Seminar Alia öffentlicher Raum

Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: Seminare im SoSe 2025 im Objektlabor gestartet

Ein neues Seed Funding Programm des Kompetenzfelds Wissensaustausch mit der Gesellschaft unterstützt transdisziplinär durchgeführte Seminare im Objektlabor finanziell und inhaltlich dabei, wissenschaftliche Fragen und Seminararbeit in Kooperation mit der Gesellschaft zu gestalten.

Im Zentrum der Seminare im Sommersemester 2025 steht die Auseinandersetzung mit Archiven, Sammlungen, Medien- oder Kunstobjekten als Träger historischer, politischer und ästhetischer Bedeutungen und Fragen der Darstellung oder auch des Verbergens. Durch forschungsorientierte, kuratorische und künstlerisch-praktische Zugänge experimentieren fünf Seminare mit Praktiken des Sichtbarmachens, Löschens, Transformierens und Neudenkens.

„Öffentlichkeit und Zensur. Zur materiellen Kultur von Bild- und Sprechverboten“

Dr. Katja Müller-Helle (Das Technische Bild, Institut für Kunst- und Bildgeschichte) und Dr. Alia Rayyan (Theorie und Praxis des Kuratierens, Zentrum für Kulturtechnik)

Die praxisorientierte Übung wirft einen historisch-systematischen Blick auf die Begriffe von Öffentlichkeit und Zensur und auf die spezifisch materiellen Praktiken ihrer kontextabhängigen Umsetzung: Blurring-Effekte, schwarze Balken, Überblendungen und Übermalungen reichen tief in die Debattengeschichte von Inhaltsregulierung hinein und sind gleichzeitig hoch aktuell und in ständiger Transformation. Der Kunstraum nimmt hinsichtlich des Umgangs, der Rahmensetzung oder Ausweitung des Sag- und Zeigbaren eine Sonderstellung ein: Er kann als Experimentierfeld verstanden werden, durch das Praktiken der Zensur umgangen, erweitert, überschrieben oder auch eingefordert werden. Hengame Hosseini, eine Künstlerin aus Teheran, deren Arbeit aus der gelebten Erfahrung innerhalb des soziopolitischen Kontexts im Iran heraus entsteht, wird das Seminar mitgestalten. Aus ihrer Perspektive als beobachtende Zeitzeugin spricht sie über öffentliche Räume, Sichtbarkeit und die visuelle Sprache des Widerstands – etwa im Rahmen der Bewegung ‚Frau, Leben, Freiheit‘, in der sich die Straße als Ort eines fortlaufenden Dialogs zwischen Repression und Ausdruck manifestierte. (Seminar auf Deutsch)

„Die Werkstatt der Kulturen archivieren: (post)migrantische Geschichten in den Künsten Berlins“

Dr. Habiba Hakimuddin Insaf (Institut für Kunst und Bildgeschichte) und Juana Awad (inherit.heritage in transformation)

Die Werkstatt der Kulturen (WdK) in Berlin war von 1993 bis 2019 die einzige staatlich geförderte Einrichtung der Stadt, die sich der Darstellung von Kunst und Kultur migrantischer Akteur*innen und Communities of Colour widmete. Mit Formaten wie Festivals, Konzerten, Filmvorführungen, Workshops und transnationalen Kooperationen bot sie eine Plattform für künstlerische Experimente für Einzelpersonen und Gruppen, die von anderen staatlich geförderten Kulturräumen in der Stadt weitgehend ausgeschlossen waren. Nach der Schließung durch den Berliner Senat hinterließ die WdK umfassendes Archivmaterial, das heute über 180 Kisten mit offizieller Korrespondenz, Fotos, Videos, Flyern usw. umfasst und die Arbeit von dreißig Jahren (post)migrantischer Kunst- und Kulturpräsentation in der Stadt dokumentiert. Das Seminar untersucht die Materialien in Zusammenarbeit mit dem treuhänderischen Verwalter der Archivsammlung, dem Migrationsrat Berlin e.V. als lokalem gesellschaftlichen Akteur. Anhand von Schlüsselfragen zu den Begriffen Archivierung und Präsentation erstellen die Teilnehmer*innen ein Grobverzeichnis der Archivsammlung und recherchieren und kuratieren Beispiele für die öffentliche Präsentation in Form einer virtuellen Ausstellung. (Seminar auf Deutsch und Englisch)

„Overloaded! Inter-Imperiale Verflechtungen von Materiellen und Fotografischen Sammlungen in Berlin und Wien“ (Café Interimperial)

Prof. Dr. Magdalena Buchczyk (Institut für Europäische Ethnologie), Dr. Hanin Hannouch (Weltmuseum Wien) und Anna Szöke (Ethnologisches Museum/Asian Art Museum)

Das Café Interimperial ist eine öffentliche, von Studierenden organisierte Veranstaltung, die im Rahmen des MA-Seminars Overloaded! Inter-imperial Entanglements of Material and Photographic Collections in Berlin and Vienna am Institut für Europäische Ethnologie stattfindet. In Zusammenarbeit mit dem Weltmuseum Wien und dem Ethnographischen Museum Berlin beschäftigen sich die Studierenden des Seminars mit den inter-imperialen Beziehungen, die sich in den Sammlungen von Fotografie und der materiellen Kultur in beiden Städten widerspiegeln. Das Café Interimperial verwandelt das Objektlabor für einen Tag in einen Pop-up-Raum für Austausch und Einblicke in die laufenden Forschungsprojekte der Studierenden. Die Veranstaltung lädt Wissenschaftler*innen und die interessierte Öffentlichkeit dazu ein, mit den Arbeiten der Studierenden, die die vielschichtige Geschichte verschiedener Objekte und Bilder Berlins und Wiens beleuchten, in einen Dialog zu treten. (Seminar auf Deutsch und Englisch)

„Meet the Sponges: Curating Dark Ecology, Deep Immersion, Shifting Senses and Other Relationality“

Felix Sattler (Kurator des Tieranatomischen Theaters, Zentrum für Kulturtechnik)

MEET THE SPONGE erforscht Theorien und Praktiken des Zugänglichmachens und Queerings von materiellem Erbe in Sammlungen, erprobt transversale Kuratierungsprozesse und setzt sich mit künstlerischen und indigenen Forschungsmethoden auseinander. Kuratorische Konzepte und Teilinhalte einer Ausstellung werden von Studierenden im Austausch mit akademischen und gesellschaftlichen Akteuren vorbereitet. Dies beinhaltet die Ausstellung oder performative Präsentation von Exponaten wie Artefakten, Kunstwerken und/ oder schriftlichen oder mündlichen Geschichten sowie die Entwicklung einer prägnanten kuratorischen Erzählung und Dramaturgie. Das Seminar arbeitet mit dem so genannten Tiefseekabinett, das mikroskopische Präparate von Glasschwämmen aus der Zoologischen Lehrsammlung der HU enthält, die im Rahmen der Tiefseeexpedition von Valdivia (1898-99) gesammelt wurden. Die Teilnehmer*innen des Projekts experimentieren mit der Etablierung einer neuen Beziehungsästhetik und -ethik zwischen Lebensformen der Tiefsee und Menschen. (Seminar auf Englisch)

“Lehrveranstaltung des Menzel-Dachs mit Matt Saunders: Remediations“

Dr. Jakob Schillinger (Menzel-Dach, Institut für Kunst- und Bildgeschichte) und Matt Saunders (Department of Art, Film and Visual Studies, Harvard University)

Ausgehend von Matt Saunders‘ eigener künstlerischer Praxis untersucht diese praxisorientierte Lehrveranstaltung Prozesse der „Remediation“ und des Transfers zwischen verschiedenen Medien. Ausgehend von der Malerei geht Saunders‘ Werk poröse und provokative Beziehungen zu anderen künstlerischen Formen ein, insbesondere zu Fotografie, Druckgrafik und Installation von Animationsfilmen. Um verschiedene Praktiken miteinander zu verknüpfen, umfasst der Kurs die Zusammenarbeit mit dem Steindrucker Ulrich Kühle. Dieser Ansatz des Maker-zentriertes Lernens und Lehrens wird von Matt Saunders, dem Zentrum für Kulturtechnik und dem Menzel-Dach, das demnächst als Ort für die Erkundung von künstlerischer Praxis in Forschung und Lehre wiedereröffnet wird, geteilt. (Seminar auf Englisch)

Kontakt:

Bei Fragen zum Progamm wenden Sie sich gerne an

Xenia Muth
Leonie Kubigsteltig

Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft
Tel: +49(0)30 2093-12892 | -12881
Email: wissensaustausch.hzk@hu-berlin.de