich in einem Museum verhält, wie man es wahrnimmt und wie man es gestaltet, sowohl für die Gäste als auch für das Personal, Künstler und alle anderen, die sich mit dem Museum beschäftigen. In diesen großen und kleinen Regeln wird eine „Norm“ aufrechterhalten, deren Auswirkungen man beim Betreten des Museums spürt. Was würde passieren, wenn wir anfangen würden, das Museum zu verändern, indem wir nur Teile dieser kuratorischen und institutionellen Logiken verändern? Im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Humboldt-Forum habe ich mich dafür interessiert, wie das Lichtschranken-System dazu beiträgt, Barrieren nicht nur aus Sicherheitsgründen zu errichten, sondern auch bestimmte Verhaltensnormen und die Art und Weise zu verstärken, wie man seine eigene Position wahrnimmt, wenn man auf das Display blickt. Indem ich dieses System als Teil der umfassenderen Ausstellungsstruktur hinterfrage, teste ich, wie die Veränderung des Museumsinneren (queere) Beziehungen zwischen den verschiedenen Elementen der Ausstellung und den Besuchern herstellen könnte.

In unserer Installation wird die Licht- und Klangbarriere neu interpretiert, anstatt sie zu verwerfen. Ich schlage eine andere Version vor, die aus meiner Perspektive als queerer junger Frau kommt. Ein ausgestelltes Glasobjekt auf einer Glasvitrine lädt dazu ein, näher zu kommen. Dabei werden die Besuchenden einen alternativen Klang wahrnehmen, der den allgemein beunruhigenden Alarmton durch eine queere Sprache ersetzt. Es ist ein Klang, den manche als einladend, andere als abstoßend empfinden könnten. In der Interaktion mit der Installation werden die Menschen aufgefordert, ihre Körpergefühle und ihre Beziehung zu den Objekten im Museum zu hinterfragen. Auf der Grundlage dieser neuen Erfahrung lädt die Installation dazu ein, darüber nachzudenken, wie sich Museumsbesucher normalerweise fühlen, wenn sie ein Museum besuchen.

Über die Mitwirkenden:

Alessia Oesing (Idee und Konzept) studiert Humangeographie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie arbeitet auch in einem Club und beschäftigt sich leidenschaftlich mit dem Thema Bewusstsein. Darüber hinaus sind ihre Interessen als Künstlerin von Emotionen, Beziehungen und Körpern getrieben, die sie mit einem interdisziplinären Ansatz unterstreicht.

Emilia Gentis (technische Umsetzung) studiert Kommunikationsdesign an der HTW Berlin. In ihren Projekten wendet sie ein breites Spektrum an Interessen an, von Grafikdesign bis hin zu neuen Medien. Mit ihrer offenen Herangehensweise ist sie experimentierfreudig und versucht ständig, die Grenzen des traditionellen Designs zu verschieben.