Archiv der Kategorie: Forschung

Ausschreibung für inherit Fellowships 2026-2027

Das Centre for Advanced Study – inherit. heritage in transformation, ein BMBF-gefördertes Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin, lädt herzlich zur Bewerbung für sein Fellowship-Programm ein. Das Programm läuft vom 1. Oktober 2026 bis zum 31. Juli 2027.  Diese Gelegenheit richtet sich an:

  • Erfahrene und Nachwuchswissenschaftler*innen (Postdocs)
  • Künstler*innen, Filmemacher*innen und Kurator*innen

📅 Bewerbungsschluss: 14. April 2025

Das Centre erforscht historische, gegenwärtige und potenzielle zukünftige Transformationen von Heritage und nimmt jedes Jahr bis zu fünfzehn internationale Fellows auf. Das Thema der Fellowships 2026-2027 lautet: „Addressing Heritage Loss“.
Bewerbungen sollten sich mit diesem Thema befassen und eine oder mehrere unserer Leitperspektiven einbeziehen: Dezentrierung des Westens, Dezentrierung des Menschen und Umwandlung von Werten. Besonders ermutigt werden Bewerbungen von Forschenden und zu Themen aus unterrepräsentierten Regionen, insbesondere dem Globalen Süden und Osteuropa.

🔗 Weitere Informationen zur Ausschreibung:
inherit.hu-berlin.de/open-call

Die Familie der Pandas: Wie Menschen Verwandtschaft messen, um Arten zu schützen

Der Sozialanthropologe Christof Lammer erforscht als Fellow des Käte Hamburger Kolleg inherit. heritage in transformation, wie Verwandtschaft im Artenschutz gemessen wird und was das mit Tieren, Menschen und ihren Beziehungen macht. Am Beispiel des Großen Pandas zeigt er, welche Messungen hinter dem Argument über dessen europäische Herkunft und dem „genetischen Partnervermittlungsalgorithmus“ stecken.

Was ist Verwandtschaft? Und wie unterscheidet sie sich von anderen Beziehungen? Für den Sozialanthropologen Dr. Christof Lammer sind diese Fragen gar nicht so leicht zu beantworten. Spannender sei es ohnehin, zu fragen, wie Menschen Verwandtschaft messen und was sie mit den Ergebnissen machen, sagt der Wissenschaftler, der an der Universität Klagenfurt am Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik arbeitet. Seit März 2024 forscht er als Fellow im Käte Hamburger Kolleg „inherit. heritage in transformation“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Jahr lang untersucht er hier intensiv, wie Verwandtschaftsmessungen im Artenschutz angewendet werden und welche gesellschaftlichen Konsequenzen das hat.

Verwandtschaft wird erst durch den Prozess des Messens geschaffen und dieser wiederum ist politischen Absichten unterworfen. Diese Grundannahme setzt Christof Lammer seiner Forschung voraus. Genetische Messungen versprechen oft eindeutige Antworten, fügen Verwandtschaft aber nur eine weitere Bedeutungsebene hinzu. Durch Heirat oder Adoption entsteht Verwandtschaft im rechtlichen Sinn. In Ritualen können sogar Geister befragt werden, um Verwandtschaftsverhältnisse zu klären. Vorstellungen von Verwandtschaft als gelebte Nähe werden durch neue Forschungen zu chemischer oder mikrobieller Verwandtschaft wiederbelebt. Ziel sei es jeweils, Nähe oder Distanz, Ähnlichkeiten oder Unterschiede zu messen, um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe nachzuweisen. In einem von Christof Lammer mitherausgegebenen Sonderheft über Messungen menschlicher Verwandtschaft zeigen Beiträge aus Afrika, Asien, Europa und Amerika, wie dadurch über Staatsbürgerschaft, Erbschaft, Sorgerecht und sogar Leben und Tod entschieden wird.

Der Große Panda als Nationalschatz und globales Symbol

In seiner neuen Forschung wendet er sich Messungen tierischer Verwandtschaft zu. Als Beispiel dient dem Wissenschaftler ein Tier, das einen großen Niedlichkeitsfaktor, aber auch große Symbolkraft besitzt: Der Große Panda wird von der Volksrepublik China als Nationalschatz beansprucht und in der „Panda-Diplomatie“ eingesetzt, um politische Ziele durchzusetzen und Beziehungen zu pflegen. Gleichzeitig ist er Sinnbild für den weltweiten Natur- und Artenschutz – sichtbar etwa im Logo des WWF. „Diese doppelte Bedeutung macht den Großen Panda für meine Untersuchungen so richtig attraktiv“, erklärt Christof Lammer, der nicht nur Anthropologe, sondern auch Sinologe ist, bereits als Student ein Jahr lang in China lebte und gerade eine Ethnographie über Lebensmittelnetzwerke, demokratische Bürokratie und den chinesischen Staat veröffentlichte.

Für seine Forschung liest er vor allem naturwissenschaftliche Publikationen über Pandas und Dokumente wie Zuchtempfehlungen. „Dabei habe ich immer die Brille der Verwandtschaftsmessung auf“, erklärt er. „Wer misst wo, wie und zu welchem Zweck die Verwandtschaft zwischen Pandabären?“ Außerdem spricht er mit Pandawissenschaftler*innen aus der ganzen Welt, mit Paläontolog*innen, Endokrinolog*innen und knüpft Kontakte zu Zuchtexpert*innen und -einrichtungen. Das alles sind auch Vorbereitungen, um später mit der Methode der teilnehmenden Beobachtung als Feldforscher vor Ort zu sein und das Handeln aller Beteiligten aus nächster Nähe zu erleben. Mit dieser Methode aus den Sozialwissenschaften gelangen Forschende zu Erkenntnissen, die sich allein aus Gesprächen oder dem Lesen von Fachliteratur nicht erschließen lassen. Damit die Messungen gelingen, müssen Naturwissenschaftler*innen praktische Probleme lösen: Wie bringt man Pandas bei, am Experiment auf die gewünschte Art und Weise teilzunehmen? Was tun, wenn gewünschte Proben aufgrund von Tierschutzbestimmungen oder wegen des Aufbaus des Geheges nicht entnommen werden können? Und wie geht man mit Lücken im Zuchtbuch um?

Algorithmen empfehlen, welche Tiere sich paaren sollen

Pandas und ihre Zucht – dieses Thema ist auch ein Politikum. Erst kürzlich hat ein Artikel in der New York Times Zoos, die sich an Zuchtprogrammen beteiligen, als „Panda Factories“ verunglimpft und das Motiv des Artenschutzes infrage gestellt. Stattdessen gehe es dabei hauptsächlich um finanziellen Gewinn. „In diese polarisierenden Kerben möchte ich mit meinem Projekt nicht schlagen“, betont Christof Lammer, der stattdessen folgenden Fragen auf den Grund gehen möchte: Anhand welcher Kriterien machen Menschen „Natur“ zu einem schützenswerten Erbe, das für nachkommende Generationen erhalten werden soll? Welche Tiere werden dafür aus welchen Gründen ausgewählt?

Die Vermutung des Forschers: Verwandtschaftsmessungen spielen bei dieser Auswahl eine große Rolle. Das zeigt sich etwa bei den Zuchtprogrammen von Zoos, wo in einem aufwendigen Verfahren anhand der genealogischen Aufzeichnungen aus dem Zuchtbuch und mithilfe von Software entschieden wird, welche Pandas sich paaren und fortpflanzen sollten. Der dafür genutzte Algorithmus geht davon aus, dass Tiere, die aus der Wildnis stammen, nicht miteinander verwandt sind. Für die übrigen Pandas in menschlicher Obhut berechnet die Software deren verwandtschaftliche Nähe zueinander und produziert ein Ranking. Tiere mit wenigen nahen Verwandten gelten als sehr wertvoll. Das am besten passende Partnertier wird anhand eines Matchwertes ermittelt. Das Ziel dieser ausgeklügelten Zuchtempfehlungen ist es, eine möglichst hohe genetische Vielfalt zu erhalten und so für eine gesunde Population zu sorgen.

Mit Pandas wird Politik gemacht

Für seine Forschungsfrage, welche politischen und artenschutzrelevanten Konsequenzen Verwandtschaftsmessungen haben können, ist dieses Prozedere für den Sozialanthropologen hochinteressant: „Es zeigt, dass nicht die Pandas an sich geschützt werden. Je nachdem, wie Verwandtschaft gemessen wird, werden bestimmte Tiere als mehr oder weniger wertvoll eingestuft und erhalten die Chance, sich zu vermehren, und die Pflicht, die Art zu erhalten.“

Der genetische Wert bestimmter Pandas wird für zoologische Einrichtungen auch ökonomisch relevant, wenn es darum geht, wo für niedlichen Pandanachwuchs gesorgt werden darf. Bisher sind Pandas, die über langfristige wissenschaftliche Leihen von China internationalen Zoos überlassen werden, von den Zuchtempfehlungen explizit ausgenommen. Innerhalb Chinas regen die Zuchtempfehlungen seit Jahren eine verstärkte Kooperation und Austausch zwischen Zoos und Zuchtstationen an. „Die Verwandtschaftsmessungen tragen also dazu bei, bürokratische Beziehungen zwischen Organisationen in China, und potenziell auch diplomatische Beziehungen, neu zu ordnen“, betont Christof Lammer. „Und so wirken sich die Messungen von Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Pandas auch auf Menschen aus.“

Die technologisch optimierte Zucht führt aber auch zu Kritik – etwa, weil sie zu einseitig sei und das Wohl der Tiere vernachlässige. Deshalb setzen einige Zuchtstationen auf das Verhalten der Tiere: „Es gibt in China Stationen, die ‚natürliche‘ Situationen nachahmen“, berichtet Christof Lammer: „Ein Weibchen kann dabei zwischen zwei Männchen wählen, die auf jeweils unterschiedlichen Seiten ihres Geheges gehalten werden. Wenn das Weibchen deutlich zeigt, dass es eine Seite bevorzugt, dürfen sich diese beiden Tiere paaren.“

Erkennen Tiere Verwandtschaft?

„Ob Pandas selbst Verwandtschaft erkennen können, ist ebenfalls eine spannende Frage, die zunehmend erforscht wird“, erklärt der Wissenschaftler. Ähnlichkeiten in der Fellfärbung, der Stimme oder im Geruch – all das könnten entscheidende Kriterien sein, mit denen Pandas erkennen, wie nah sie einander stehen. „Ich finde es extrem spannend, wie Menschen versuchen herauszufinden, wie Tiere Eltern, Geschwister oder Kinder erkennen können. Werden hier Verwandtschaftsvorstellungen auf die Tierwelt übertragen? Verändert sich dadurch wiederum, wie Menschen über Verwandtschaft denken? In der Sozialanthropologie gibt es gerade auch Debatten über Begriffe wie „Spezies“. Sind das Kategorien, die wir den Tieren zumuten oder sind sie für ihre Beziehungen tatsächlich auch relevant?“, fragt Christof Lammer.

In den kommenden Monaten wird er sich weiterhin mit dem Großen Panda und dem Thema Artenschutz beschäftigen. „Es ist ein Feld, in dem es sehr polarisierende Debatten gibt“, betont der Forscher. „Einmal zwischen Arten- und Tierschutz, zum anderen aber auch zur Rolle von China in der Welt.“ Mit seinen Untersuchungen möchte er zeigen: „Wie Verwandtschaft in bestimmten Fällen gemessen wird, ist etwas, über das man diskutieren sollte.“ Die entscheidende Frage sei, welche Messungen von wem in welchen Situationen mobilisiert werden, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Kommen die Vorfahren des Pandas aus Europa?

Seine Zeit als Fellow in Berlin nutzt Christof Lammer, um sich mit den anderen Fellows auszutauschen und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Standen bisher vor allem Mensch-Tier-Beziehungen in seinem Fokus, verknüpft er seine Forschungen nun verstärkt mit der Frage von kulturellem Erbe: „In vielen Zoos auf der Welt und auch im Berliner Zoo werden Pandas in einem traditionellen chinesischen Setting dargestellt, mit Kalligraphie, Tuschezeichnungen und typischer Architektur, um die Zugehörigkeit des Pandas zu China zu betonen.“ Dabei ist spannend, dass es wissenschaftliche Hinweise darauf gibt, dass der Panda erst in der Mao-Ära im 20. Jahrhundert zu einem wichtigen Symbol des modernen, sozialistischen Chinas wurde – gerade deshalb, weil es keine eindeutigen kulturellen Darstellungen aus der Kaiserzeit von ihm gab. „Den Impuls, auf dieses Spannungsfeld zu achten, habe ich durch den engen Austausch bei inherit erhalten“, erklärt Christof Lammer.

Und noch eine weitere überaus spannende Debatte wird der Forscher demnächst ebenfalls genauer unter die Lupe nehmen: „In der Paläontologie wird Verwandtschaft unter anderem anhand morphologischer Merkmale bestimmt, um Stammbäume über viele tausende Jahre hinweg zu rekonstruieren“, erklärt Christof Lammer. Bei Forschungen zur Abstammungsgeschichte der Bären standen lange Zeit Zähne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Mich fasziniert, wie anhand von wenigen Zähnen, die als Fossilien, Replikate aus Gips und Silikon, oder auch nur als Beschreibungen vorliegen, mit Hilfe von Vorstellungen über Verwandtschaft als körperliche oder verhaltensmäßige Ähnlichkeit, aus kleinen Unterschieden in Form oder dentalen Mikroverschleißstrukturen, große Ansprüche über Herkunft und Zugehörigkeit formuliert werden.“ Zumal das Ergebnis der paläontologischen Untersuchungen eine echte Sensation ist: Die Messungen machen längst ausgestorbene Bären aus Europa zu Vorfahren des Großen Pandas.

Das Käte Hamburger Kolleg inherit.heritage in transformation wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Seit Januar 2024 untersucht das Team gemeinsam mit Fellows aus der ganzen Welt, wie kulturelles Erbe Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Differenz aufwirft. Ziel ist es, die Vorstellung dessen, was Kulturerbe sein kann, zu erweitern, indem das „natürliche“, „intellektuelle“ oder „genetische“ Erbe in die Forschung einbezogen wird und die Wechselwirkungen dieser unterschiedlichen Facetten erforscht werden. „Heritage“ wird als aktiver Prozess betrachtet, der durch global-gesellschaftliche Umwälzungsprozesse geprägt ist. Jedes Jahr fördert inherit 12 bis 15 Stipendiat*innen, die zwischen sechs und zwölf Monaten an der HU forschen und mit ihren innovativen Ansätzen die Heritage-Forschung weltweit voranbringen.

https://inherit.hu-berlin.de/

Publikationen

Lammer, Christof & Tatjana Thelen, Hrsg. 2021. Measuring Kinship: Gradual Belonging and Thresholds of Exclusion. Social Analysis 65(4).

Lammer, Christof. 2024. Performing State Boundaries: Food Networks, Democratic Bureaucracy and China. New York: Berghahn Books.

Fotocredit: Michelle Mantel

Ringvorlesung „Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen“ – Wintersemester 2024/25

Die Ringvorlesung „Hands-on. Forschungsperspektiven auf Sammlungen“ geht der Frage nach, wie Forschende in ihren jeweiligen Disziplinen auf Sammlungen und Objekte zugreifen, wie sie diese für ihre Forschungsthemen befragen und nutzbar machen und auf welche theoretisch-methodischen Zugänge sie dafür zurückgreifen. Wissenschaftler:innen aus der Altamerikanistik, der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft, der Medizingeschichte, der Numismatik und der Filmwissenschaft stellen Beispiele aus der Sammlungs- und Objektforschung ihres Fachs vor und gehen dabei auch auf ihre Forschungsprojekte aus der BMBF-Förderrichtlinie „Vernetzen – Erschließen – Forschen. Allianz für Hochschulsammlungen“ (https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de/allianz2/) ein.

Veranstalterinnen:
Sarah Elena Link und Gesa Grimme
Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Sammlungen in Deutschland (https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de)

Ort und Zeit:
Die Veranstaltungen finden montags von 18 bis 20 Uhr im Kurssaal des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Anschließend besteht bei einem kleinen Umtrunk Gelegenheit zur Vernetzung und zum Austausch. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer Teilnahme per Zoom.

Teilnahme:
Die Teilnahme ist ohne Voranmeldung möglich und steht allen Interessierten frei!

Programm und Zoom-Link:
https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de/allianz2/ringvorlesung/

Plakat_Ringvorlesung_Hands On
Ringvorlesung „Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen“

Forschungsthema “Wasser”: Beiträge aus allen Fachbereichen gefragt!

Die Berlin University Alliance (BUA) lädt alle Angehörigen der vier Berliner Verbundpartnerinnen herzlich ein, sich im Rahmen des Objective 2 „Fostering Knowledge Exchange“ an der Gestaltung eines gemeinsamen Formats zu beteiligen. Derzeit wird in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der HU und dem Team des Humboldt Labors für 2025 ein inter- und transdisziplinäres Ausstellungsprojekt zum Thema „Wasser“ entwickelt.

Damit das Projekt die Ideen und Kompetenzen aller BUA Partnerinnen aufnehmen kann, möchten wir uns gerne einen Überblick darüber verschaffen, welche Forschungen an den vier Häusern stattfinden, die sich im engeren und weiteren Sinne mit dem Element Wasser befassen – beispielsweise mit den Eigenschaften von Wasser, mit seinen Funktionen z.B. als Katalysator oder als Trägersubstanz, mit Infrastrukturen für Wasser oder durch Wasser, oder mit ökologischen, politischen, sozialen, ebenso wie historischen, kulturellen, ästhetischen oder religiösen Implikationen von Wasser.

Wir freuen uns über zahlreiche und breit gefächerte Rückmeldungen von Ihnen. Dabei ist es nicht entscheidend, auf welcher wissenschaftlichen Karrierestufe Sie derzeit arbeiten.

Wir bitten alle Forschenden, Doktorand*innen und Studierende, die sich von dieser Themenstellung angesprochen fühlen und sich vorstellen könnten, hierzu etwas beizutragen und die eigenen Forschungen auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, bis zum 15. Februar 2024 hier eine erste Interessensbekundung abzugeben.

Wir möchten uns zunächst einen Überblick verschaffen und würden in einem zweiten Schritt mit einem kurzen Fragenkatalog (6 Fragen) auf Sie zukommen.

Selbstverständlich können Sie auch später noch entscheiden, ob Sie intensiver in dieses Projekt einbezogen werden möchten oder nicht. Wir möchten zunächst dem Anspruch gerecht werden, ein möglichst breites und vielfältiges Bild der lebendigen Forschung an den BUA-Häusern zusammenzustellen. Daher würden wir uns über rege Teilnahme sehr freuen. Für Ihre Rückfragen stehen Ihnen Leonie Kubigsteltig und Xenia Muth, Mitarbeiterinnen des HZK im Bereich Wissensaustausch mit der Gesellschaft, unter folgender Email zur Verfügung: wasser@berlin-university-alliance.de

Prof. Dr. Eva Ehninger,
im Namen des Objective 2 „Fostering Knowledge Exchange“ (BUA)

Interessensbekundung Projekt “Wasser”

Bild: Interaktiver Vorhang im Eingangsbereich des Humboldt Labors © HU / schnellebuntebilder. Foto: Philipp Plum

Projekt SODa: Ein Datenkompetenzzentrum für wissenschaftliche Universitätssammlungen

Verbundprojekt der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Kooperation mit der FAU Erlangen-Nürnberg, dem GNM Nürnberg und der IGSD e.V.

In den rund 1400 wissenschaftlichen Objektsammlungen, die in Deutschland an Universitäten und Hochschulen betreut und in Forschung und Lehre genutzt werden, schlummern riesige Potenziale. Um diese adäquat und zukunftsgerecht auszuschöpfen, braucht es sowohl Datenkompetenzen als auch digitale Infrastrukturen. Das Verbundprojekt  “SODa – Sammlungen Objekte Datenkompetenzen” wird hier einen entscheidenden Schritt vorwärts gehen.

Initiiert und geleitet von der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland, die am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt Universität zu Berlin angesiedelt ist, wird SODa in den nächsten drei Jahren ein bundesweit wirkendes Datenkompetenzzentrum entwickeln und aufbauen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „Aufbau von Datenkompetenzzentren in der Wissenschaft“ mit 2,84 Millionen Euro gefördert. An die Humboldt-Universität zu Berlin gehen 1,2 Millionen Euro. Partner:innen für das Projekt sind die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das Germanische Nationalmuseum (GNM) und die Interessengemeinschaft Semantische Datenverarbeitung e.V. (IGSD).

Das Datenkompetenzzentrum wird ein vorwiegend virtueller Begegnungsort für alle sein, die in und mit wissenschaftlichen Universitäts- und Hochschulsammlungen lehrend und forschend arbeiten. Hier werden per E-Learning, auf Veranstaltungen, in Arbeitsgruppen oder in Kooperationen Datenkompetenzen vermittelt, Konzepte und Methoden diskutiert sowie gemeinsam geforscht und entwickelt.

Primäres Ziel dabei ist, Konzepte und Kenntnisse eines zeitgemäßen Forschungsdatenmanagement zu etablieren, das zugleich den spezifischen Anforderungen wissenschaftlicher Sammlungen und ihrer Objekte als auch modernen Kriterien an Offenheit, Qualität, Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit gerecht wird. Dazu gehören Kenntnisse zu Projektmanagement, Datenformaten, technischen Standards, Methoden der Datenanreicherung und -vernetzung, Kenntnisse und Bewusstsein in ethischen und rechtlichen Fragen sowie über Strategien für Langzeitverfügbarkeit.

Ein zweiter Schwerpunkt besteht in der Förderung und Weiterentwicklung der datengetriebenen Forschung in und mit wissenschaftlichen Sammlungen, unter anderem in den Bereichen der datengetriebenen Provenienzforschung, der Restaurierungs- und Konservierungsdokumentation, zu Methoden strukturierter Datenanalytik sowie zu Verfahren automatisierter Datenauswertung – unter anderem mit Methoden der KI.

Für diese Arbeit wird das Projekt eine cloudbasierte Dateninfrastruktur für das Erfassen, Analysieren, Bearbeiten, Anreichern, Transformieren, Vernetzen und nachhaltigen Zugänglichmachen von Sammlungs- und Objektdaten aufbauen, die allen Nutzer:innen kostenfrei zur Verfügung stehen wird. SODa wird eng mit den weiteren BMBF-geförderten Datenkompetenzzentrumsprojekten, mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und Akteur:innen im Spektrum von Wissenschaft und Museen zusammenarbeiten.

Prof. Dr. Sharon Macdonald, Direktorin des Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik zu SODa: “Es war die Humboldt-Universität zu Berlin, an der in den neunziger Jahren das materielle Erbe der Universitäten wiederentdeckt und inwertgesetzt wurde. Und es ist das Hermann von Helmholtz-Zentrum, das seit 2012 mit der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen dafür steht, dieses Erbe als moderne Infrastrukturen für Forschung, Lehre und Transfer zu aktivieren. Wir sind begeistert, dass wir mit SODa auf diesem Weg die digitale Sichtbarkeit und Nutzbarkeit der Sammlungen an allen Universitäten und Hochschulen fördern können!”

Für Rückfragen steht Martin Stricker (martin.stricker@hu-berlin.de, Tel. 030 2093 12879), Co-Sprecher der Koordinierungsstelle und SODa-Projektleiter, gern zur Verfügung.

Interview mit Johanna Stapelfeldt – Kuratorin im Humboldt Labor

„Per Knopfdruck wird die Ausstellung zum Veranstaltungsraum“

Ein interaktiver Fischschwarm, ein Modell des Ursauriers Orobates pabsti, eine Tank-Man-Figur (Foto) und vieles mehr erwartet die Besucher:innen des Humboldt Labors im Humboldt Forum.
Im Interview berichtet Johanna Stapelfeldt, die Kuratorin des Humboldt Labors, wie Besucher:innen an Forschungsprojekten beteiligt werden, welche Rolle Studierende der HU spielen und wo das Lautarchiv untergebracht sein wird. Ab 13. Juli können Zeitslots für die Ausstellung über das Humboldt Forum gebucht werden.

Das Interview finden Sie im Presseportal der HU: https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/juli-2021/nr-21714

Foto: Modell des „Tank Man“. © Fernando Sánchez Castillo / Foto: Philipp Plum

„BINDING BODIES. Perspektiven auf gebundene Füße“

Ab 2021 startet das dreijährige Forschungs- und Ausstellungsprojekt des Tieranatomischen Theaters „Binding Bodies. Perspektiven auf gebundene Füße“ in Zusammenarbeit mit dem MARKK – Museum am Rothenbaum in Hamburg und der Kunstuniversität Linz.

Ermöglicht wird dies durch die großzügigen Förderungen der Kulturstiftung des Bundes (Projektbeschreibung Binding Bodies), der Stiftung Preußische Seehandlung und der Alfred Töpfer Stiftung.

Von 2021 bis 2023 wird ein interdisziplinäres Team am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik / Tieranatomisches Theater, am MARKK und an der Kunstuniversität Linz in Kooperation mit weiteren internationalen Wissenschaftler_innen und Künstler_innen forschen. Den Abschluss des Projekts bilden Ausstellungen, die u.a. im MARKK Hamburg (2022) und im Tieranatomischen Theater (2023) gezeigt werden.

Zahlreiche ethnographische und anatomische Sammlungen Europas enthalten Präparate, Abgüsse, Röntgenbilder und Fotos von sog. „Lotosfüßen“, den gebundenen Füßen von Frauen in China. Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt BINDING BODIES nimmt diese Sammlungen zum Ausgangspunkt einer Recherche zur Diskursgeschichte weiblicher Körpermodifikationen. Schon Hans Virchow (1852–1940) und seine Kollegen ziehen in ihren Publikationen Vergleiche zu Spitzentanz, Stöckelschuhen und Korsett. Das Projekt unternimmt den Versuch einer „entangled history“ weiblicher Körperdeformationen zwischen Europa und China. Es untersucht die komplexen Wechselwirkungen von Selbst- und Fremdwahrnehmungen, rekonstruiert exemplarische Objektbiographien und kontextualisiert sie vor dem Hintergrund von Kolonial-, Gender-, Sozial- und Wissenschaftsgeschichte. Damit ist das Projekt auch Teil der aktuellen Kontroverse um den Umgang mit ethnographischen Objekten und insbesondere mit human remains in wissenschaftlichen Sammlungen.

Kurator_innen: Prof. Dr. Jasmin Mersmann (Projektleitung), Dr. Evke Rulffes, Felix Sattler
Projektträger: Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin
Partner_innen: Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Dr. Susanne Knödel, Gabriel Schimmeroth

Foto: Röntgenaufnahme des Lotusfußes einer 32-jährigen Frau, durch den Schuh aufgenommen, 1905 © Charité, Centrum für Anatomie, Humboldt-Universität zu Berlin, Fotografie: Barbara Herrenkind

„Digitales Netzwerk Sammlungen“ – ein Projekt der Berlin University Alliance

Sammlungen und Objekte nachweisen und recherchieren, Sammlungen identifizieren und beschreiben; Metadaten erzeugen und vernetzen, Provenienzforschung und Transfer unterstützen – dies sind die Stichpunkte, welche die Ziele der Machbarkeitsstudie rund um die wissenschaftlichen Sammlungen der Berliner Universitäten beschreiben.

Das Projekt wird gemeinsam von der Humboldt-Universität, Freier Universität und der Charité geleitet, bezieht sich aber auf Partner der Berlin University Alliance. Es wird angestrebt, IT-Systeme und digitale Strategien zu evaluieren, dabei verschiedene Perspektiven der wissenschaftlichen Nutzung, Vernetzung und Erschließung von Sammlungen zu berücksichtigen, ebenso fachspezifische Bedarfe. Mit Fallstudien zu Sammlungen, Nutzungs- und Digitalisierungsszenarien steht am Ende eine Handlungsempfehlung, welche Grundlage für eine nachhaltige Sammlungsinfrastruktur der Berliner Universitäten dienen soll.

Die Koordinierungsstelle für Universitätssammlungen in Deutschland (HU) mit ihrer bundesweiten und internationalen Expertise auf diesem Gebiet begleitet als Partner dieses Projekt, welches in seiner Zielrichtung als übergreifende Nachweisstruktur für Sammlungen ein Novum darstellt.

Zudem wird der übergreifende und transdisziplinäre Ansatz und die strategische Ausrichtung durch einen Experten-Beirat unterstützt.

„Digitales Netzwerk Sammlungen“ ist eine Komponente des Arbeitsbereichs „Sharing Resources“ der Berlin University Alliance. Der Zugang zu exzellenter Infrastruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor in der Förderung von Forschung und der Rekrutierung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen und neue Vorhaben gemeinsam und damit effizienter planen zu können. Sammlungen werden als Teil der komplexen Forschungsinfrastruktur angesehen, welche den vier Verbundpartnerinnen transparent und zugänglich sein sollen.

An den Berliner Universitäten sind über 90 wissenschaftliche, teilweise einzigartige Sammlungen bekannt. Universitätssammlungen entstanden und entstehen im Kontext wissenschaftlicher Forschung oder als Grundlage für die Lehre. In einigen Fächern bilden sie eine zentrale Forschungsgrundlage; in ihrer Vielfalt sind sie Grundlage für Fachgeschichte, Wissenschafts- und Kulturgeschichte, Objekt- und Sammlungsforschung. Die Berliner Sammlungen sind überwiegend in den Instituten untergebracht, was eine enge Einbindung in Lehre und Forschung begünstigt. Die Vernetzung der Sammlungen ist noch vergleichsweise schwach ausgeprägt und wenig organisiert, was derzeit ihre Nutzung erschwert.

Ein guter, zentraler Nachweis erleichtert und ermöglicht Provenienzforschung, die Zusammenarbeit in der Lehre, wissenschaftliche Kooperationen, Ausstellungen und Citizen-Science-Projekte. Gleichzeitig ist ein solches System aufgrund der Vielzahl von Anforderungen und der Interdisziplinarität eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Studie hat zum Ziel, im Zeitraum von 19 Monaten ein Konzept zu entwickeln und zu evaluieren, das die Sammlungen als wissenschaftliche Ressource erschließt und gleichzeitig den Bedarf der Berliner Sammlungen unterstützt.

Projektleitung und Kontakt

Dr. Yong-Mi Rauch (Sammlungsbeauftragte des Präsidiums, komm.)
yong-mi.rauch@ub.hu-berlin.de

Dr. Andreas Brandtner (Direktor der UB der Freien Universität)
brandtner@ub.fu-berlin.de

Prof. Dr. Thomas Schnalke (Leiter des medizinhistorischen Museums der Charité)
thomas.schnalke@charite.de

 

Berlin_University_Alliance
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern