Archiv der Kategorie: Forschung

Zwei neue Zweitmitglieder am Zentrum für Kulturtechnik

Wir freuen uns sehr, Prof. Dr. Marcel Robischon und Dr. Friederike Landau-Donnelly als neue Zweitmitglieder am Zentrum für Kulturtechnik begrüßen zu dürfen. Mit ihrer fachlichen Expertise und ihren Erfahrungen im Bereich der Vermittlung und des Wissensaustauschs stärken sie die interdisziplinäre Arbeit am ZfK und die Vernetzung innerhalb der HU Berlin.

Friederike Landau-Donnelly ist politische Theoretikerin und Stadtsoziologin. Sie arbeitet hauptsächlich im interdisziplinären Feld der urbanen Kulturgeographie. Ihre Interessen konzentrieren sich auf Manifestationen politischer Agency und Aktivismus im urbanen Raum. 

Marcel Robischon ist Forstwissenschaftler, Pflanzenbiologe und Leiter der Abteilung für Agrarökologie an der HU. Darüber hinaus ist er Akademischer Direktor des Circle U Knowledge Hub on Climate und Direktor des Berlin Institute of Cooperative Studies (BICS). Er beschäftigt sich unter anderem mit dem Weltnatur- und Agrarerbe im Bereich der landwirtschaftlichen Bildung und Lehre. Im letzten Jahr wurde er in der Tagesspiegel-Reihe „Die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft 2024“ als herausragender „Vermittlungskünstler“ ausgezeichnet, der sein Wissen über Pflanzen und Biodiversität weit über die Universitätsgrenzen hinaus teilt.

Herzlich willkommen! Wir freuen uns auf die kommende Zusammenarbeit.

Interessierte Forschende der HU, die am Profil des Zentrums für Kulturtechnik anknüpfen wollen, können sich auf der Webseite des ZfK im Bereich „Mitgliedschaft-Mitglieder“ zur Zweitmitgliedschaft informieren.

Viktoria Tkaczyk wird mit der Caroline von Humboldt-Professur ausgezeichnet

Prof. Dr. Viktoria Tkaczyk, Wissenschafts- und Medienhistorikerin im Fachgebiet Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Zweitmitglied am Zentrum für Kulturtechnik, wurde im Dezember mit der Caroline von Humboldt-Professur ausgezeichnet. Die Namensprofessur geht mit einer einjährigen Projektförderung in Höhe von 80.000 Euro einher.

Viktoria Tkaczyk lehrt und forscht als Professorin für Medien und Wissen zu Technologien und Wissenstechniken der Frühen Neuzeit und Moderne. Sie leitet das DFG-Projekt „Rohstoffe der Geisteswissenschaften: Materielle Provenienzen von Arbeitsmedien“ und ist derzeit Teil der Teaching Faculty der International Max Planck Research School Knowledge and Resources.

Wir gratulieren ZfK-Zweitmitglied Viktoria Tkaczyk von Herzen zu diesem Erfolg!

Weitere Informationen zur Preisverleihung finden Sie unter “Aktuelles” auf der Webseite der HU
Nähere Einblicke in ihre Forschung und Lehre finden Sie auf der Webseite der Medienwissenschaft.

Neuerscheinung: Unearthing Collections: Archives, Time and Ethics

Unearthing Collections ist ein neuer Band, der von Magdalena Buchczyk (IfEE), Martín Fonck, Tomás Usón und Tina Palaić gemeinsam herausgegeben und von UCL Press veröffentlicht wurde. 

Das Buch ist vollständig im Open Access verfügbar und kann hier abgerufen werden.

Unearthing Collections lädt die Leser dazu ein, die Ethik von Sammlungen und Archiven aus der Perspektive der Zeit zu überdenken. Von Protesten der Bevölkerung gegen Gletscherproben bis hin zu ethischen Dilemmata rund um menschliche Überreste und politische Kunst untersuchen die Autoren die Herausforderungen des Sammelns, Ausstellens und Bewahrens von Spuren. 

Im Mittelpunkt des Buches steht das Konzept des „Ausgrabens“ – das Aufdecken verborgener Wahrheiten, das Freilegen von Schichten der Geschichte und das ans Licht bringen des Unbekannten. Es befasst sich damit, wie das Streben nach Wissen oft mit Kosten verbunden ist, darunter Vertreibung, Ausbeutung, Kommodifizierung und das bleibende Erbe von Imperialismus und Kolonialismus. 

Neben der Kritik an den extraktiven Praktiken, die viele Sammlungen und Archive geprägt haben, stellt das Buch das „Re-Earthing” vor – eine Praxis, die unser Verständnis von Spuren der Vergangenheit und unseren Umgang mit ihnen neu gestaltet. Als kritischer Ansatz erkennt „Re-Earthing“ die chaotische, verflochtene Natur dieser Spuren an und widersetzt sich Versuchen, sie zu kontrollieren oder zu bereinigen, sodass sie sich zu neuen Formen des Wissens entwickeln können. Diese Perspektive ermutigt Wissenschaftler, Archivare, Künstler und Sammler, Zeit und Spuren zu überdenken, vorherrschende Chronologien in Frage zu stellen und ethischere Arbeitsweisen mit Sammlungen und Archiven zu entwickeln. 

Das Buch wird begleitet vom „Practising Collection Ethics Toolkit“ – einer praktischen Ressource, die Museums- und Archivfachleute bei der Bewältigung ethischer Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Sammlungen unterstützen soll.

Diese Publikationen basieren auf der Arbeit von TRACTS COST Action, unterstützt von der COST Association – European Cooperation in Science and Technology. 

Evolutionsbiologe John Nyakatura erhält DFG-Projektförderung

Prof. Dr. John Nyakatura, Professor für Vergleichende Zoologie am Institut für Biologie und Zweitmitglied am Zentrum für Kulturtechnik, erforscht die Veränderung des Bewegungsapparats in der Evolution der Säugetiere. Sein Projekt „Robotic Paleontology. Ein neuer Schlüssel zum Verständnis der frühen Evolution der Säugetiere“ erhält ab 2026 für fünf Jahre Projektförderung der DFG im Rahmen ihres Reinhart Koselleck-Programms.

John Nyakaturas interdisziplinäre Forschung hat dazu beigetragen, das Gebiet der „robotischen Paläontologie“ zu etablieren. Ziel des aktuellen Forschungsprojekts ist es, einen neuen Blick auf die frühe Säugetierevolution zu ermöglichen und die methodischen Grundlagen für dieses interdisziplinäre Forschungsfeld weiter zu festigen.

Wir gratulieren ZfK-Zweitmitglied John Nyakatura von Herzen zu diesem Erfolg!

Detailliertere Projektbeschreibung auf der DFG-Website zu finden.

Weitere Informationen zu seiner Forschung auf der Website des Nyakatura Lab.

Neue Zweitmitglieder am Zentrum für Kulturtechnik

Kohorte Oktober 2025

Wir freuen uns sehr darüber, erneut eine Kohorte neuer Zweitmitglieder am Zentrum für Kulturtechnik zu begrüßen. Die Vernetzung von Forschenden, die bereits mit uns zusammenarbeiten oder Schnittstellen zu unseren Fachbereichen haben, zielt darauf ab, den interdisziplinären Austausch innerhalb der HU zu stärken.

In der ZfK-Zentrumsratssitzung am 15.10.2025 wurden aufgenommen:

  • Prof. Dr. Monika Ankele, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité
  • Prof. Dr. Ignacio Farías, Institut für Europäische Ethnologie, Georg Simmel Center for Urban Studies
  • Prof. Dr. Valentina Forini, Institut für Physik
  • Prof. Dr. Tobias Krüger, Geografisches Institut, IRI THESys
  • Dr. Jonas Tinius, Institut für Europäische Ethnologie, Berlin-Brandenburgische Landesstelle für Alltagskultur
  • Prof. Dr. Elisabeth Verhoeven, Institut für deutsche Sprache und Linguistik

Herzlich willkommen! Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Interessierte Forschende der HU, die am Profil des Zentrums für Kulturtechnik mit seinen drei Säulen “Ausstellen/Vermitteln”, “Heritage/Sammlungen” und “Wissensaustausch mit der Gesellschaft” anknüpfen wollen, können sich hier zur Zweitmitgliedschaft am ZfK informieren.

Research Lounge “Partizipation in der Forschung” am 3. Juni 2025

Die Research Lounge zum Thema „Partizipation in der Forschung” findet am Dienstag, 3. Juni 2025 von 14 bis 17 Uhr am Zentralinstitut Zentrum für Kulturtechnik (ZfK), Campus Nord, statt. Organisiert vom Team des Vizepräsidenten Forschung in Kooperation mit dem Kompetenzfeld „Wissensaustausch mit der Gesellschaft“ sind Wissenschaftler:innen der Humboldt-Universität und ihrer Partnereinrichtungen bei dieser Research Lounge zur Vernetzung eingeladen:  Anmeldung hier

Wissensaustausch mit der Gesellschaft wird durch partizipative und transdisziplinäre Ansätze zunehmend zu einem wichtigen Teil der Wissensproduktion in der Forschung. Während diese Ansätze in manchen Forschungsbereichen wie Nachhaltigkeits- und Innovationsforschung zum Standard gehören, gibt es in anderen Fachbereichen dazu weniger Erfahrungen und Austausch. Dabei gelten, neben anderen Forschungsmodi, partizipative und transdisziplinäre Forschungsmethoden als eine besonders gute Möglichkeit, innovative Lösungen zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beizutragen. Dazu können durch Kooperationen mit Bürger:innen, der organisierten Zivilgesellschaft, Kultur oder Politik neue Forschungsthemen erschlossen sowie durch deren aktive Teilnahme Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt werden.

Für partizipative Ansätze in der Forschung gibt es eine Vielzahl an Definitionen, Methoden und Erfahrungen sowie eine hohe Diversität der beteiligten Akteur:innen und Formen von Partizipation. Daher hat die Research Lounge “Partizipation in der Forschung” zum Ziel, den wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung in diesem Bereich zu fördern und die Vielfalt aktueller Forschungsaktivitäten und Erfolgsbeispiele an der Humboldt-Universität zu beleuchten.

Programm

14:00 Uhr – Begrüßung

Prof. Dr. Christoph Schneider (Vizepräsident für Forschung)
Xenia Muth, Leonie Kubigsteltig, Zentrum für Kulturtechnik

14:20 Uhr – Impulsvorträge

Dr. Saskia Schäfer (Institut für Asien- und Afrikawissenschaften):
Participatory research on democracy: Insights from civic education and local decision-making

Dr. Silke Stöber (Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften):
Participatory action research for food systems transformations: methods and challenges

Prof. Dr. Regina Römhild (Institut für Europäische Ethnologie):
Postcolonial Neighborhoods: A new experiment in collective ethnography and trans-academic collaboration

Prof. Dr. Elisabeth Verhoeven (Institut für deutsche Sprache und Linguistik):
Sprachen Berlins – Languages of Berlin: mapping the city’s linguistic diversity

Prof. Dr. Miriam Bouzouita (Institut für Romanistik):
Using Citizen Science to examine geospatial and sociolinguistic variation and change

Pause

Prof. Dr. Robert Arlinghaus (Integratives Fischereimanagement, IGB, IRI THESys):
Ko-Produktion von Wissen in Partizipation verändert Einstellungen, Normen und Haltungen von Praktiker:innen: Beispiele aus der Fischereiforschung

Prof. Dr. Heike Wiese (Institut für deutsche Sprache und Linguistik):
Mehrsprachigkeit gemeinsam gestalten: Partizipative Forschung mit Berliner Schüler:innen und Studierenden der HU

Dr. Constanze Saunders (Professional School of Education):
„Lernende Schulen und forschende Lehrkräftebildung“

Indrawan Prabaharyaka (Institut für Europäische Ethnologie):
Animation and Prototyping: Two transdisciplinary tools for knowledge exchange with more-than-human society

Dr. Stefanie Alisch (Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft):
Von Reasoning Sessions und Dubdampfer – Sound System Epistemologies vernetzt in Berlin

16:30 Uhr – Offenes Netzwerken

 

Um Anmeldung wird gebeten: für die Research Lounge hier anmelden. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Veranstaltung.

Research Lounge – Partizipation in der Forschung

Call for Contributions: Für die Research Lounge zu Themen Partizipation und Wissensaustausch mit der Gesellschaft Beiträge einreichen – bis zum 20. April 2025.

Die fünfte Research Lounge findet am Dienstag, 3. Juni 2025 von 14 bis 17 Uhr zum Thema „Partizipation in der Forschung” statt, diesmal am Zentralinstitut Zentrum für Kulturtechnik (ZfK) am Campus Nord. Organisiert vom Team des Vizepräsidenten Forschung in Kooperation mit dem Kompetenzfeld „Wissensaustausch mit der Gesellschaft“ sind Wissenschaftler:innen der Humboldt-Universität und ihrer Partnereinrichtungen bei dieser Research Lounge zur Vernetzung eingeladen.

Wissensaustausch mit der Gesellschaft wird durch partizipative und transdisziplinäre Ansätze zunehmend zu einem wichtigen Teil der Wissensproduktion in der Forschung. Während diese Ansätze in manchen Forschungsbereichen wie Nachhaltigkeits- und Innovationsforschung zum Standard gehören, gibt es in anderen Fachbereichen dazu weniger Erfahrungen und Austausch. Dabei gelten, neben anderen Forschungsmodi, partizipative und transdisziplinäre Forschungsmethoden als eine besonders gute Möglichkeit, innovative Lösungen zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beizutragen. Dazu können durch Kooperationen mit Bürger:innen, der organisierten Zivilgesellschaft, Kultur oder Politik neue Forschungsthemen erschlossen sowie durch deren aktive Teilnahme Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt werden.

Für partizipative Ansätze in der Forschung gibt es eine Vielzahl an Definitionen, Methoden und Erfahrungen sowie eine hohe Diversität der beteiligten Akteur:innen und Formen von Partizipation. Daher hat die Research Lounge “Partizipation in der Forschung” zum Ziel, den wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung in diesem Bereich zu fördern und die Vielfalt aktueller Forschungsaktivitäten und Erfolgsbeispiele an der Humboldt-Universität zu beleuchten.

Wir freuen uns über Beiträge von Wissenschaftler:innen aller Karrierestufen (R1-R4) und aus allen Disziplinen. Die Kurzpräsentationen von 7 Minuten können sich mit emoirischen oder theoretischen wissenschaftlichen Aspekten der partizipativen und transdisziplinären Forschung befassen oder praktische Perspektiven und Erfahrungen behandeln. Zu der, nicht abschließenden, Liste möglicher Vortragsthemen gehören:

Forschungen über Partizipation und Transdisziplinarität in der Wissenschaft:
  • Partizipations- und Transdisziplinaritätsforschung
  • theoretische und methodologische Reflexionen zur (Weiter-)Entwicklung der Partizipation in der Forschung
  • Responsible Research and Innovation (RRI)
  • Reflexionen aus der Impact- bzw. Wirkungsforschung, Erkenntnisse zur Wirkung und zum Mehrwert partizipativer und transdisziplinärer Forschung
Ansätze, Methoden, Case Studies:
  • Konzepte und Methoden sowie projekt- oder kontextspezifische Anwendung transdisziplinärer und partizipativer Beteiligungsprozesse in Forschungsprojekten und Lehre
  • Beispiele partizipativer Forschungsprojekte und Partizipationsformate
  • Erfahrungen aus Bereichen wie z. B. partizipative Aktionsforschung, partizipative Gesundheits- und Sozialforschung, Transformationsforschung, künstlerisches Forschen, Co-Kuration, Co-Design, Citizen Science, shared coding/computing
Herausforderungen und Prinzipien transdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Fokus auf:
  • Integration heterogener Wissensarten, Erfahrungswissen, Wissensedarfen und Erwartungen, Projektzielen und gewünschten Forschungsoutputs
  • Reflexionen zu Vertrauen, Ownership, Emotionen, Machtbeziehungen einschließlich der Reflexion der eigenen Rolle als Forscher:in im partizipativen Forschungsprozess
  • Theoretische Ansätze und Anwendung von Qualitätskriterien, Evaluationskriterien und Evaluationsmethoden
Ablauf und weitere Informationen
  • Die geplanten kurzen Impulsvorträge sollen 7 Minuten nicht überschreiten.
  • Bei Interesse an einem Impulsvortrag senden Sie bitte ein Abstract (ca. 100 bis maximal 250 Wörter) bis spätestens 20. April 2025 an vpfref[at]hu-berlin.de.
  • Die Veranstaltungssprachen sind Deutsch und Englisch.
  • Die Sprecher:innen werden bis zum 6. Mai 2025 benachrichtigt.
  • Die Veranstaltung findet am Zentralinstitut Zentrum für Kulturtechnik (ZfK) statt und wird vom Kompetenzfeld ‚Wissensaustausch mit der Gesellschaft‘ inhaltlich mitbetreut.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Veranstaltung. Für Fragen stehen Ihnen die Organisatorinnen der Research Lounge unter vpfref[at]hu-berlin.de zur Verfügung.

Foto: Nadine Zilliges, Humboldt-Universität zu Berlin

Ausschreibung für inherit Fellowships 2026-2027

Das Centre for Advanced Study – inherit. heritage in transformation, ein BMBF-gefördertes Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin, lädt herzlich zur Bewerbung für sein Fellowship-Programm ein. Das Programm läuft vom 1. Oktober 2026 bis zum 31. Juli 2027.  Diese Gelegenheit richtet sich an:

  • Erfahrene und Nachwuchswissenschaftler*innen (Postdocs)
  • Künstler*innen, Filmemacher*innen und Kurator*innen

📅 Bewerbungsschluss: 14. April 2025

Das Centre erforscht historische, gegenwärtige und potenzielle zukünftige Transformationen von Heritage und nimmt jedes Jahr bis zu fünfzehn internationale Fellows auf. Das Thema der Fellowships 2026-2027 lautet: “Addressing Heritage Loss”.
Bewerbungen sollten sich mit diesem Thema befassen und eine oder mehrere unserer Leitperspektiven einbeziehen: Dezentrierung des Westens, Dezentrierung des Menschen und Umwandlung von Werten. Besonders ermutigt werden Bewerbungen von Forschenden und zu Themen aus unterrepräsentierten Regionen, insbesondere dem Globalen Süden und Osteuropa.

🔗 Weitere Informationen zur Ausschreibung:
inherit.hu-berlin.de/open-call

Die Familie der Pandas: Wie Menschen Verwandtschaft messen, um Arten zu schützen

Der Sozialanthropologe Christof Lammer erforscht als Fellow des Käte Hamburger Kolleg inherit. heritage in transformation, wie Verwandtschaft im Artenschutz gemessen wird und was das mit Tieren, Menschen und ihren Beziehungen macht. Am Beispiel des Großen Pandas zeigt er, welche Messungen hinter dem Argument über dessen europäische Herkunft und dem „genetischen Partnervermittlungsalgorithmus“ stecken.

Was ist Verwandtschaft? Und wie unterscheidet sie sich von anderen Beziehungen? Für den Sozialanthropologen Dr. Christof Lammer sind diese Fragen gar nicht so leicht zu beantworten. Spannender sei es ohnehin, zu fragen, wie Menschen Verwandtschaft messen und was sie mit den Ergebnissen machen, sagt der Wissenschaftler, der an der Universität Klagenfurt am Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik arbeitet. Seit März 2024 forscht er als Fellow im Käte Hamburger Kolleg „inherit. heritage in transformation“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Jahr lang untersucht er hier intensiv, wie Verwandtschaftsmessungen im Artenschutz angewendet werden und welche gesellschaftlichen Konsequenzen das hat.

Verwandtschaft wird erst durch den Prozess des Messens geschaffen und dieser wiederum ist politischen Absichten unterworfen. Diese Grundannahme setzt Christof Lammer seiner Forschung voraus. Genetische Messungen versprechen oft eindeutige Antworten, fügen Verwandtschaft aber nur eine weitere Bedeutungsebene hinzu. Durch Heirat oder Adoption entsteht Verwandtschaft im rechtlichen Sinn. In Ritualen können sogar Geister befragt werden, um Verwandtschaftsverhältnisse zu klären. Vorstellungen von Verwandtschaft als gelebte Nähe werden durch neue Forschungen zu chemischer oder mikrobieller Verwandtschaft wiederbelebt. Ziel sei es jeweils, Nähe oder Distanz, Ähnlichkeiten oder Unterschiede zu messen, um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe nachzuweisen. In einem von Christof Lammer mitherausgegebenen Sonderheft über Messungen menschlicher Verwandtschaft zeigen Beiträge aus Afrika, Asien, Europa und Amerika, wie dadurch über Staatsbürgerschaft, Erbschaft, Sorgerecht und sogar Leben und Tod entschieden wird.

Der Große Panda als Nationalschatz und globales Symbol

In seiner neuen Forschung wendet er sich Messungen tierischer Verwandtschaft zu. Als Beispiel dient dem Wissenschaftler ein Tier, das einen großen Niedlichkeitsfaktor, aber auch große Symbolkraft besitzt: Der Große Panda wird von der Volksrepublik China als Nationalschatz beansprucht und in der „Panda-Diplomatie“ eingesetzt, um politische Ziele durchzusetzen und Beziehungen zu pflegen. Gleichzeitig ist er Sinnbild für den weltweiten Natur- und Artenschutz – sichtbar etwa im Logo des WWF. „Diese doppelte Bedeutung macht den Großen Panda für meine Untersuchungen so richtig attraktiv“, erklärt Christof Lammer, der nicht nur Anthropologe, sondern auch Sinologe ist, bereits als Student ein Jahr lang in China lebte und gerade eine Ethnographie über Lebensmittelnetzwerke, demokratische Bürokratie und den chinesischen Staat veröffentlichte.

Für seine Forschung liest er vor allem naturwissenschaftliche Publikationen über Pandas und Dokumente wie Zuchtempfehlungen. „Dabei habe ich immer die Brille der Verwandtschaftsmessung auf“, erklärt er. „Wer misst wo, wie und zu welchem Zweck die Verwandtschaft zwischen Pandabären?“ Außerdem spricht er mit Pandawissenschaftler*innen aus der ganzen Welt, mit Paläontolog*innen, Endokrinolog*innen und knüpft Kontakte zu Zuchtexpert*innen und -einrichtungen. Das alles sind auch Vorbereitungen, um später mit der Methode der teilnehmenden Beobachtung als Feldforscher vor Ort zu sein und das Handeln aller Beteiligten aus nächster Nähe zu erleben. Mit dieser Methode aus den Sozialwissenschaften gelangen Forschende zu Erkenntnissen, die sich allein aus Gesprächen oder dem Lesen von Fachliteratur nicht erschließen lassen. Damit die Messungen gelingen, müssen Naturwissenschaftler*innen praktische Probleme lösen: Wie bringt man Pandas bei, am Experiment auf die gewünschte Art und Weise teilzunehmen? Was tun, wenn gewünschte Proben aufgrund von Tierschutzbestimmungen oder wegen des Aufbaus des Geheges nicht entnommen werden können? Und wie geht man mit Lücken im Zuchtbuch um?

Algorithmen empfehlen, welche Tiere sich paaren sollen

Pandas und ihre Zucht – dieses Thema ist auch ein Politikum. Erst kürzlich hat ein Artikel in der New York Times Zoos, die sich an Zuchtprogrammen beteiligen, als „Panda Factories“ verunglimpft und das Motiv des Artenschutzes infrage gestellt. Stattdessen gehe es dabei hauptsächlich um finanziellen Gewinn. „In diese polarisierenden Kerben möchte ich mit meinem Projekt nicht schlagen“, betont Christof Lammer, der stattdessen folgenden Fragen auf den Grund gehen möchte: Anhand welcher Kriterien machen Menschen „Natur“ zu einem schützenswerten Erbe, das für nachkommende Generationen erhalten werden soll? Welche Tiere werden dafür aus welchen Gründen ausgewählt?

Die Vermutung des Forschers: Verwandtschaftsmessungen spielen bei dieser Auswahl eine große Rolle. Das zeigt sich etwa bei den Zuchtprogrammen von Zoos, wo in einem aufwendigen Verfahren anhand der genealogischen Aufzeichnungen aus dem Zuchtbuch und mithilfe von Software entschieden wird, welche Pandas sich paaren und fortpflanzen sollten. Der dafür genutzte Algorithmus geht davon aus, dass Tiere, die aus der Wildnis stammen, nicht miteinander verwandt sind. Für die übrigen Pandas in menschlicher Obhut berechnet die Software deren verwandtschaftliche Nähe zueinander und produziert ein Ranking. Tiere mit wenigen nahen Verwandten gelten als sehr wertvoll. Das am besten passende Partnertier wird anhand eines Matchwertes ermittelt. Das Ziel dieser ausgeklügelten Zuchtempfehlungen ist es, eine möglichst hohe genetische Vielfalt zu erhalten und so für eine gesunde Population zu sorgen.

Mit Pandas wird Politik gemacht

Für seine Forschungsfrage, welche politischen und artenschutzrelevanten Konsequenzen Verwandtschaftsmessungen haben können, ist dieses Prozedere für den Sozialanthropologen hochinteressant: „Es zeigt, dass nicht die Pandas an sich geschützt werden. Je nachdem, wie Verwandtschaft gemessen wird, werden bestimmte Tiere als mehr oder weniger wertvoll eingestuft und erhalten die Chance, sich zu vermehren, und die Pflicht, die Art zu erhalten.“

Der genetische Wert bestimmter Pandas wird für zoologische Einrichtungen auch ökonomisch relevant, wenn es darum geht, wo für niedlichen Pandanachwuchs gesorgt werden darf. Bisher sind Pandas, die über langfristige wissenschaftliche Leihen von China internationalen Zoos überlassen werden, von den Zuchtempfehlungen explizit ausgenommen. Innerhalb Chinas regen die Zuchtempfehlungen seit Jahren eine verstärkte Kooperation und Austausch zwischen Zoos und Zuchtstationen an. „Die Verwandtschaftsmessungen tragen also dazu bei, bürokratische Beziehungen zwischen Organisationen in China, und potenziell auch diplomatische Beziehungen, neu zu ordnen“, betont Christof Lammer. „Und so wirken sich die Messungen von Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Pandas auch auf Menschen aus.“

Die technologisch optimierte Zucht führt aber auch zu Kritik – etwa, weil sie zu einseitig sei und das Wohl der Tiere vernachlässige. Deshalb setzen einige Zuchtstationen auf das Verhalten der Tiere: „Es gibt in China Stationen, die ‚natürliche‘ Situationen nachahmen“, berichtet Christof Lammer: „Ein Weibchen kann dabei zwischen zwei Männchen wählen, die auf jeweils unterschiedlichen Seiten ihres Geheges gehalten werden. Wenn das Weibchen deutlich zeigt, dass es eine Seite bevorzugt, dürfen sich diese beiden Tiere paaren.“

Erkennen Tiere Verwandtschaft?

„Ob Pandas selbst Verwandtschaft erkennen können, ist ebenfalls eine spannende Frage, die zunehmend erforscht wird“, erklärt der Wissenschaftler. Ähnlichkeiten in der Fellfärbung, der Stimme oder im Geruch – all das könnten entscheidende Kriterien sein, mit denen Pandas erkennen, wie nah sie einander stehen. „Ich finde es extrem spannend, wie Menschen versuchen herauszufinden, wie Tiere Eltern, Geschwister oder Kinder erkennen können. Werden hier Verwandtschaftsvorstellungen auf die Tierwelt übertragen? Verändert sich dadurch wiederum, wie Menschen über Verwandtschaft denken? In der Sozialanthropologie gibt es gerade auch Debatten über Begriffe wie „Spezies“. Sind das Kategorien, die wir den Tieren zumuten oder sind sie für ihre Beziehungen tatsächlich auch relevant?“, fragt Christof Lammer.

In den kommenden Monaten wird er sich weiterhin mit dem Großen Panda und dem Thema Artenschutz beschäftigen. „Es ist ein Feld, in dem es sehr polarisierende Debatten gibt“, betont der Forscher. „Einmal zwischen Arten- und Tierschutz, zum anderen aber auch zur Rolle von China in der Welt.“ Mit seinen Untersuchungen möchte er zeigen: „Wie Verwandtschaft in bestimmten Fällen gemessen wird, ist etwas, über das man diskutieren sollte.“ Die entscheidende Frage sei, welche Messungen von wem in welchen Situationen mobilisiert werden, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Kommen die Vorfahren des Pandas aus Europa?

Seine Zeit als Fellow in Berlin nutzt Christof Lammer, um sich mit den anderen Fellows auszutauschen und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Standen bisher vor allem Mensch-Tier-Beziehungen in seinem Fokus, verknüpft er seine Forschungen nun verstärkt mit der Frage von kulturellem Erbe: „In vielen Zoos auf der Welt und auch im Berliner Zoo werden Pandas in einem traditionellen chinesischen Setting dargestellt, mit Kalligraphie, Tuschezeichnungen und typischer Architektur, um die Zugehörigkeit des Pandas zu China zu betonen.“ Dabei ist spannend, dass es wissenschaftliche Hinweise darauf gibt, dass der Panda erst in der Mao-Ära im 20. Jahrhundert zu einem wichtigen Symbol des modernen, sozialistischen Chinas wurde – gerade deshalb, weil es keine eindeutigen kulturellen Darstellungen aus der Kaiserzeit von ihm gab. „Den Impuls, auf dieses Spannungsfeld zu achten, habe ich durch den engen Austausch bei inherit erhalten“, erklärt Christof Lammer.

Und noch eine weitere überaus spannende Debatte wird der Forscher demnächst ebenfalls genauer unter die Lupe nehmen: „In der Paläontologie wird Verwandtschaft unter anderem anhand morphologischer Merkmale bestimmt, um Stammbäume über viele tausende Jahre hinweg zu rekonstruieren“, erklärt Christof Lammer. Bei Forschungen zur Abstammungsgeschichte der Bären standen lange Zeit Zähne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Mich fasziniert, wie anhand von wenigen Zähnen, die als Fossilien, Replikate aus Gips und Silikon, oder auch nur als Beschreibungen vorliegen, mit Hilfe von Vorstellungen über Verwandtschaft als körperliche oder verhaltensmäßige Ähnlichkeit, aus kleinen Unterschieden in Form oder dentalen Mikroverschleißstrukturen, große Ansprüche über Herkunft und Zugehörigkeit formuliert werden.“ Zumal das Ergebnis der paläontologischen Untersuchungen eine echte Sensation ist: Die Messungen machen längst ausgestorbene Bären aus Europa zu Vorfahren des Großen Pandas.

Das Käte Hamburger Kolleg inherit.heritage in transformation wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Seit Januar 2024 untersucht das Team gemeinsam mit Fellows aus der ganzen Welt, wie kulturelles Erbe Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Differenz aufwirft. Ziel ist es, die Vorstellung dessen, was Kulturerbe sein kann, zu erweitern, indem das „natürliche“, „intellektuelle“ oder „genetische“ Erbe in die Forschung einbezogen wird und die Wechselwirkungen dieser unterschiedlichen Facetten erforscht werden. „Heritage“ wird als aktiver Prozess betrachtet, der durch global-gesellschaftliche Umwälzungsprozesse geprägt ist. Jedes Jahr fördert inherit 12 bis 15 Stipendiat*innen, die zwischen sechs und zwölf Monaten an der HU forschen und mit ihren innovativen Ansätzen die Heritage-Forschung weltweit voranbringen.

https://inherit.hu-berlin.de/

Publikationen

Lammer, Christof & Tatjana Thelen, Hrsg. 2021. Measuring Kinship: Gradual Belonging and Thresholds of Exclusion. Social Analysis 65(4).

Lammer, Christof. 2024. Performing State Boundaries: Food Networks, Democratic Bureaucracy and China. New York: Berghahn Books.

Fotocredit: Michelle Mantel

Ringvorlesung “Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen” – Wintersemester 2024/25

Die Ringvorlesung „Hands-on. Forschungsperspektiven auf Sammlungen“ geht der Frage nach, wie Forschende in ihren jeweiligen Disziplinen auf Sammlungen und Objekte zugreifen, wie sie diese für ihre Forschungsthemen befragen und nutzbar machen und auf welche theoretisch-methodischen Zugänge sie dafür zurückgreifen. Wissenschaftler:innen aus der Altamerikanistik, der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft, der Medizingeschichte, der Numismatik und der Filmwissenschaft stellen Beispiele aus der Sammlungs- und Objektforschung ihres Fachs vor und gehen dabei auch auf ihre Forschungsprojekte aus der BMBF-Förderrichtlinie „Vernetzen – Erschließen – Forschen. Allianz für Hochschulsammlungen“ (https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de/allianz2/) ein.

Veranstalterinnen:
Sarah Elena Link und Gesa Grimme
Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Sammlungen in Deutschland (https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de)

Ort und Zeit:
Die Veranstaltungen finden montags von 18 bis 20 Uhr im Kurssaal des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Anschließend besteht bei einem kleinen Umtrunk Gelegenheit zur Vernetzung und zum Austausch. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer Teilnahme per Zoom.

Teilnahme:
Die Teilnahme ist ohne Voranmeldung möglich und steht allen Interessierten frei!

Programm und Zoom-Link:
https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de/allianz2/ringvorlesung/

Plakat_Ringvorlesung_Hands On
Ringvorlesung „Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen”