Archiv der Kategorie: Wissensaustausch mit der Gesellschaft

Austausch zwischen Universität und Gesellschaft unterstützen: Einblicke in ein Public Engagement Praktikum

Interview mit Jayun Choi, Brown University

Jayun Choi verbrachte den Herbst 2025 an der Humboldt-Universität und absolvierte ein Praktikum beim Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik. Sie unterstützte vor allem universitätsweite Programme im Bereich Wissensaustausch mit der Gesellschaft und organisierte das Fluid Interdisciplinarities Festival mit. Im Interview teilt sie ihre Eindrücke über die Mitarbeit beim Austausch zwischen Universität und Gesellschaft.

 

Welche Erkenntnis hast du zum Thema Public Engagement gewonnen, insbesondere dazu, wie ein Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft funktionieren kann? 

Für mich ist eine wichtige Erkenntnis, dass es beim Public Engagement nicht in erster Linie darum geht, Wissenschaft zu vermitteln oder akademisches Wissen für die Öffentlichkeit aufzubereiten. Vielmehr geht es darum, Räume für den gegenseitigen Austausch zu schaffen, in denen Menschen teilnehmen, Fragen stellen und eigene Beiträge leisten können. Dies wurde für mich zum Beispiel während der Berlin Science Week deutlich, als Irina Demina, die Choreographin-in-Residenz am ZfK, ihre Forschungsarbeit an der Schnittstelle zwischen Volkstanz und künstlicher Intelligenz vorstellte. Anstatt ihre Arbeit abstrakt zu erklären, lud sie das Publikum ein, ihre Forschung durch Bewegung zu erleben. Sie ermutigte die Menschen, Fragen zu stellen und darüber nachzudenken, wie bewegungsbasierte Praxis als eine Form der Forschung funktionieren kann. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie effektiv Public Engagement als Prozess gemeinsamer Forschung funktionieren kann, bei dem Wissenschaft und Gesellschaft durch gelebte Erfahrung, Neugier und Austausch zusammenkommen.

Welches Projekt während deines Praktikums war für dich am bedeutungsvollsten? Und warum?

Während meines Praktikums war die Arbeit an der Kommunikation von Forschungs- und Kunstprojekten mithilfe sozialer Medien und Festivalmaterialien eines der bedeutungsvollsten Projekte für mich. Bei der Erstellung von Inhalten für Projekte wie die Berlin Science Week, das Förderprogramm „Open Humboldt Freiräume” oder das “Dance Artist in Residence” Programm habe ich mich darauf konzentriert, komplexe Forschungs- und Kunstpraktiken einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dieser Prozess hat mein Verständnis von Forschungs- und Wissenschaftskommunikation als einen Akt der Gestaltung geschärft, bei dem redaktionelle Entscheidungen darüber bestimmen, wie institutionelles Wissen in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Ich habe auch gelernt, wie Universitäten durch bewusste Kommunikationsentscheidungen, die Wissenschaft und Öffentlichkeit miteinander verbinden, Vertrauen, Sichtbarkeit und Engagement aufbauen können.

Welcher Teil des Fluid Interdisciplinarities Festivals hat Forschung, Kunst und Gesellschaft deiner Meinung nach am besten zusammengebracht?

Bei dem Fluid Interdisciplinarities Festival sind für mich bei der „Party of the Panke” Forschung, Kunst und Gesellschaft am deutlichsten zusammengekommen. Als offene Veranstaltung mit mehreren Mitmachstationen bot „Party of the Panke“ verschiedene Möglichkeiten, sich mit Flüssen auseinanderzusetzen – wie zum Beispiel in Form von Archivkartierung, geführten partizipativen Touren oder einem bewegungsbasierten Workshop. Anstatt Forschung als etwas zu präsentieren, das beobachtet oder erklärt werden muss, lud jede Station die Teilnehmenden dazu ein, sich durch künstlerische und bewegungsbasierte Methoden direkt mit dem Fluss auseinanderzusetzen. So fühlte sich die Teilnahme wie eine Form der Wissensgenerierung an, statt wie eine reine Rezeption von Wissen durch das Publikum. Das hat mir gezeigt, dass Forschung durch diversere Formen der Begegnung einen Weg in den öffentlichen Raum finden kann, was Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft durch gemeinsame Erfahrungen statt durch einseitige Präsentationen zusammenbringt.

Bist du während deines Praktikums einem Thema, einer Idee oder einem Impuls begegnet, was dich besonders beeindruckt hat und was du für deine zukünftige Forschung oder Arbeit mitnehmen wirst?

Während meines Praktikums war das Kennenlernen der verschiedenen Forschungsansätze von Berliner Wissenschaftler:innen zum Thema Wasser ein bleibender Impuls, der mein Verständnis von Umweltpolitik und -management nachhaltig verändert hat. Die Teilnahme am Fluid Interdisciplinarities Festival war dabei von entscheidender Bedeutung und hat mich dazu veranlasst, mir weitere Initiativen zum Thema Wasser an der Humboldt-Universität und der Berlin University Alliance anzuschauen. Dieses Interesse wurde durch die wasserbezogene Forschung in der Ausstellung „On Water.WasserWissen in Berlin” im Humboldt Labor verstärkt. Die Begegnung mit Projekten zu Flüssen im urbanen Raum, Wasserinfrastruktur oder Klimaanpassung veranlassten mich dazu, genauer darauf zu achten, wie Wassermanagement für die Öffentlichkeit sichtbar wird. Als Studentin mit den Schwerpunkten „International and Public Affairs“ und „East Asian Studies“ habe ich ein gezieltes Interesse für Fragestellungen entwickelt, wie städtische Wasserpolitik gestaltet und durch öffentlichkeitswirksame Projekte in verschiedenen historischen und institutionellen Kontexten vermittelt wird. Das ist etwas, das ich in meiner zukünftigen Arbeit durch vergleichende Forschungsansätze weiterverfolgen möchte.

Das Interview und die Praktikumsbetreuung führte Xenia Muth, Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft. Ein aktuelles Praktikumsangebot im Bereich Public Engagement und Wissensaustausch mit der Gesellschaft finden Sie im Humboldt Internship Program.

Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: Unterstützung für Kurse im Sommersemester 2026

Die Ausschreibung für unser Förderprogramm “Lernen und Lehren mit der Gesellschaft” fürs Sommersemester 2026 ist jetzt geöffnet. Bei Interesse bewerben Sie sich gerne bis zum 18.01.2026!

Das Programm „Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: Transdisziplinäres Kursprogramm“ unterstützt Lehrende fachübergreifend dabei, wissenschaftliche Fragen und Seminararbeit in Kooperation mit der Gesellschaft zu gestalten. Ziel ist es, Erfahrung und Wissen aus der Gesellschaft in die Lehre und universitäre Arbeit mit Studierenden zu integrieren, von den unterschiedlichen Akteur:innen der Zivilgesellschaft, Kultur oder Politik zu lernen und einen gleichberechtigten Austausch zu erproben.

Dazu fördert das Kompetenzfeld für „Wissensaustausch mit der Gesellschaft“ am Zentrum für Kulturtechnik HU-Seminare, die transdisziplinär oder partizipativ arbeiten und Elemente des Austauschs mit der Gesellschaft oder Public Engagement beinhalten. Hierzu kann gehören:

  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Akteuren / Organisationen
  • Kooperation in der Organisation oder Präsentation von Kursinhalten; als Co-Teaching oder Verwendung anderer Methoden, die eine Aufnahme von Expertise aus der Gesellschaft zum Ziel haben
  • Kursgestaltung mit Aspekten des Community-based Research/Learning
  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Gruppen oder Organisationen für Darstellung/Ausspielung der Kursergebnisse
  • Kurse, die materielle Praktiken, Sammlungsarbeit, Objekt- oder körperzentrierte Zugänge in der Lehre mit externen Kooperationen verbinden

Förderung durch:

  • Mittel bis zu 1.000 Euro pro Seminar für Materialen oder Gastvorträge/-workshops im Rahmen der Ausgabe- und Vergaberegelungen der HU (dies sind zusätzliche Kursmittel für HU-Kurse, sie sind nicht für semesterlange Lehraufträge geeignet)
  • Nutzung des Raums „Objektlabor“ auf dem Campus Nord, inkl. der flexiblen Raumausstattung, Technik
  • gelegentliche Veranstaltungsassistenz nach Absprache
  • Unterstützung/Beratung durch HU Team Wissensaustausch mit der Gesellschaft (ca. 2h pro Woche)

Förderfähig sind:

  • Kursmittel für BA oder MA-Lehrveranstaltungen im SoSe 2026, die als Sachmittel ausgegeben werden (Ausgaben werden durch Zentrum für Kulturtechnik bzw. das zugeordnete PSP-Element bezahlt)
  • Kurse, die entweder im Projektraum Objektlabor im ZfK stattfinden oder räumlich unabhängig durchgeführt werden, aber einen inhaltlichen oder räumlichen Bezug zum ZfK herstellen

Antragsprozess:

HU-Seminarleiter*innen und Lehrende sind eingeladen, eine Anfrage mit folgenden Bestandteilen bis 18.01.2026 für das SoSe 2026 an wissensaustausch.zfk@hu-berlin.de zu senden:

  1. kurze Kursbeschreibung,
  2. Motivation für und Beschreibung der transdisziplinären/partizipativen Zusammenarbeit mit externen gesellschaftlichen Akteuren/Organisationen,
  3. kurze Budget-Skizze mit voraussichtlichen Ausgaben/Bedarfen,
  4. Skizzierung der benötigten Kurs-/Veranstaltungsbetreuung

Kontakt:

Xenia Muth / Leonie Kubigsteltig
Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft
E-Mail: wissensaustausch.zfk@hu-berlin.de
Tel: +49(0)30 2093-12892 | -12881

 

Ein dekoloniales Quartett zu den Benin-Bronzen: Interview mit Vincent Leonhardt

Einblicke in das Programm „Lernen und Lehren mit der Gesellschaft“

Das folgende Interview führte Marlene Lüdorff, studentische Hilfskraft am Zentrum für Kulturtechnik, mit Vincent Leonhardt, Teilnehmer des Seminars Overloaded – Interimperial Entanglements of Material and Photographic Collections im August 2025. Das Master-Seminar wurde im Sommersemester 2025 am Institut für Europäische Ethnologie unter der Leitung von Prof. Dr. Magdalena Buchczyk, Dr. Hanin Hannouch (Weltmuseum Wien) und Anna Szöke (Ethonologisches Museum Berlin) durchgeführt und im Rahmen des Förderprogramms Lernen und Lehren mit der Gesellschaft vom Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik unterstützt, das insbesondere die Abschlussveranstaltung Café Interimperial ermöglichte.

 

Marlene Lüdorff: Hallo Vincent! Schön, dass du hier bist! Worum ging es im Seminar Overloaded Interimperial Entanglements of Material and Photographic Collections insgesamt und wie hat sich daraus die Idee für das Café Interimperial entwickelt?

Vincent Leonhardt: Das Projekt Overloaded! rückt die Archive Europäischer Museen in den Fokus und zeigt, wie imperialer Ballast in den Sammlungspraktiken nachwirkt. Es geht darum, wie die verschiedenen kolonialen Imperien historisch untereinander verbunden sind und interimperial arbeiten. Dabei geht es auch darum, inwiefern durch Verbindungen zwischen den verschiedenen Imperien ein gesamtes imperiales System gestärkt wird. In dem Seminar haben wir mit dem Weltmuseum Wien und dem Ethnologischen Museum Berlin zusammengearbeitet und haben uns mit verschiedenen Archivalien aus den Archiven befasst.

Die Idee für das Café Interimperial hat sich daraus entwickelt, dass jede studierende Person in dem Seminar ein Forschungsprojekt machen musste. Angefangen hat die Arbeit immer mit Stücken aus dem Archiv und dem Museum, das war sehr praxisorientiert. Unsere Idee war es mit dem Café Interimperial eine Ausstellung zu präsentieren mit Stücken, die auch zum Beispiel im Museum sein könnten, und wodurch Besucher:innen sich eine weitere Sicht auf die historischen Ereignisse bilden können. Für die Darstellung der Forschungsresultate konnten wir dann durch die Förderung Lernen und Lehren mit der Gesellschaft das Cafe InterImperial umsetzen. Das Café Interimperial war inspiriert von einem Wiener Kaffeehaus, um halt ein bisschen dieses Imperiale nochmal überspitzt darzustellen und war dementsprechend sehr kontrastreich zu unserer postkolonialen Forschung. Dadurch ergab sich ein schönes Spannungsfeld zwischen dem Ausstellungsraum und unseren Forschungsergebnissen.

Wie habt ihr diesen Ansatz von Lernen und Lehren mit der Gesellschaft im Seminar konkret umgesetzt? Also wie seid ihr mit Fragen, Wissen und Erfahrungen aus der Gesellschaft in Kontakt getreten?

Grundsätzlich geht es ja darum, dieses koloniale Erbe zu verstehen und damit zu arbeiten. Das ist auch bei uns am Institut für Europäische Ethnologie eines der Hauptthemen. Das lässt sich zum Beispiel an der neulichen Umbenennung von der M-Straße in die Anton-Wilhelm-Amo-Straße, ein Prozess, der viele Jahre gedauert hat und jetzt endlich durchgesetzt wurde, erkennen.

Diesen gesellschaftlichen Diskurs haben wir auch aufgegriffen. Und wie sind wir da mit den Fragen, Wissen und Erfahrungen aus der Gesellschaft in Kontakt gekommen? Ja, im Grunde halt gerade durch die Kooperation mit dem Objektlabor (am Zentrum für Kulturtechnik). Diese hat uns die Möglichkeit und den Raum gegeben, durch das Café Interimperial einen sehr großen Austausch mit allen möglichen Personen zu kreieren, die partizipieren konnten. Dieser Austausch war auch für mein Projekt sehr hilfreich.

Mit welchem Thema oder Objekt hast du dich persönlich im Seminar beschäftigt und wie bist du darauf gestoßen?

Ich habe mich mit der postkolonialen Vermittlung durch spielerische Ansätze am Beispiel der Restitution der Benin-Bronzen beschäftigt und mich dazu entschieden, ein dekoloniales Brettspiel zu entwickeln. Die Restitution und Neuinterpretation koloniale Artefakte wie der Benin-Bronzen bleibt weiterhin ein zentrales Thema. Diese Bronzen wurden 1897 von britischen Truppen aus dem Königreich Benin, dem heutigen Nigeria, geraubt und befinden sich heute in vielen europäischen Museen, darunter auch in dem Ethnologischen Museum in Berlin. Dort hat die Restitution inzwischen begonnen, die kulturellen Objekte wurden zurückgegeben und stehen als Leihgabe weiterhin im Museum.

Wie bin ich darauf gekommen? Das hat angefangen mit einer Objektstudie über die Idia Iyoba, dem Gedenkkopf einer Königinmutter. Das ist eines der Hauptstücke der Benin-Ausstellung im Ethnologischen Museum. Ich habe mich zunächst mit der Provenienz beschäftigt. Ich hatte vor etwas Praktischeres zu machen und habe schon während meines Bachelorstudiums ein Brettspiel entwickelt. Durch viel Feedback habe ich schließlich ein dekoloniales Quartett mit 32 Karten kreiert, in dem acht Benin-Bronzen ihre eigenen Geschichten erzählen. Ich habe dabei die Theorie der Critical Fabulation von Saidiya Hartmann angewendet, das ist eine Erzählweise, die Lieferungslücken kolonisierter Gesellschaften mit spekulativen Narrativen füllt. Mit dieser Methode sprechen die acht Objekte aus der Benin Ausstellung in Berlin und erzählen ihre Geschichte. Jedes Quartett behandelt in vier Karten die Entstehung, den kolonialen Raub, die Gegenwart und eine imaginative Zukunft des jeweiligen Objekts. Und so erfahren die Spielenden durch das Sammeln eines Quartetts die Geschichte, beispielsweise von der Königinmutter Idia Iyoba aus ihrer eigenen Perspektive.

Bei der imaginativen Zukunft bin ich in verschiedene Richtungen gegangen, zum Beispiel hat ein kulturelles Objekt, weil es so lange aus seinem Heimatland getrennt wurde, den Willen zu Leben verloren und zerfällt. Dann stehen auch sehr viele Objekte im Archiv in Dahlem und sind für niemanden sichtbar. Und da kann es natürlich auch in der Zukunft sein, dass diese Objekte niemals gesehen werden und dass sich die Objekte sehr einsam fühlen. Aber ich bin auch in andere Richtungen gegangen, es wurden ja auch schon Stücke restituiert und sind in Nigeria und ich habe auch diese Perspektive präsentiert. Sowie auch eine Perspektive, wo alle gestohlenen Kunstwerke wieder zurückgekehrt sind und alle in einem Museum sind. Ich habe auch eine Figur genommen, die mich als Studierenden und als Forscher kritisiert, um auch diese Perspektive zu zeigen, dass auch ich als studierende Person sorgfältig mit den Geschichten umgehen muss, da es nicht meine Geschichte ist. Also durch dieses koloniale Erbe ist das auch meine Geschichte, aber in der Perspektive des Schuldigen.

Und im Quartett tauschen die Spielenden die Karten aus und das Spiel ist trotzdem dekolonial gestaltet, denn es gibt keinen Gewinner. Es geht einfach darum die Karten zu sammeln und wenn man die Karten sammelt, dann ergibt sich ein Quartett und das kann man dann zum Beispiel vorlesen. Und dann ergänzen sich die Karten auch visuell in dem Kartenspiel. Man legt die Karten ab und füllt dadurch das Spielbrett aus und dadurch legt man auch sein Wissen ab, also man behält das Wissen, aber man legt den Wert des Objekts quasi ab, dorthin wo es hingehört.

Wie kann man sich denn die Ausstellung deines Projektes beim Café Interimperial vorstellen?

Die kann man sich so vorstellen, dass wir als Studierende unsere Forschungsresultate zum größten Teil multimodal präsentiert haben. Das heißt, ich hatte einen Tisch und da war dieses Brettspiel ausgestellt und dann konnten sich die Besucher:innen an den Tisch setzen. Sobald genug Besucher:innen da waren, konnte das Spiel gespielt werden und man sich gegenseitig nach Spielkarten abfragen. Durch den Austausch war es möglich, auf der einen Seite für mich als forschende Person mehr über meine Forschung und Forschungsfrage zu erfahren, aber auch für die besuchenden Personen sich weiterzubilden über das koloniale Erbe Deutschlands und somit Denkanstöße zu bekommen. Ja, und ich habe halt auch, das war richtig gut, sehr viel Feedback bekommen oder mir sind Sachen aufgefallen, die mit dem Spiel noch nicht so gut funktioniert haben. Das ist eine sehr große Lernkurve gewesen. Da Anna Szöke auch Teil des Seminars war, hatte ich zudem auch die Möglichkeit mein Spiel im Benin Raum im Ethnologischen Museum für einen Tag auslegen zu können. Dafür bin ich einen Samstag den ganzen Tag hingegangen und habe mit den Personen vor Ort gespielt und mit ganz vielen Besucher:innen geredet. Das war eine richtig gute Erfahrung.

Wie war die grundlegende Resonanz von Besucher:innen bei der Ausstellung des Spiels im Ethnologischen Museum und im Objektlabor im Zentrum für Kulturtechnik?

Die Resonanz ist durchgehend positiv gewesen. Jedoch zum Beispiel im Museum, wo ich war, da war ich einer viel größeren Bandbreite von Publikum ausgesetzt und da haben sich dann auch sehr viele Personen kritisch über die Restitution geäußert. Ihre Perspektive war, dass diese Werke deutsches Kulturgut sind und das die deutschen Museen sehr gut auf diese Kunstwerke aufpassen. Und das war sehr interessant, dort andere Perspektiven wahrzunehmen. Das sind sehr realle Perspektiven, die man zum Beispiel auch in der politischen Debatte im Bundestag sehen kann. Das war interessant, da auch mit Besucher:innen zu diskutieren,die dannvielleicht auch ihre Meinung ändern.

Mir ist besonders eine Begegnung im Kopf geblieben, das war eine Begegnung mit einem älteren Mann. Der hat sich eine Karte von meinem Spiel angeschaut. Und ich erinnere, wie ich mit diesem Mann halt über dieses Spiel geredet habe und dann über diese Karte. Der Mann meinte, dass dadurch, dass die Karte so persönlich zu ihm gesprochen hat, er der Meinung ist, dass eigentlich diese Figur, ja, dass die Restitution eine gute Sache ist und dass die Figuren ja eigentlich alle zurückkehren sollten. Ja, das hat mir halt die Bestätigung gegeben, dass ich mit meinem spielerischen Ansatz auf dem richtigen Weg bin und dass man dadurch aktiv Meinungen beeinflussen kann.

Was ist seit dem Café Interimperial mit deinem Projekt passiert und gibt es Pläne oder Ideen, wie es damit weitergeht?

Ja, auf der einen Seite bin ich weiterhin in Kontakt mit dem Ethnologischen Museum, um weiterhin an verschiedenen Tagen mein Spiel dort zu spielen. Zum Beispiel Sonntags gibt es auch immer eine Führung, wo mehr Zeit im Raum mit den Benin Bronzen verbracht wird. Da ergibt sich dann die Möglichkeit mit Personen, die sich wirklich sehr für dieses Thema interessieren und an einer Führung teilnehmen, auch nochmal in Kontakt zu kommen. Ich habe jetzt schon sehr viel Zeit in dieses Spiel investiert und deshalb würde ich auch gerne meine Masterarbeit über die Vermittlung von postkolonialem Erbe anhand spielerischer Theorien schreiben.

Ansonsten habe ich auch durch die Zeit im Museum und mit den Personen, die im Museum arbeiten, die Möglichkeit bekommen, ein Praktikum im Ethnologischen Museum anzufangen, was mir natürlich die Möglichkeit gibt, nochmal tiefer in das Thema einzutauchen und auch mir eine berufliche Zukunft näher zu bringen. Das war wirklich eine sehr große Unterstützung, die ich vor allem auch vom Ethnologischen Museum bekommen habe und das hat mich sehr motiviert, da auch einfach Zeit reinzustecken. Und jetzt, wenn wir da groß denken, also ich habe nicht vor, dieses Projekt jetzt auf die Seite zu legen, sondern ich würde das halt gerne weiterentwickeln und weiter ausstellen. Ich würde mich gerne auch für ein Austausch-Stipendium bewerben, um zum Beispiel nach Nigeria zu gehen und dort aktiv mit nigerianischen Museen an dem Projekt zusammenzuarbeiten, da ich einfach an diesem Feld der Vermittlung sehr viel Spaß habe.

Gibt es noch irgendwas, was du sagen willst?

Ich würde mich noch gerne bei Prof. Dr. Magdalena Buchczyk, bei Dr. Hanin Hannouch und bei Anna Szöke bedanken für die tolle Leitung des Seminars!

Lernen und Lehren mit der Gesellschaft im Wintersemester 2025/26

Wir freuen uns, dass dieses Wintersemester 9 Seminare durch das Förderprogramm „Lernen und Lehren mit der Gesellschaft“ mit einem Seed Funding von bis zu 1.000 Euro sowie inhaltlicher Beratung und methodischer Begleitung durch das Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft unterstützt werden können.

Falls Sie sich auch für eine solche Förderung interessieren, können Sie hier Informationen zu der vergangenen Ausschreibung finden. Die kommende Ausschreibung wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht und sich an der vergangenen Ausschreibung orientieren.

Wenn Sie auf das folgende Bild klicken, können Sie eine digitale Version unseres Programm-Flyers finden:


Die Seminare im Wintersemester 2025/2026

Im Rahmen der Förderung „Lernen und Lehren mit der Gesellschaft“ erkunden die Seminare, wie Lernen in und mit der Gesellschaft gestaltet werden kann. In Kooperation mit Künstler:innen, Kultureinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Initiativen setzen sich Studierende im Wintersemester praxisnah mit Themen wie Migration, Kulturerbe, Umweltzerstörung und Regeneration auseinander, sowie mit Praktiken des Erinnerns, Zeigens und Vermittelns. Im Zentrum steht das forschende, transdisziplinäre Arbeiten an gesellschaftlich relevanten Fragen – mit einem Fokus auf Diversität, Teilhabe und Dekolonisierung.

Die Studierenden entwickeln in den Kursen Performances, Ausstellungen, Workshops und Audiowalks gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und verschiedenen Communities. Dabei reflektieren sie Bildungsprozesse und erproben neue Wege des Lernens und Lehrens in der Universität und im Stadtraum. Das Ziel der Kurse ist es, Lernen als gemeinschaftliche, kreative und gesellschaftlich wirksame Praxis zu gestalten.

Zu den 9 Seminaren:

1. Lern- und Bewegungsfelder unterrichten: Zirkus-/Tanzpädagogik und Choreographie

Bernadette Girshausen (Institut für Sportwissenschaft)

Plakat für die Circusschow „Alice im Wunderland“ mit einer Frau im blauen Kleid, die Spielkarten hält, vor einem rosa-lila Hintergrund. Enthält Termine der Aufführungen 2025 in Berlin und Logos der Veranstalter.

In Kooperation mit dem Jugendensemble „Showgruppe Altglienicke”, und Gästen im Seminar (Zirkusartist, Technikerin) wird eine Aufführung basierend auf Lewis Carrolls “Alice im Wunderland” im Stil des nouveau cirque entwickelt. Die Studierenden erproben dabei selbst Disziplinen und begleiten die Kinder/Jugendlichen bei der Showentwicklung. Das Stück wird am 12.12. um 18 Uhr und am 13.12. um 16 Uhr im Cabuwazi Altglienicke gezeigt.

 

Vorab laden wir Sie herzlich zu einer Work-In-Progress Präsentation am 21.11. um 16.30 Uhr ins Objektlabor am Zentrum für Kulturtechnik ein. Wir bitten um eine vorherige Anmeldung unter der folgenden Email-Adresse: wissensaustausch.zfk@hu-berlin.de

2. Einführung in die Deutschdidaktik in der Grundschule

Prof. Dr. Petra Anders (Institut für Erziehungswissenschaften)

Wie können Studierende einschlägige theoretische Modelle zum Thema Leseförderung nachhaltig begreifen, weiterentwickeln und zur Diskussion stellen? Durch die Einbindung der Gastkünstlerin am ZfK, Irina Demina, machen die BA-Studierenden ganzheitliche, praxisnahe Lernerfahrungen, in denen sie sich den Theorien choreografisch nähern. Sie präsentieren ihre Arbeit im Sinne des Community based learning den Kommiliton:innen sowie Lehrpersonen aus der Schule und bieten so vielfältige Reflexionsanlässe.

 

3. Literalität und Medienumgebungen; Theater für Kinder und Jugendliche

Maike Löhden (Institut für Erziehungswissenschaften); Dr. Ada Bieber (Institut für deutsche Literatur)

In der interdisziplinären Zusammenarbeit zweier Seminare werden Studierende des Grundschullehramtes für diverse Spielformen des Theaters in ihrem fachlichen Kontext sensibilisiert. Zusammen mit Theaterpädagog:innen der Komischen Oper und des Gripstheaters und mit Lehrkräften und Schüler:innen der Wilhelm-Hauff-Grundschule in Berlin Wedding werden die didaktisch-pädagogischen Potenziale von Theater als Teil literarischer und kultureller Bildung im Deutschunterricht der Grundschule erörtert und erprobt.

 

4. Law and Decolonization of Cultural Heritage in Europe

Dr. Vanesa Menéndez Montero *

Ausgehend von juristischen Fragen und Menschenrechten nutzt das Seminar transdisziplinäre Methoden, um das koloniale Erbe in der europäischen Kulturlandschaft zu untersuchen. Dabei werden Künstler:innen und Expert:innen, vor allem aus indigene und kolonisierten Communities als wichtige Wissensquelle einbezogen. Die Studierenden reflektieren, wie historische Ungerechtigkeiten in der europäischen Bildsprache (falsch) dargestellt sind und präsentiert eigene Projekte zu dekolonialen Praktiken im Objektlabor des ZfK.

 

5. Documenting Environmental Change: an exploration into audio-visual practices

Yasemin Keskintepe (Institut für Kunst und Bildgeschichte); Hanna Grzeskiewicz **

Das Seminar untersucht, wie künstlerische Praktiken Umweltzerstörung und Regeneration adressieren und fragt nach Weisen des Sehens und Hörens. Es fokussiert audio-visuelle Projekte, die ökologische Veränderungen und ihre Verflechtungen mit sozialer Ungerechtigkeit nachzeichnen. Wie können Sound- und Bildtechniken Zerstörung wahrnehmbar machen und zu regenerativen Praktiken beitragen? Zusammen mit Künstler:innen entsteht ein transdisziplinäres Labor aus Lektüren, Kunstwerken und Diskussion.

 

6. Artistic Responses to HIV/AIDS: Curating Exhibitions in Berlin

Samuel Perea-Díaz*

Das Seminar bietet eine kritische Auseinandersetzung mit der kuratorischen und Ausstellungspraxis in Berlin, mit einem Fokus auf die HIV/AIDS-bezogene Kulturproduktion von den 80er Jahren bis heute. Gespräche mit Künstler:innen und Kurator:innen sowie Besuche von Organisationen wie Schwules Museum, nGbK und WeAreVillage geben Einblicke in sich entwickelnde kuratorische Praktiken. Die Kursarbeit umfasst auch die Entwicklung eines konzeptuellen Ausstellungsvorschlags zum Thema Kunst und HIV/AIDS.

© Samuel Perea-Díaz

 

7. Echoes Across Borders: Navigating the musical tapestry of Berlin’s migration history

Dr. George Athanasopoulos (Institut für Musikwissenschaft) *

Das Seminar “Echos Across Borders” untersucht die Verbindung von Musik und Migration in Berlins Kulturszene. Es beinhaltet die Zusammenarbeit mit der Open Music School Berlin, ein Projekt des Vereins “Give something back to Berlin”. Neben beidseitigen Besuchen werden als Teil des Seminars musikpraktische Workshops im Objektlabor zusammen mit den Musikerinnen Kimia Bani und Yalda Yazdani durchgeführt.

 

8. Spatial Memory Practices in Berlin: Monuments, Voids, and Voices

Pablo Santacana López, Kandis Friesen *

Das Seminar erforscht umstrittene Raumerinnerung durch Denkmäler und Leerstellen, kulminierend in studentischen Audio-Walks im Volkspark Friedrichshain. Die Studierenden kollaborieren mit Erinnerungsaktivisten und Kulturpraktiker:innen, darunter Vincent Bababoutilabo (postkoloniale Erinnerungsarbeit), Künstlerin Miriam Schickler (Klangforschung) und Cashmere Radio (Community-Radiosender) zur Schaffung ortsspezifischer Werke zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

 

9. Asia in Berlin: Curating (Im)material Heritage

Dr Mai Lin Tjoa-Bonatz, Felicitas von Droste zu Hülshoff *

Zusammen mit javanischen Kulturschaffenden wird eine Ausstellung zum Schattenspiel Indonesiens kuratiert. Schattenspielfiguren sind im Haus der Indonesischen Kulturen bis heute ein Bestandteil von Darbietungen. Basierend auf Theorien der Museumskunde und Provenienzforschung vermitteln die Expert:innen dieser traditionellen Praxis die sozio-kulturellen Hintergründe des Puppenspiels. Das Seminar reflektiert, wie diese Inhalte heute im Kontext von Diasporagemeinschaften in Berlin vermittelt werden können.

* die genannten Seminare finden im Rahmen des Berlin Perspectives Programms auf Englisch statt.

** das genannte Seminar findet ebenfalls auf Englisch statt.

 

WisTanz an der Grundschule

In den Herbstferien 2025 wird „WisTanz” erstmals an der Kolumbus-Grundschule durchgeführt. Hierfür arbeitet die Choreografin Irina Demina mit der theoretischen Physikerin Prof. Valentina Forini von der Humboldt-Universität zusammen. Gemeinsam mit Schüler*innen der 3. Klasse wird ein Workshop gestaltet, in dem die Kinder mit dem eigenen Körper erleben, wie kleinste Teilchen und größte Himmelskörper sich bewegen, warum die Schwerkraft so wichtig ist und wie es sich anfühlen kann, wenn „alles mit allem verbunden“ ist.

Ziel des Projekts ist es, naturwissenschaftliches Denken mit künstlerischen Ausdrucksformen – insbesondere Bewegung und Tanz – zu verbinden. Durch diesen Ansatz möchte das Projekt Neugier, Kreativität, Körperbewusstsein und kooperatives Arbeiten fördern.

Die Choreographin und künstlerische Forscherin Irina Demina (SCARBOD Lab) ist zur Zeit Gastkünstlerin im Residenzprogramm “Dance Artist in Residence” am ZfK und hat das Pilotprojekt entwickelt. Es wird vom Team für Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik begleitet.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Residenz von Irina Demina:

30. September – „Folk Dance and AI. Rethinking traditions“: Performative encounter als Workshop Beitrag zum 4. Symposium des Oxford Berlin Research Partnership: Innovation – pathways to societal impact.

24.–25. Oktober – Moveshops „Be river, my friend“ im Rahmen der Konferenz “Fluid Interdisciplinarities“.

9. November – Beitrag zur “Berlin Science Week”: Choreographies of Knowledge: Practices of Togetherness beyond now  mit Manisha Biswas (HU, Gewinnerin des Wettbewerbs “Dance Your PhD”).

Archiving Werkstatt der Kulturen: (Post)Migrant Histories in Berlin Arts-Einblicke in das Programm “Lernen und Lehren mit der Gesellschaft”

187 Kisten stellten den Kern der Auseinandersetzung des Seminars “Archiving Werkstatt der Kulturen: (Post)Migrant Histories in Berlin Arts” dar. In diesen sammeln sich die zurückgebliebenen Materialien der Werkstatt der Kulturen (WdK).

Die WdK war von 1993 bis 2019 die einzige staatlich geförderte Institution der Stadt, die sich der Präsentation von Kunst und Kultur von und mit migrantischen und minorisierten Communities widmete. Unter der Leitung von Juana Awad, Kuratorin und künstlerische Fellow bei dem Centre for Advanced Study inherit. heritage in transformation, und Dr. Habiba Insaf, Forscherin und Leitung des inherit Forschungsfeldes decentring the west, war das Seminar für Studierende des B.A. Kunst- und Bildgeschichte und des B.A. und M.A. Ethnographie konzipiert. Das Seminar setzte sich theoretisch und praktisch mit dem Archivierungsprozess rund um die WdK Materalien auseinander.

Trang Trần, Vorstandsmitglied des Migrationsrat Berlin e.V. besuchte das Seminar im Zentrum für Kulturtechnik und betonte in ihrem Austausch mit den Studierenden die Dringlichkeit der geleisteten Arbeit. Im Gespräch wurde deutlich, dass die archivarische Arbeit an den Materialien der WdK schon lange überfällig war. Der Migrationsrat lagerte die Materialien nach der Schließung der WdK 2019 notdürftig bei sich ein, da sich keine andere Institution für die Materialien verantwortlich erklären wollte.¹ Trotz des Bewusstseins, dass diese Lösung nur eine vorübergehende sein konnte – der Keller des Migrationsrat war zwischenzeitlich auf Grund eines Wasserschadens feucht geworden und die Materalien akut vor Schimmel bedroht – hatte der Migrationsrat nicht die notwendigen Ressourcen, um sich umfassend um die übrig gebliebenen Materialien zu kümmern. Awad, die sich im Rahmen ihrer Promotion seit 2003 intensiv mit den Archivmaterialien der WdK auseinandersetzte, musste dementsprechend in einem ersten Inventarisierung- und Umverpackungssprozess das Equivalent von ca.einem Drittel der 300 Kisten wegwerfen.

An dem erweiterten Inventarisierungsprozess haben die 31 Studierende des Seminars mitgewirkt und insgesamt die 130 Kisten mit den WdK Materialien bearbeitet. Die erste Aufgabe lautete, die Boxen und Ordner zu katalogisieren, einen Überblick über den Inhalt der Ordner zu erstellen und alle alten Ordner von verrosteten Büroklammern zu befreien. Neben der Erfahrung, wie ein solcher Archivierungsprozess ganz praktisch aussieht, ermöglichte es den Studierenden vor allem auch einen Einblick in die Boxen. Diese unmittelbare Materialerfahrung war die Grundlage für die eigentliche Seminaraufgabe: Einen eigenen thematischen Schwerpunkt zu wählen und dazu eine theoretische Auseinandersetzung im Dialog mit den Materialien zu verfassen. Die ausgewählten thematischen Schwerpunkte sahen hierbei sehr unterschiedlich aus. So befassten sich mehrere Studierende mit der CD des Musikprojektes “1884”, die an die Berliner Konferenz von 1884 erinnerte, während sich andere Studierende intensiv mit einem internationalen Pressespiegel zum Şimdi Now Festival beschäftigten.

Ein weiterer praktischer Teil des Seminars war der Besuch der Dauerausstellung Ver/Sammeln antirassistischer Kämpfe im Friedrichshain-Kreuzberg Museum. Die Ausstellung, die als offenes Archiv konzipiert ist und dafür ausgelegt ist, durch Besucher*innen stetig zu wachsen, öffnete den Raum für eine inhaltliche Auseinandersetzung damit, wie eine mögliche Zukunft des Archivs der WdK aussehen könnte.

Mögliche Antworten darauf bieten gegebenenfalls Erkenntnisse aus den Community Sessions COMMUNITY MACHT ARCHIV², zu der Awad zivilgesellschaftliche Akteur*innen einlud, die gegebenenfalls selbst über die Jahre in der WdK aktiv waren. Doch auch die im Seminar entstandenen Texte tragen zur Sichtbarmachung der Materialien und zur Öffnung des Archivs bei, um die kulturelle und künstlerische Arbeit der WdK und aller Beitragenden aufzuarbeiten und weiterleben zu lassen. Nach Abschluss des Lektorats-Prozesses werden diese voraussichtlich ab Anfang November 2025 auf der folgenden Website www.werkstatt-der-kulturen.de zu finden sein.

Das Seminar wurde durch das Seed Funding Programm für transdisziplinäre Lehre “Lernen und Lehren mit der Gesellschaft” des Kompetenzfeldes Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik (ZfK) gefördert. Der Text wurde von Marlene Lüdorff geschrieben, die als Teil ihres Ethnographie-Masters das Seminar besuchte. Zudem ist sie als studentische Beschäftigte am Zentrum für Kulturtechnik tätig.

Archiving Werkstatt der Kulturen: (Post)Migrant Histories in Berlin Arts-Einblicke in das Programm “Lernen und Lehren mit der Gesellschaft” weiterlesen

Ausschreibung: Open Humboldt Freiräume für Wissensaustausch mit der Gesellschaft 2026/2027

Im Kern der Förderlinie „Open Humboldt Freiräume“ am ZfK steht die Idee, dass Forscher:innen Zeit brauchen, um in den Austausch mit der Gesellschaft zu treten und partizipative Projekte zu entwickeln. Für die Realisierung eines Projekts in Kooperation mit außeruniversitären Akteuren stellt die Förderung „Open Humboldt Freiräume“ 2026/27 Personalmittel zur Verfügung und ermöglicht zwei unterschiedliche Arten der Unterstützung.

Zum Video: Open Humboldt Freiräume vorgestellt

1. Finanzierung einer Lehrvertretung für eine Lehrfreistellung

Die Förderung finanziert eine Lehrvertretung für eine 6-monatige Beurlaubung oder Teil-Beurlaubung der ausgewählten Antragsstellenden zur Durchführung eines Projekts im Bereich ‘Wissensaustausch mit der Gesellschaft’. Die Geförderten erhalten für das SoSe 2026 oder das WiSe 2026/27 eine Lehrfreistellung und eine Finanzierung der Lehrvertretung. Antragsberechtigt sind Professor:innen, Postdocs, habilitierte wissenschaftliche Mitarbeitende und Promovierende der HU Berlin, deren Stellen ein Lehrdeputat aufweisen und aus Haushaltsmitteln finanziert sind.

2. Finanzierung Studentischer Beschäftigter

Die Förderung finanziert Stellen für Studentische Beschäftigte mit Projektbindung, die ein transdisziplinäres/partizipatives Forschungsprojekt im Bereich ‘Wissensaustausch mit der Gesellschaft’ unterstützen. Hierbei können projektgebundene Stellen für Studentische Beschäftigte mit 40 Stunden/Monat für max. 12 Monate im Zeitraum von Januar bis Dezember 2026 gefördert werden. Antragsberechtigt sind Professor:innen, Postdocs, habilitierte wissenschaftliche Mitarbeitende und Promovierende, die derzeit ein laufendes oder geplantes transdisziplinäres/partizipatives Forschungsprojekt im Austausch mit gesellschaftlichen Akteuren haben und es durch die Mitarbeit studentischer Beschäftigter voranbringen können.

Info-Veranstaltung Online:

  • Dienstag, 16. September, 12:00 Uhr, Anmeldung hier (bitte mit HU Email-Adresse)
  • Dienstag, 7. Oktober, 9:00 Uhr, Anmeldung hier (bitte mit HU Email-Adresse)

Antragsfrist: 17. Oktober 2025, 23:00 Uhr (digitales Formular + unterschriebene PDF)

Bei Rückfragen zur Förderung wenden Sie sich an Xenia Muth im ZfK-Bereich “Wissensaustausch mit der Gesellschaft” unter wissensaustausch.zfk@hu-berlin.de oder besuchen eine Info-Veranstaltung.

Ausschreibung Open Humboldt Freiräume 2026/27

Time is What you Make of it – Foto © Matthias Heyde

Fortbildung für Forschende: Public Engagement und Wissensaustausch mit der Gesellschaft

Über das Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik (ZfK) können Forschende jetzt wieder an einem Weiterbildungsprogramm der Berlin School of Public Engagement and Open Science teilnehmen. Die Reihe der online-Workshops ist eine fundierte und flexible Fortbildung und bietet  vor allem Basiswissen für Public Engagement und Austausch zwischen Forschung und außeruniversitären Akteuren an. Die Fortbildung kann mit einem Zertifikat abgeschlossen werden.

  • Was: Fortbildung (dt/en) mit 3 Modulen und jeweils optionalen Vertiefungseinheiten: 1. Bausteine von Public Engagement, 2. Evaluationspraxis, 3. Kreative Fähigkeiten und Formate
  • Wer: Die Fortbildung richtet sich an Forschende aller Disziplinen in allen Phasen ihrer Karriere, die an einer Interaktion mit gesellschaftlichen Partnern interessiert sind
  • Wann: Von Oktober 2025 bis Juni 2026, mit ca. einem Workshop pro Monat; die konkreten Termine können selbstständig ausgesucht und gebucht werden.
  • Wo: live online auf Zoom.

Mehr Informationen zum Fortbildungsprogramm hier

Live Info Session am 15. September 11:00 – 12:00 Uhr (Zoom Link)

Bitte beachten Sie auch das Quiz zur Selbsteinschätzung

Bei Interesse, Rückfragen und für eine Anmeldung wenden Sie sich bis 16. September 2025 an das Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft: wissensaustausch.hzk@hu-berlin.de.

Foto: Philipp Plum

Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: Ausschreibung

Für Förderung von Seminaren in Kooperation mit gesellschaftlichen Akteuren bis zum 30.07.2025 bewerben.

Das Programm „Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: transdisziplinäres Kursprogramm im Objektlabor“ unterstützt Lehrende und Studierende fachübergreifend dabei, wissenschaftliche Fragen und Seminararbeit in Kooperation mit der Gesellschaft zu gestalten. Ziel ist es, Fragen, Erfahrung und Wissen aus der Gesellschaft in die Lehre und universitäre Arbeit mit Studierenden zu integrieren, von den unterschiedlichen Akteur:innen der Zivilgesellschaft, Kultur oder Politik zu lernen und einen gleichberechtigten Austausch zu erproben.

Dazu fördert das Kompetenzfeld für „Wissensaustausch mit der Gesellschaft“ am Zentrum für Kulturtechnik bis zu 5 HU-Seminare, die transdisziplinär oder partizipativ arbeiten und Elemente des Austauschs mit der Gesellschaft oder Public Engagement beinhalten. Hierzu kann gehören:

  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Akteuren / Organisationen
  • Kooperation in der Organisation oder Präsentation von Kursinhalten; als Co-Teaching oder Verwendung anderer Methoden, die eine Aufnahme von Expertise aus der Gesellschaft zum Ziel haben
  • Kursgestaltung mit Aspekten des Community-based Research/Learning
  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Akteuren innerhalb eines Seminars durch Studierende, in Kursprojekten oder Abschlussarbeiten
  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Gruppen oder Organisationen für Darstellung/Ausspielung der Kursergebnisse
  • Kurse, die materielle Praktiken, Sammlungsarbeit, Objekt- oder körperzentrierte Zugänge in der Lehre mit externen Kooperationen verbinden
Förderung durch:
  • Mittel bis zu 1.000 Euro pro Seminar für Materialen oder Gastvorträge/-workshops im Rahmen der Ausgabe- und Vergaberegelungen der HU (dies sind zusätzliche Kursmittel für HU-Kurse, sie sind nicht für semesterlange Lehraufträge geeignet)
  • Nutzung des Raums „Objektlabor“ auf dem Campus Nord, inkl. der flexiblen Raumausstattung, Technik
  • gelegentliche Veranstaltungsassistenz nach Absprache
  • Unterstützung/Beratung durch HU Team Wissensaustausch mit der Gesellschaft (ca. 2h pro Woche)
Förderfähig sind:
  • BA oder MA- Lehrveranstaltungen der HU Berlin im WiSe 2025/26
  • Seminare, die im Objektlabor am Campus Nord stattfinden können oder einen räumlichen Bezug zum Raum durch Workshops/Teile der Seminararbeiten herstellen
  • Kursmittel, die als Sachmittel und im Kalenderjahr 2025 ausgegeben werden (Ausgaben werden durch Zentrum für Kulturtechnik bzw. das zugeordnete PSP-Element bezahlt)
Antragsprozess:

HU-Seminarleiter*innen und Lehrende sind eingeladen, eine Anfrage mit folgenden Bestandteilen bis 30.07.2025 für das Wintersemester 2025/26 an wissensaustausch.hzk@hu-berlin.de zu senden:

  1. kurze Kursbeschreibung,
  2. Motivation für und Beschreibung der transdisziplinären/partizipativen Zusammenarbeit mit externen gesellschaftlichen Akteuren/Organisationen,
  3. kurze Budget-Skizze mit voraussichtlichen Ausgaben/Bedarfen,
  4. Skizzierung der benötigten Kurs-/Veranstaltungs-/Objektbetreuung

Kontakt:

Xenia Muth / Leonie Kubigsteltig
Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft
E-Mail: wissensaustausch.hzk@hu-berlin.de
Tel: +49(0)30 2093-12892 | -12881

Research Lounge “Partizipation in der Forschung” am 3. Juni 2025

Die Research Lounge zum Thema „Partizipation in der Forschung” findet am Dienstag, 3. Juni 2025 von 14 bis 17 Uhr am Zentralinstitut Zentrum für Kulturtechnik (ZfK), Campus Nord, statt. Organisiert vom Team des Vizepräsidenten Forschung in Kooperation mit dem Kompetenzfeld „Wissensaustausch mit der Gesellschaft“ sind Wissenschaftler:innen der Humboldt-Universität und ihrer Partnereinrichtungen bei dieser Research Lounge zur Vernetzung eingeladen:  Anmeldung hier

Wissensaustausch mit der Gesellschaft wird durch partizipative und transdisziplinäre Ansätze zunehmend zu einem wichtigen Teil der Wissensproduktion in der Forschung. Während diese Ansätze in manchen Forschungsbereichen wie Nachhaltigkeits- und Innovationsforschung zum Standard gehören, gibt es in anderen Fachbereichen dazu weniger Erfahrungen und Austausch. Dabei gelten, neben anderen Forschungsmodi, partizipative und transdisziplinäre Forschungsmethoden als eine besonders gute Möglichkeit, innovative Lösungen zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beizutragen. Dazu können durch Kooperationen mit Bürger:innen, der organisierten Zivilgesellschaft, Kultur oder Politik neue Forschungsthemen erschlossen sowie durch deren aktive Teilnahme Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt werden.

Für partizipative Ansätze in der Forschung gibt es eine Vielzahl an Definitionen, Methoden und Erfahrungen sowie eine hohe Diversität der beteiligten Akteur:innen und Formen von Partizipation. Daher hat die Research Lounge “Partizipation in der Forschung” zum Ziel, den wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung in diesem Bereich zu fördern und die Vielfalt aktueller Forschungsaktivitäten und Erfolgsbeispiele an der Humboldt-Universität zu beleuchten.

Programm

14:00 Uhr – Begrüßung

Prof. Dr. Christoph Schneider (Vizepräsident für Forschung)
Xenia Muth, Leonie Kubigsteltig, Zentrum für Kulturtechnik

14:20 Uhr – Impulsvorträge

Dr. Saskia Schäfer (Institut für Asien- und Afrikawissenschaften):
Participatory research on democracy: Insights from civic education and local decision-making

Dr. Silke Stöber (Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften):
Participatory action research for food systems transformations: methods and challenges

Prof. Dr. Regina Römhild (Institut für Europäische Ethnologie):
Postcolonial Neighborhoods: A new experiment in collective ethnography and trans-academic collaboration

Prof. Dr. Elisabeth Verhoeven (Institut für deutsche Sprache und Linguistik):
Sprachen Berlins – Languages of Berlin: mapping the city’s linguistic diversity

Prof. Dr. Miriam Bouzouita (Institut für Romanistik):
Using Citizen Science to examine geospatial and sociolinguistic variation and change

Pause

Prof. Dr. Robert Arlinghaus (Integratives Fischereimanagement, IGB, IRI THESys):
Ko-Produktion von Wissen in Partizipation verändert Einstellungen, Normen und Haltungen von Praktiker:innen: Beispiele aus der Fischereiforschung

Prof. Dr. Heike Wiese (Institut für deutsche Sprache und Linguistik):
Mehrsprachigkeit gemeinsam gestalten: Partizipative Forschung mit Berliner Schüler:innen und Studierenden der HU

Dr. Constanze Saunders (Professional School of Education):
„Lernende Schulen und forschende Lehrkräftebildung“

Indrawan Prabaharyaka (Institut für Europäische Ethnologie):
Animation and Prototyping: Two transdisciplinary tools for knowledge exchange with more-than-human society

Dr. Stefanie Alisch (Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft):
Von Reasoning Sessions und Dubdampfer – Sound System Epistemologies vernetzt in Berlin

16:30 Uhr – Offenes Netzwerken

 

Um Anmeldung wird gebeten: für die Research Lounge hier anmelden. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Veranstaltung.