Archiv der Kategorie: Publikation

Alia Rayyan: Praxis der Risse. Partizipative Kunstpraxis in Jerusalem neu denken

Veröffentlichung/Neuerscheinung

Alia Rayyan: Praxis der Risse – eine trans- und interdisziplinäre Untersuchung sozial engagierter Kunstinterventionen in Ost-Jerusalem, erschienen im Sammelband „Double bind postkolonial. Kritische Perspektiven auf Kunst und Kulturelle Bildung“, herausgegeben von María do Mar Castro Varela und Leila Haghighat.

Alia Rayyan befasst sich in diesem Beitrag mit Fragen zur Anwendung von sozial engagierter und partizipatorischer Kunst als emanzipatorische Kunstform im öffentlichen Raum unter Berücksichtigung spezifischer lokaler Bedingungen. Basierend auf ihrer trans- und interdisziplinären Untersuchung, um Erfahrungen als Kuratorin von sozial engagierten Kunstinterventionen in Ost-Jerusalem in eine theoretische Diskussion zu übersetzen, werden gesammelte Herausforderungen und alternative Ansätze mit angewandten, kanonisierten Theorien der partizipatorischen Kunstpraxis und deren Terminologien kontrastiert. Das Ergebnis ist eine Diskussion, die soziologische Ansätze, Überlegungen aus der Kunstwissenschaft, der Erinnerungswissenschaft, der politischen Ideengeschichte sowie der Postcolonial Studies miteinander verbindet, ohne dabei den double bind der Autorin aus den Augen zu verlieren.

Double bind postkolonial. Postkoloniale Perspektiven im Kunstbetrieb und in der Kulturellen Bildung – Sammelband – herausgegeben von María do Mar Castro Varela und Leila Haghighat.
Cover Double bind postkolonial
Double bind postkolonial. Postkoloniale Perspektiven im Kunstbetrieb und in der Kulturellen Bildung – Sammelband – herausgegeben von María do Mar Castro Varela und Leila Haghighat. transcript Postcolonial Studies

Die Beiträge des Bandes beleuchten die Verantwortung der Kunst und Kunstvermittlung aus einer explizit postkolonialen Perspektive. Der Fokus liegt dabei auf dem »double bind«, der das Feld durchzieht und sich äußert in einer dilemmatischen Position zwischen Subversion und Affirmation. Dabei werden sowohl diskriminierende Praxen im Feld entlarvt als auch eine (auto-)kritische Theorieentwicklung vorangetrieben.

Mit Beiträgen von Gayatri Chakravorty Spivak, Nikita Dhawan, Ruth Sonderegger, Hayat Erdoğan, Aicha Kaleko, Sandra Babli, Joy Kristin Kalu, Anja Quickert, Thu Hoài Tran, Sruti Bala, Sab Naq, Tasnim Baghdhadi, Alia Rayyan, Carla Bobadilla, Carmen Mörsch, Mai-Anh Boger, Nina Simon, Nicole Suzuki, Rajkamal Kahlon

Weitere Informationen: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4986-4/double-bind-postkolonial/

Publikation „Das resonante Museum“

Das internationale Kulturprojekt Mindscapes endet mit der Publikation ‘Das resonante Museum’, einem Booklaunch im Gropius Bau und dem Launch seines Online-Archivs. 
 
Nach zwei Jahren Projektlaufzeit endet das internationale Kulturprojekt Mindscapes. Finanziert vom britischen Wellcome Trust beschäftigte sich das Projekt mit der Frage, wie Kultur zu einer Veränderung beitrage kann, wie mentale Gesundheit verstanden und definiert wird, wie damit umgegangen wird, und über sie gesprochen wird. In enger Kooperation mit dem Gropius Bau wurde das Projekt am HZK kuratorisch und wissenschaftlich von Dr. Margareta von Oswald betreut. 
 
Abschließend erscheint die Publikation ‘Das resonante Museum. Berliner Gespräche über mentale Gesundheit’ im Verlag der Buchhandlung Franz und Walther König auf deutsch und englisch
 
Die Grundlage für dieses Buch ist das Gespräch über mentale Gesundheit. Die Gespräche sind eine Momentaufnahme aus den Jahren 2021 und 2022 in Berlin. Personen aus Wissenschaft, Kultur, Politik und aktivistischen Kontexten äußern sich und zeigen auf: Wenn über mentale Gesundheit gesprochen wird, wird über Gesellschaft gesprochen. Diese Gespräche entstanden im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Gropius Bau und Mindscapes, dem internationalen Kulturprogramm zum Thema mentale Gesundheit von Wellcome. Einleitende Texte diskutieren Öffnungsprozesse im Museum, und stellen die Frage, wie Museen zu gesellschaftswirksamen Orten werden können.
 
Wir feiern die Veröffentlichung des Buches am 30. September im Gropius Bau
 
Außerdem haben wir in den letzten Monaten intensiv am internationalen Archiv des Projekts gearbeitet. Dieses ist nun online verfügbar auf www.mindscapes.community

Die Publikation „Heritage Futures“ ist in der Auswahl für den EAA-Buchpreis 2023

Die EAA (European Association of Archaeologists) vergibt jährlich den EAA-Buchpreis, um aktuelle Veröffentlichungen von EAA-Mitgliedern zu würdigen. Bis zum Stichtag 28. Februar 2023 gingen insgesamt 49 Nominierungen ein. Das Komitee zur Auswahl des Buchpreises hat zehn Publikationen in die engere Auswahl genommen, die es weiter bewerten wird. Der Gewinnertitel wird bei der Eröffnungszeremonie der 29. EAA-Jahrestagung in Belfast, Nordirland, bekannt gegeben. Die Publikation „Heritage Futures“ befindet sich in der engeren Auswahl für den EAA Buchpreis 2023: Website des EAA Book Prize 2023.

Heritage Futures: Comparative Approaches to Natural and Cultural Heritage Practices
von Rodney Harrison, Caitlin DeSilvey, Cornelius Holtorf, Sharon Macdonald, Nadia Bartolini, Esther Breithoff, Harald Fredheim, Antony Lyons, Sarah May, Jennie Morgan, und Sefryn Penrose.
UCL Press 2020, Open Access.
Nähere Informationen und den kostenlosen Download der Publikation finden Sie auf der Website von UCL Press.

Magdalena Buchczyk: Weaving Europe, Crafting the Museum

Buchczyks Monografie Weaving Europe, Crafting the Museum bietet neue Einblicke in die wenig bekannte Sammlung des Museums Europäischer Kulturen (MEK) in Berlin. Sie erforscht die Geschichte und den Wandel der materiellen Kultur in Europa anhand der Geschichten eines Korbes, eines Teppichs, einer Weste, einer Uniform und eines Kleides. Der Fokus auf die Objekte des MEK bietet eine innovative und herausfordernde Art, Textilkultur und Museen zu verstehen. Das Buch zeigt, dass Textilien gleichzeitig als materieller Forschungsgegenstand und als Objektiv, durch das sich Museen betrachten lassen, verwendet werden können. Auf diese Weise schließt die Publikation eine Forschungslücke, indem es das Wissen über Textilien wieder ins Museum zurückbringt.

Jedes Kapitel konzentriert sich auf eine Objektgeschichte und kann einzeln gelesen werden. Von den Wachsfigurenkabinetten des 19. Jahrhunderts über die Sammlungen des Nationalsozialismus, die Ausstellungen des Kalten Krieges in Ost- und West-Berlin bis hin zu den institutionellen Umschichtungen nach der deutschen Wiedervereinigung wird die sich dramatisch verändernde Geschichte des Museums und seiner Sammlung aufgezeigt.
Auf der Grundlage von Recherchen mit Museumskurator*innen, Hersteller*innen und Nutzer*innen der Textilien in Italien und Deutschland, Polen und Rumänien bietet die Monografie intime Einblicke in die Art und Weise, wie Objekte für sehr unterschiedliche soziale und politische Effekte mobilisiert werden. Es wirft ein neues Licht auf die grenzüberschreitenden Bewegungen, die politische Verwendung von Textilien durch faschistische und kommunistische Regime, dem Vergessen und dem kulturellen und touristischen Nachleben von Objekten. Das Buch befasst sich mit diesem komplexen musealen Erbe und zeigt neue Wege auf, um die Zukunft zu gestalten.

Weitere Informationen: https://www.bloomsbury.com/uk/weaving-europe-crafting-the-museum-9781350226739/

Über die Autorin: Magdalena Buchczyk ist Juniorprofessorin für Sozialanthropologie mit Schwerpunkt auf kulturellen Ausdrucksweisen  an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihr ethnographischer Forschungsbereich umfasst Sammlungen, materielle Kultur und immaterielles Erbe.

Viktoria Tkaczyk: Thinking with Sound – A New Program in the Sciences and Humanities around 1900

Viktoria Tkaczyk ist Professorin für Medien und Wissen im Fachgebiet Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

Thinking with Sound unternimmt eine Historisierung der auditiven Neurowissenschaften, ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das derzeit stark expandiert. Das Buch zeichnet nach, wie die Identifizierung des auditiven Cortex in der Neuroanatomie der 1860er Jahre sehr verschiedene Disziplinen zu neuen Theorien eines „Denkens in Klangbildern“ inspirierte.

Ferdinand de Saussure interpretierte das „akustische Bild“ als Schlüssel zur menschlichen Sprache, Sigmund Freud näherte sich der menschlichen Psyche über das auditive Unbewusste an, für Henri Bergson bewiesen imaginäre Klänge die Unabhängigkeit des Geistes von der physischen Wahrnehmung, Ernst Mach erklärte das vergleichende Hören zur zentralen Methode der Experimentalphysik, Carl Stumpf ging von kulturell geprägten Tonvorstellungen aus und nutzte diese für kulturvergleichende Studien.

In seinen verschiedenen Ausprägungen verband der Topos eines „Denkens in Klangbildern“ an der Wende zum 20. Jahrhundert eine akademische Landschaft, die sich in zunehmend spezialisierte Forschungsbereiche aufspaltete. Dabei übten geistes- und naturwissenschaftliche Fachgebiete einen buchstäblich disziplinierenden Einfluss auf die Sprech-, Hör- und Denkweisen ihrer Zeit aus – gestützt auf zahlreiche neue Medientechnologien, aber auch eng verbunden mit kolonial-, imperial- und nationalpolitischen Programmen.

Weitere Informationen zur Publikation.

Neuer Band der Reihe „Bildwelten des Wissens“

Bildwelten des Wissens – Band 18.
Museale Reste. 

Herausgegeben von Nina Samuel und Felix Sattler

Reste fordern die Institution des Museums heraus. Sie sind Kippfiguren, die an Überschreitungen der taxonomischen, disziplinären, architektonischen und institutionellen Grenzen des Museums mitarbeiten. Sie sind überall anzutreffen – im Ausstellungsraum, im Depot, im Labor, in der Verwaltung. In jedem dieser Kontexte stehen andere Formen des Wissens und des praktischen Umgangs zur Verfügung, die den Status von Resten determinieren. Die Differenzierung von Wertgegenstand und Abfall betrifft das Selbstverständnis der Institutionen und die Entscheidung darüber, wann und unter welchen Bedingungen etwas erhaltenswert ist. Die Kategorie der „Reste“ zeigt, dass eine solche Trennung der Grundidee des Museums zuwiderläuft. Mit dem Rest existiert ein begriffliches Werkzeug, das Sammlungen und ihre Gegenstände im Hinblick auf ihre Veränderlichkeit und Instabilität erfassen kann und hilft, sie für Debatten in Konservierung, Kuration, Kunstgeschichte und Museumsanthropologie neu zu bewerten.

Gold Open Access – Museale Reste (PDF)

Museale Reste Publikation

Buchpublikation „Die Berliner Kunstkammer. Sammlungsgeschichte in Objektbiografien vom 16. bis 21. Jahrhundert“ (Michael Imhof Verlag, 2023)

Autor*innen: Horst Bredekamp, Eva Dolezel, Diana Stört, Marcus Becker, Meike Knittel und Sarah Wagner.

Die Sammlungsgeschichte der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer von den Anfängen um 1600 bis heute ist eine Überlieferung von globalen Verflechtungen und Sammelpraktiken. Im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Das Fenster zur Natur und Kunst“ wurden nun exemplarisch die vielschichtigen Herkunftsgeschichten der Objekte, ihre sich permanent ändernden Sinnzuschreibungen und ihre Wege in die Berliner Museen erforscht: In welcher Weise gelangten die Objekte in die Sammlung? Aus welcher Motivation heraus wurden Artefakte und Naturalien aus aller Welt gesammelt? In welche Kontexte wurden sie gestellt? Und wie werden ihre Zuschreibungen aus heutiger Sicht bewertet?

Weitere Forschungsergebnisse sind einsehbar auf der im Dezember 2022 veröffentlichten Onlineplattform berlinerkunstkammer.de.

Irene Hilden: Absent Presences in the Colonial Archive. Dealing with the Berlin Sound Archive’s Acoustic Legacies

Irene Hildens Dissertation über das Berliner Lautarchiv ist bei Leuven University Press in englischer Sprache erschienen.

Die Arbeit fokussiert Tonaufnahmen, die unter kolonialen Bedingungen produziert wurden. Sie untersucht Klangobjekte und Hörpraktiken, die “absent presences” kolonialer Subjekte aufzeigen, denen in den etablierten nationalen Erzählungen und kollektiven Erinnerungen wenig oder gar kein Platz eingeräumt wird.

Irene Hilden ist Postdoktorandin am Centre for Anthropological Research on Museums and Heritage (CARMAH) der Humboldt-Universität zu Berlin.

Auch im Open Access als Ebook verfügbar.

Gefangene Stimmen. Tonaufnahmen von Kriegsgefangenen aus dem Lautarchiv 1915 – 1918

Die Kulturwissenschaftlerin Britta Lange erforschte Tonaufnahmen von männlichen Kriegsgefangenen aus dem Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, angefertigt in deutschen Lagern, von Wissenschaftlern der Königlich Preußischen Phonographischen Kommission während des Ersten Weltkriegs. In diesem Buch geht sie jenen Stimmen nach, die heute auf Schellackplatten erhalten sind. Jedes Kapitel stellt dabei eine neue Begegnung dar und wirft vielschichtige Fragen auf: Wie können die historischen Zeugnisse heute nicht nur gehört, sondern auch erhört werden? Und welche Formen der Übersetzungen fordern sie heraus? In mehrfacher Hinsicht gefangen offenbaren die Stimmen in dieser umfangreichen Studie nicht nur ihre historische Gemachtheit als Tonaufnahme, sondern sie sind auch in der Lage, gegenwärtige Deutungen von archivarischer und wissenschaftlicher Praxis zu reflektieren.

Das Buch Gefangene Stimmen von Britta Lange ist ab sofort auch in englischer Sprache als eBook unter dem Titel Captured Voices erhältlich, in einer vom Deutschen Übersetzungsfonds geförderten Übersetzung von Rubaica Jaliwala.

 

Kältebilder. Ästhetik und Erkenntnis am Gefrierpunkt

Kältebilder. Ästhetik und Erkenntnis am Gefrierpunkt (Hg. Matthias Bruhn)

Bildwelten des Wissens – Band 17
Herausgegeben von Katja Müller-Helle, Claudia Blümle, Horst Bredekamp und Matthias Bruhn

Als Mittel der Konservierung ist Kälte seit alters her von fundamentaler Bedeutung für die menschliche Kultur, doch erst mit dem Industriezeitalter wurden Verfahren künstlicher Kühlung ersonnen, die heute selbstverständlich sind. Mit ihr gingen neue Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung einher. Die gefrorene Bewegung wurde zur Metapher der verlangsamten Aufzeichnung. Ohne Kryotechnik gäbe es auch keine modernen Rechen- und Bildgebungsprozesse. Derartige Formen eiskalter Beobachtung stehen andererseits Sichtbarkeitsverluste durch Frost oder Niederschlag gegenüber, so wie die künstliche Absenkung von Temperaturen gerade durch ihren Energieverbrauch den Klimawandel weiter anheizt. Die Kühltechnik erreicht in jeder Hinsicht neue Tiefst- und Höchstmarken – mit umfassenden Folgen für das Wissen und die Wahrnehmung.

Video-Clip zum Band: Kältebilder (YouTube)

ePub – Open Access – Kältebilder. Ästhetik und Erkenntnis am Gefrierpunkt (PDF)

© Bruhn, Matthias. Kältebilder: Ästhetik und Erkenntnis am Gefrierpunkt, Berlin, Boston: De Gruyter, 2021.
Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Lizenz.
e-ISBN (PDF) 978-3-11-074761-4
https://doi.org/10.1515/9783110747614

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