Vortrag: historische Tonaufnahmen indigener Stimmen und Traditionen

Sebastian Klotz hat im Rahmen der RUPERTO CAROLA RINGVORLESUNG der Universität Heidelberg mit dem Thema „IMMATERIELLES ERBE: EINE ZUKUNFTSRESSOURCE?“ im Juni 2023 eine Vorlesung zum Thema „Dokument oder transformative Ressource? Phonographische Aufnahmen im UNESCO-Register „Memory of the World“ gehalten. Der gesamte Vortrag ist als Video verfügbar.

Sebastian Klotz spricht über den sensiblen Umgang mit phonographischen Aufnahmen.

Wie ein angemessener und sensibler Umgang mit historischen Tonaufnahmen indigener Stimmen und Traditionen aussehen kann, ist Thema der nächsten Veranstaltung in der Ruperto Carola Ringvorlesung. Prof. Dr. Sebastian Klotz von der Humboldt-Universität zu Berlin spricht unter dem Titel „Dokument oder transformative Ressource?“ über „Phonographische Aufnahmen im UNESCO-Register Memory of the World“. Sein Vortrag ist Teil der Ringvorlesung mit dem Titel „Immaterielles Kulturerbe – eine Zukunftsressource?“, zu der die Universität Heidelberg in diesem Sommersemester einlädt. Hintergrund der Reihe bildet das vor 20 Jahren geschlossene Übereinkommen, mit dem sich die UNESCO für den Kulturerbe-Schutz einsetzt.

Die Veranstaltung mit Prof. Klotz findet am Mittwoch, 28. Juni 2023, in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18.15 Uhr.

Die historischen Walzenbestände des Berliner Phonogramm-Archivs wurden 1999 in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Seitdem haben sich, wie Prof. Klotz betont, die Perspektiven auf phonographische Aufnahmen verschoben. Galt die Würdigung durch die UNESCO damals in erster Linie der Sicherung und Wahrung verlorener oder gefährdeter Traditionen, rücken heute die Umstände ihrer Entstehung in das Blickfeld. Mit dem Konzept der sensiblen Sammlungen werden die eingeschränkten Rechte und Handlungsräume der unter kolonialen oder Kriegsumständen aufgezeichneten Akteure thematisiert. Indigenen Gruppen wurden ihre Stimmen und kulturellen Traditionen mithilfe ihnen nicht zugänglicher Technologien entzogen, um sie ohne weitere Einflussnahme auszuwerten und zu interpretieren. Nach den Worten des Referenten erweisen sich die historischen Aufnahmen als transformative Objekte, deren kulturelle Bedeutung nicht fixierbar ist, sondern multidimensional fortgesetzten Aushandlungsprozessen in Wechselwirkung mit den Herkunftskulturen unterliegt. Sebastian Klotz ist Professor für Transkulturelle Musikwissenschaft und Historische Anthropologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Quelle: Pressemitteilung Nr. 75/2023
Universität Heidelberg
22. Juni 2023