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Austausch zwischen Universität und Gesellschaft unterstützen: Einblicke in ein Public Engagement Praktikum

Interview mit Jayun Choi, Brown University

Jayun Choi verbrachte den Herbst 2025 an der Humboldt-Universität und absolvierte ein Praktikum beim Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik. Sie unterstützte vor allem universitätsweite Programme im Bereich Wissensaustausch mit der Gesellschaft und organisierte das Fluid Interdisciplinarities Festival mit. Im Interview teilt sie ihre Eindrücke über die Mitarbeit beim Austausch zwischen Universität und Gesellschaft.

 

Welche Erkenntnis hast du zum Thema Public Engagement gewonnen, insbesondere dazu, wie ein Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft funktionieren kann? 

Für mich ist eine wichtige Erkenntnis, dass es beim Public Engagement nicht in erster Linie darum geht, Wissenschaft zu vermitteln oder akademisches Wissen für die Öffentlichkeit aufzubereiten. Vielmehr geht es darum, Räume für den gegenseitigen Austausch zu schaffen, in denen Menschen teilnehmen, Fragen stellen und eigene Beiträge leisten können. Dies wurde für mich zum Beispiel während der Berlin Science Week deutlich, als Irina Demina, die Choreographin-in-Residenz am ZfK, ihre Forschungsarbeit an der Schnittstelle zwischen Volkstanz und künstlicher Intelligenz vorstellte. Anstatt ihre Arbeit abstrakt zu erklären, lud sie das Publikum ein, ihre Forschung durch Bewegung zu erleben. Sie ermutigte die Menschen, Fragen zu stellen und darüber nachzudenken, wie bewegungsbasierte Praxis als eine Form der Forschung funktionieren kann. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie effektiv Public Engagement als Prozess gemeinsamer Forschung funktionieren kann, bei dem Wissenschaft und Gesellschaft durch gelebte Erfahrung, Neugier und Austausch zusammenkommen.

Welches Projekt während deines Praktikums war für dich am bedeutungsvollsten? Und warum?

Während meines Praktikums war die Arbeit an der Kommunikation von Forschungs- und Kunstprojekten mithilfe sozialer Medien und Festivalmaterialien eines der bedeutungsvollsten Projekte für mich. Bei der Erstellung von Inhalten für Projekte wie die Berlin Science Week, das Förderprogramm „Open Humboldt Freiräume” oder das “Dance Artist in Residence” Programm habe ich mich darauf konzentriert, komplexe Forschungs- und Kunstpraktiken einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dieser Prozess hat mein Verständnis von Forschungs- und Wissenschaftskommunikation als einen Akt der Gestaltung geschärft, bei dem redaktionelle Entscheidungen darüber bestimmen, wie institutionelles Wissen in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Ich habe auch gelernt, wie Universitäten durch bewusste Kommunikationsentscheidungen, die Wissenschaft und Öffentlichkeit miteinander verbinden, Vertrauen, Sichtbarkeit und Engagement aufbauen können.

Welcher Teil des Fluid Interdisciplinarities Festivals hat Forschung, Kunst und Gesellschaft deiner Meinung nach am besten zusammengebracht?

Bei dem Fluid Interdisciplinarities Festival sind für mich bei der „Party of the Panke” Forschung, Kunst und Gesellschaft am deutlichsten zusammengekommen. Als offene Veranstaltung mit mehreren Mitmachstationen bot „Party of the Panke“ verschiedene Möglichkeiten, sich mit Flüssen auseinanderzusetzen – wie zum Beispiel in Form von Archivkartierung, geführten partizipativen Touren oder einem bewegungsbasierten Workshop. Anstatt Forschung als etwas zu präsentieren, das beobachtet oder erklärt werden muss, lud jede Station die Teilnehmenden dazu ein, sich durch künstlerische und bewegungsbasierte Methoden direkt mit dem Fluss auseinanderzusetzen. So fühlte sich die Teilnahme wie eine Form der Wissensgenerierung an, statt wie eine reine Rezeption von Wissen durch das Publikum. Das hat mir gezeigt, dass Forschung durch diversere Formen der Begegnung einen Weg in den öffentlichen Raum finden kann, was Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft durch gemeinsame Erfahrungen statt durch einseitige Präsentationen zusammenbringt.

Bist du während deines Praktikums einem Thema, einer Idee oder einem Impuls begegnet, was dich besonders beeindruckt hat und was du für deine zukünftige Forschung oder Arbeit mitnehmen wirst?

Während meines Praktikums war das Kennenlernen der verschiedenen Forschungsansätze von Berliner Wissenschaftler:innen zum Thema Wasser ein bleibender Impuls, der mein Verständnis von Umweltpolitik und -management nachhaltig verändert hat. Die Teilnahme am Fluid Interdisciplinarities Festival war dabei von entscheidender Bedeutung und hat mich dazu veranlasst, mir weitere Initiativen zum Thema Wasser an der Humboldt-Universität und der Berlin University Alliance anzuschauen. Dieses Interesse wurde durch die wasserbezogene Forschung in der Ausstellung „On Water.WasserWissen in Berlin” im Humboldt Labor verstärkt. Die Begegnung mit Projekten zu Flüssen im urbanen Raum, Wasserinfrastruktur oder Klimaanpassung veranlassten mich dazu, genauer darauf zu achten, wie Wassermanagement für die Öffentlichkeit sichtbar wird. Als Studentin mit den Schwerpunkten „International and Public Affairs“ und „East Asian Studies“ habe ich ein gezieltes Interesse für Fragestellungen entwickelt, wie städtische Wasserpolitik gestaltet und durch öffentlichkeitswirksame Projekte in verschiedenen historischen und institutionellen Kontexten vermittelt wird. Das ist etwas, das ich in meiner zukünftigen Arbeit durch vergleichende Forschungsansätze weiterverfolgen möchte.

Das Interview und die Praktikumsbetreuung führte Xenia Muth, Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft. Ein aktuelles Praktikumsangebot im Bereich Public Engagement und Wissensaustausch mit der Gesellschaft finden Sie im Humboldt Internship Program.

Zwei neue Zweitmitglieder am Zentrum für Kulturtechnik

Wir freuen uns sehr, Prof. Dr. Marcel Robischon und Dr. Friederike Landau-Donnelly als neue Zweitmitglieder am Zentrum für Kulturtechnik begrüßen zu dürfen. Mit ihrer fachlichen Expertise und ihren Erfahrungen im Bereich der Vermittlung und des Wissensaustauschs stärken sie die interdisziplinäre Arbeit am ZfK und die Vernetzung innerhalb der HU Berlin.

Friederike Landau-Donnelly ist politische Theoretikerin und Stadtsoziologin. Sie arbeitet hauptsächlich im interdisziplinären Feld der urbanen Kulturgeographie. Ihre Interessen konzentrieren sich auf Manifestationen politischer Agency und Aktivismus im urbanen Raum. 

Marcel Robischon ist Forstwissenschaftler, Pflanzenbiologe und Leiter der Abteilung für Agrarökologie an der HU. Darüber hinaus ist er Akademischer Direktor des Circle U Knowledge Hub on Climate und Direktor des Berlin Institute of Cooperative Studies (BICS). Er beschäftigt sich unter anderem mit dem Weltnatur- und Agrarerbe im Bereich der landwirtschaftlichen Bildung und Lehre. Im letzten Jahr wurde er in der Tagesspiegel-Reihe „Die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft 2024“ als herausragender „Vermittlungskünstler“ ausgezeichnet, der sein Wissen über Pflanzen und Biodiversität weit über die Universitätsgrenzen hinaus teilt.

Herzlich willkommen! Wir freuen uns auf die kommende Zusammenarbeit.

Interessierte Forschende der HU, die am Profil des Zentrums für Kulturtechnik anknüpfen wollen, können sich auf der Webseite des ZfK im Bereich „Mitgliedschaft-Mitglieder“ zur Zweitmitgliedschaft informieren.

Objekt des Monats: Die Rektorenporträts – Traditionsbildung in der DDR, Medienvielfalt der Gegenwart

Objekt des Monats 12/2025

Viele altehrwürdige Universitäten besitzen eine Professoren- oder Rektorengalerie. Die Berliner, Friedrich-Wilhelms bzw. Humboldt-Universität kann zwar auch auf eine lange Reihe von Rektoren (später Präsidentinnen und Präsidenten) zurückblicken. Allerdings hat sich ihre bildliche Repräsentation (im Gegensatz zu den Gelehrtenbüsten) erst in den 1980er Jahren etabliert. In Vorbereitung auf das Universitätsjubiläum 1985 setzte man mit den von Heinz Wagner gemalten Porträts von Johann Gottlieb Fichte und Johannes Stroux einen klaren Akzent: Der erste Rektor der Berliner Universität 1811/12 sowie der erste Rektor nach der Wiedereröffnung 1946/47 sollten im Sinne einer Traditionsbildung unter Aussparung sowohl der nationalsozialistischen als auch der spätbürgerlichen Vergangenheit das neue Selbstverständnis der Humboldt-Universität repräsentieren. Für den Senatssaal sollten auch die folgenden Rektoren gemalt werden – nur Hermann Dersch wurde von der Vorschlagsliste gestrichen, der Jurist war 1951 in den Westen an die Universität Köln gegangen.

Gemäß dieser Auswahl war auch die Gestaltung der Porträts politisch abgesegnet. Auf den ersten Blick erscheinen die Bildnisse durchaus unterschiedlich: mal sitzend, mal stehend, mit und ohne Attribute, in Aktion oder in sich ruhend, tragen fast alle Rektoren zwar die Amtskette, aber keiner einen Talar. Am Beispiel des Porträts von Karl-Heinz Wirzberger, dessen Amtszeit in die Jahre 1967 bis 1976 fiel, lässt sich dies als eine bewusste Vorgabe verstehen.

gemaltes Porträt eines Mannes mit Brille und Krawatte am Schreibtisch, der von Schriftstücken vor ihm zum Betrachter aufblickt
Günther Brendel, Karl-Heinz Wirzberger, Öl auf Hartfaser, 1985. Neben seiner Tätigkeit als Professor für Anglistik und langjähriger Rektor der HU war Wirzberger Mitglied der Akademie der Wissenschaften, der SED sowie der Volkskammer der DDR.

Ursprünglich sollte Wirzbergers Bildnis von dem bekannten Leipziger Maler Werner Tübke angefertigt werden. Wie es seiner Arbeitsweise entsprach – thematisch und malerisch setzte er vielfach auf historische Bezugnahmen –, wollte er den Rektor im Talar darstellen. Die angefragte Ausleihe des Ornats aus dem Traditionskabinett wurde jedoch von der Kulturkommission der SED-Kreisleitung und der Forschungsstelle Universitätsgeschichte unterbunden. In der Begründung wurde nicht nur auf die mit der 3. Hochschulreform 1968 vollzogene Aufgabe der Talare hingewiesen, sondern auch auf die Vermeidung öffentlichkeitswirksamer Missverständnisse gedrängt. Andernfalls könne die Darstellung „bei heute noch vorhandenen Meinungsverschieden­heiten über die damals getroffenen Entscheidungen auch zu Interpretationen führen, die nicht im Sinne der damals getroffenen Maßnahmen sind“ (HU, Kustodie, Brief von Walter Mohrmann an Rektor Helmut Klein, 14. Dezember 1982 (Durchschlag)). So legte man es auch für die anderen Porträts fest. Insbesondere der Pinselduktus der meisten Porträts – so bei Walter Friedrich von Heinrich Tessmer (1984), Werner Hartke von Arno Rink (1987) oder Kurt Erich Schröder von Walter Womacka (1985) – sowie Bildausschnitt und Positionierung der Dargestellten lassen die Rektorenreihe lebendig und individuell erscheinen.
Dass der Anglist Wirzberger als Rektor dargestellt ist, erschließt sich hingegen nicht sofort. Das Porträt wirkt wie eine lebendige Momentaufnahme: Wirzberger, in dunklem Anzug mit Krawatte, blickt von seiner Arbeit zu den Betrachtenden auf, das gerade bearbeitete Schriftstück noch in Händen und bereit zum Ablegen auf den bereits fertigen Stapel. Der Schreibtisch, an dem er sitzt, trennt ihn vom Betrachterraum und bildet zugleich eine räumliche Einheit mit dem Hintergrund. Mit dieser arbeitsamen Pose hebt sich das Porträt von den anderen, deutlich repräsentativeren Rektorenporträts der 1980er Jahre ab.

Auch nach dem Ende der DDR wurde die Porträtreihe fortgesetzt – nunmehr mit Universitätspräsidentinnen- und Präsidentenporträts, wobei die Dargestellten nun selbst eine Künstlerin oder einen Künstler und auch die Art ihrer Repräsentation auswählen dürfen. Mit Marlis Dürkop-Leptihn kam erstmals eine Frau in dieses Amt und die Soziologin entschied sich für eine Künstlerin für ihr Bildnis (2006). Mit Ruth Tesmar, langjährige Professorin für künstlerisch-ästhetische Praxis an der HU und Leiterin des Menzel-Dachs, vollzieht sich zudem ein Medienwechsel – die Collage mit Fotos und Schrift auf Glas als Bildträger löst das klassische Ölgemälde ab und vermittelt eine vielseitig interessierte Persönlichkeit und ein vielschichtiges Amt.

Ganz ins Private nimmt uns hingegen Sabine Curio mit ihrer Darstellung Jürgen Mlyneks (2009) mit. Der Physiker und Rektor von 2000 bis 2005 steht an einem Pult vor einer Terrassentür mit Blick ins Grüne. Mlynek, im Profil, ist versunken beim Abfassen oder Redigieren eines Textes und nimmt den Betrachter nicht wahr, so dass man glaubt, einen Blick in das private Arbeitsumfeld zu werfen. Die Medienvielfalt setzt sich schließlich mit den Fotografien von Herlinde Koelbl fort, die die letzten Präsidenten Christoph Markschies (in schwarz-weiß) und Sabine Kunst (farbig) für ihre Porträts gewählt haben.

Das Bild zeigt eine farbige Collage mit Fotos von Marlies Dürkop-Leptihn und Hannah Arendt sowie Handschriften und bearbeitete Fotoausschnitte der Berliner Universität und ihrer Sammlungen
Ruth Tesmar, Marlis Dürkop-Leptihn, Mischtechnik/Glasmalerei, 2006
Foto eines gemalten Porträts von Jürgen Mlynek stehend an einem Schreibpult vor einer Tür mit Blick ins Grüne
Sabine Curio, Jürgen Mlynek, Öl auf Leinen, 2009

Auch wenn der Bestand an Rektoren-/Präsidentenporträts überschaubar ist, vermittelt er dennoch das Bild einer lebendigen Universitätsgeschichte mit Zukunft.

Autorin: Christina Kuhli

Viktoria Tkaczyk wird mit der Caroline von Humboldt-Professur ausgezeichnet

Prof. Dr. Viktoria Tkaczyk, Wissenschafts- und Medienhistorikerin im Fachgebiet Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Zweitmitglied am Zentrum für Kulturtechnik, wurde im Dezember mit der Caroline von Humboldt-Professur ausgezeichnet. Die Namensprofessur geht mit einer einjährigen Projektförderung in Höhe von 80.000 Euro einher.

Viktoria Tkaczyk lehrt und forscht als Professorin für Medien und Wissen zu Technologien und Wissenstechniken der Frühen Neuzeit und Moderne. Sie leitet das DFG-Projekt „Rohstoffe der Geisteswissenschaften: Materielle Provenienzen von Arbeitsmedien“ und ist derzeit Teil der Teaching Faculty der International Max Planck Research School Knowledge and Resources.

Wir gratulieren ZfK-Zweitmitglied Viktoria Tkaczyk von Herzen zu diesem Erfolg!

Weitere Informationen zur Preisverleihung finden Sie unter “Aktuelles” auf der Webseite der HU
Nähere Einblicke in ihre Forschung und Lehre finden Sie auf der Webseite der Medienwissenschaft.

Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: Unterstützung für Kurse im Sommersemester 2026

Die Ausschreibung für unser Förderprogramm “Lernen und Lehren mit der Gesellschaft” fürs Sommersemester 2026 ist jetzt geöffnet. Bei Interesse bewerben Sie sich gerne bis zum 18.01.2026!

Das Programm „Lernen und Lehren mit der Gesellschaft: Transdisziplinäres Kursprogramm“ unterstützt Lehrende fachübergreifend dabei, wissenschaftliche Fragen und Seminararbeit in Kooperation mit der Gesellschaft zu gestalten. Ziel ist es, Erfahrung und Wissen aus der Gesellschaft in die Lehre und universitäre Arbeit mit Studierenden zu integrieren, von den unterschiedlichen Akteur:innen der Zivilgesellschaft, Kultur oder Politik zu lernen und einen gleichberechtigten Austausch zu erproben.

Dazu fördert das Kompetenzfeld für „Wissensaustausch mit der Gesellschaft“ am Zentrum für Kulturtechnik HU-Seminare, die transdisziplinär oder partizipativ arbeiten und Elemente des Austauschs mit der Gesellschaft oder Public Engagement beinhalten. Hierzu kann gehören:

  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Akteuren / Organisationen
  • Kooperation in der Organisation oder Präsentation von Kursinhalten; als Co-Teaching oder Verwendung anderer Methoden, die eine Aufnahme von Expertise aus der Gesellschaft zum Ziel haben
  • Kursgestaltung mit Aspekten des Community-based Research/Learning
  • Kooperationen mit gesellschaftlichen Gruppen oder Organisationen für Darstellung/Ausspielung der Kursergebnisse
  • Kurse, die materielle Praktiken, Sammlungsarbeit, Objekt- oder körperzentrierte Zugänge in der Lehre mit externen Kooperationen verbinden

Förderung durch:

  • Mittel bis zu 1.000 Euro pro Seminar für Materialen oder Gastvorträge/-workshops im Rahmen der Ausgabe- und Vergaberegelungen der HU (dies sind zusätzliche Kursmittel für HU-Kurse, sie sind nicht für semesterlange Lehraufträge geeignet)
  • Nutzung des Raums „Objektlabor“ auf dem Campus Nord, inkl. der flexiblen Raumausstattung, Technik
  • gelegentliche Veranstaltungsassistenz nach Absprache
  • Unterstützung/Beratung durch HU Team Wissensaustausch mit der Gesellschaft (ca. 2h pro Woche)

Förderfähig sind:

  • Kursmittel für BA oder MA-Lehrveranstaltungen im SoSe 2026, die als Sachmittel ausgegeben werden (Ausgaben werden durch Zentrum für Kulturtechnik bzw. das zugeordnete PSP-Element bezahlt)
  • Kurse, die entweder im Projektraum Objektlabor im ZfK stattfinden oder räumlich unabhängig durchgeführt werden, aber einen inhaltlichen oder räumlichen Bezug zum ZfK herstellen

Antragsprozess:

HU-Seminarleiter*innen und Lehrende sind eingeladen, eine Anfrage mit folgenden Bestandteilen bis 18.01.2026 für das SoSe 2026 an wissensaustausch.zfk@hu-berlin.de zu senden:

  1. kurze Kursbeschreibung,
  2. Motivation für und Beschreibung der transdisziplinären/partizipativen Zusammenarbeit mit externen gesellschaftlichen Akteuren/Organisationen,
  3. kurze Budget-Skizze mit voraussichtlichen Ausgaben/Bedarfen,
  4. Skizzierung der benötigten Kurs-/Veranstaltungsbetreuung

Kontakt:

Xenia Muth / Leonie Kubigsteltig
Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft
E-Mail: wissensaustausch.zfk@hu-berlin.de
Tel: +49(0)30 2093-12892 | -12881

 

Neuerscheinung: Unearthing Collections: Archives, Time and Ethics

Unearthing Collections ist ein neuer Band, der von Magdalena Buchczyk (IfEE), Martín Fonck, Tomás Usón und Tina Palaić gemeinsam herausgegeben und von UCL Press veröffentlicht wurde. 

Das Buch ist vollständig im Open Access verfügbar und kann hier abgerufen werden.

Unearthing Collections lädt die Leser dazu ein, die Ethik von Sammlungen und Archiven aus der Perspektive der Zeit zu überdenken. Von Protesten der Bevölkerung gegen Gletscherproben bis hin zu ethischen Dilemmata rund um menschliche Überreste und politische Kunst untersuchen die Autoren die Herausforderungen des Sammelns, Ausstellens und Bewahrens von Spuren. 

Im Mittelpunkt des Buches steht das Konzept des „Ausgrabens“ – das Aufdecken verborgener Wahrheiten, das Freilegen von Schichten der Geschichte und das ans Licht bringen des Unbekannten. Es befasst sich damit, wie das Streben nach Wissen oft mit Kosten verbunden ist, darunter Vertreibung, Ausbeutung, Kommodifizierung und das bleibende Erbe von Imperialismus und Kolonialismus. 

Neben der Kritik an den extraktiven Praktiken, die viele Sammlungen und Archive geprägt haben, stellt das Buch das „Re-Earthing” vor – eine Praxis, die unser Verständnis von Spuren der Vergangenheit und unseren Umgang mit ihnen neu gestaltet. Als kritischer Ansatz erkennt „Re-Earthing“ die chaotische, verflochtene Natur dieser Spuren an und widersetzt sich Versuchen, sie zu kontrollieren oder zu bereinigen, sodass sie sich zu neuen Formen des Wissens entwickeln können. Diese Perspektive ermutigt Wissenschaftler, Archivare, Künstler und Sammler, Zeit und Spuren zu überdenken, vorherrschende Chronologien in Frage zu stellen und ethischere Arbeitsweisen mit Sammlungen und Archiven zu entwickeln. 

Das Buch wird begleitet vom „Practising Collection Ethics Toolkit“ – einer praktischen Ressource, die Museums- und Archivfachleute bei der Bewältigung ethischer Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Sammlungen unterstützen soll.

Diese Publikationen basieren auf der Arbeit von TRACTS COST Action, unterstützt von der COST Association – European Cooperation in Science and Technology. 

Evolutionsbiologe John Nyakatura erhält DFG-Projektförderung

Prof. Dr. John Nyakatura, Professor für Vergleichende Zoologie am Institut für Biologie und Zweitmitglied am Zentrum für Kulturtechnik, erforscht die Veränderung des Bewegungsapparats in der Evolution der Säugetiere. Sein Projekt „Robotic Paleontology. Ein neuer Schlüssel zum Verständnis der frühen Evolution der Säugetiere“ erhält ab 2026 für fünf Jahre Projektförderung der DFG im Rahmen ihres Reinhart Koselleck-Programms.

John Nyakaturas interdisziplinäre Forschung hat dazu beigetragen, das Gebiet der „robotischen Paläontologie“ zu etablieren. Ziel des aktuellen Forschungsprojekts ist es, einen neuen Blick auf die frühe Säugetierevolution zu ermöglichen und die methodischen Grundlagen für dieses interdisziplinäre Forschungsfeld weiter zu festigen.

Wir gratulieren ZfK-Zweitmitglied John Nyakatura von Herzen zu diesem Erfolg!

Detailliertere Projektbeschreibung auf der DFG-Website zu finden.

Weitere Informationen zu seiner Forschung auf der Website des Nyakatura Lab.

Neuerscheinung: “Mutter Museum” von Werner Hamacher

Soeben ist das von Daniel Tyradellis herausgegebene Buch von Werner Hamacher: “Mutter Museum” erschienen. 

»Über das Museum lässt sich immer nur auf der Schwelle zu ihm reden.«

Werner Hamachers Vortrag »Ausstellungen der Mutter. Gang durch verschiedene Museen« ist ein Schlüsseltext zum Verständnis des Museums als abendländischer Institution: Es wird lesbar als Ort der materialisierten Trauer über den Verlust einer Referenz, die es nie gegeben hat. Von der deutschen Rezeption nach seinem Erscheinen im Jahr 1995 nahezu unkommentiert, stieß der Text in Frankreich auf ein zustimmendes wie kritisches Echo durch Philippe Lacoue-Labarthe und Jacques Derrida. Hamacher plante daraufhin eine erweiterte Ausgabe, die auf diese Kritik reagiert und weit über sie hinausgeht. Insbesondere seine Auseinandersetzung mit Raffaels »Sixtinische Madonna« und Artauds »La Maladresse sexuelle de dieu« weist den Weg zu einer irrelationalen Markierung, die der Rückhaltlosigkeit von Werk und Museum in ihrem Wechselspiel eine neuartige und Grund legende Kraft verleiht.

Bestellbar über den Buchhandel oder direkt bei diaphanes.

Softcover, 256 Seiten, diaphanes Verlag, Zürich 2025, 35,- €. 

Titelbild Mutter Museum
Rückseite Buch Mutter Museum

Publikation: Beziehungsweise Familie. Globale Geschichten von Bindung, Bruch und Zugehörigkeit

Familie. Jeder hat sie und jeder anders. Dieses unkonventionelle Buch bricht mit gängigen Vorstellungen einer traditionellen „Kernfamilie“ und versammelt Stimmen aus aller Welt in unterschiedlichen Momentaufnahmen. Wer gehört zur Familie, welche wirtschaftliche und gesellschaftliche Funktion übernimmt sie, was prägt Familie und wie prägt sie uns? Zentrale Themen lokaler Debatten rund um den Globus führen uns vor Augen, wie komplex und verschieden, aber auch wie ähnlich Familienbilder über die Kulturen hinweg sind. Eine Einladung, auch über das eigene Familienbild nachzudenken.

Bestellbar unter:

Beziehungsweise Familie. Globale Geschichten von Bindung, Bruch und Zugehörigkeit.

Hardcover, 296 Seiten, Hirmer Verlag, 39,90 €.

Objekt des Monats: Humboldt divers – Gerald Matzners Terracotta-Büsten und das Eigenwillige der Form

Objekt des Monats 11/2025

Bereits seit 2009 ist der universitäre Bestand an Humboldt-Büsten durch moderne Adaptionen des österreichischen Bildhauers Gerald Matzner (1943-2018) ergänzt worden. Aus einer Reihe von 15 Büsten von Alexander und Wilhelm von Humboldt, die Matzner anhand der Vorlagen von Christian Daniel Rauch (1851) bzw. Bertel Thorvaldsen (1808) geschaffen hat, wurden Der abgewickelte Humboldt und Die Brüder Humboldt für den Kunstbesitz der Universität erworben. Gemäß dem Titel dieser aus der Reihe „Metamorphosen“ stammenden Büsten sind die Brüder deutlich von den Ursprungsporträts entfernt. Die dünnwandigen Tonskulpturen, alle mit eigenem Sockel, wurden nach dem Brennen bemalt, auf den Oberflächen sind Signaturen und Datierungen zu finden.

Ein Foto der Büste Alexander von Humboldts auf einem Sockel vor einer Wand
nach Christian Daniel Rauch, Alexander von Humboldt, Gips (Kopie des Originals von 1851), Inv.-Nr. P 182
Foto einer Büste von Wilhelm von Humboldt auf einem Sockel in leicht schräger Ansicht vor einer Wand
nach Bertel Thorvaldsen, Wilhelm von Humboldt, Gips (Kopie des Originals von 1808), Inv.-Nr. P 179
Foto einer bunten Büste aus Terracotta auf einem Sockel vor einer Wand
Gerald Matzner, o. T. (Der geflochtene Humboldt), Terracotta, 1993, Inv.-Nr. P 200

Acht weitere Büsten kamen durch Schenkung der Witwe des Künstlers in den Bestand der Kunstsammlung. Das Spektrum der Bearbeitung, das Verformen, in Bändern ver- bzw. abwickeln, um Attribute ergänzen bis fast zur Unkenntlichkeit des Vorbilds lassen sowohl das biographisch bzw. wissenschaftlich vielfältige Leben der Humboldts als auch die Phantasie und Ausdruckskraft des Künstlers erahnen, der in Wien und Berlin ausgebildet wurde und lange Zeit als freischaffender Künstler in Berlin gearbeitet hat. Nicht nur die Dargestellten sind aufs Engste mit der Universität verbunden, Matzner begann seine Skulpturenreihe 1990 – zu einer Zeit, als die Abwicklung der Humboldt-Universität im Raum stand. Es ist sozusagen ein künstlerisches Bekenntnis zu den beiden Gelehrten und ihren Idealen, aber auch eines für die Tradition der Humboldt-Universität und ihre Fortführung in die Gegenwart und Zukunft. Matzner selbst zog es mit der Studentenrevolte 1968 nach Berlin, seine Arbeiten fertigte er überwiegend aus Terracotta, wobei er in den 1980er Jahren mit Kunst im öffentlichen Raum zuerst größere Formate bearbeitete – darunter die Korinthische Säule für die Rostlaube der Freien Universität Berlin oder die Serie von Taschenpyramiden.

Bereits die Titel – wie Humboldt eine Reise buchend, Im Insektenschwarm, Nach Worten ringend, Die Vermessung des Alexander von Humboldt, Humboldt mit Reisetasche oder Abgewickelter Humboldt – verweisen auf den kreativen und zuweilen ironischen Umgang mit den großen Männern. Die Humboldts finden sich bevölkert mit Pflanzenwerk, Getieren wie Fröschen und Käfern, aber auch mit Taschen, Telefonhörern oder Gartenzwergen. Lustig, zuweilen auch düster, nicht in jedem Fall sofort ästhetisch ansprechend, sollen die Büsten zum Nachdenken anregen. Was bedeuten uns heute die wissenschaftliche Neugier und Umtriebigkeit der Humboldts? Welche ihrer Leistungen erkennen wir in den erzählerisch wirkenden Porträts und welche Wirkung haben sie (noch)? Darüber hinaus verweisen uns die Verfremdungen auf uns selbst, sind die (Ver)Formungen Matzners „der ‚Naturabguß‘ unserer Zivilisation, das Porträt […] unserer Welt, erschreckend und bitter belustigend“ (Sperlich 1991, S. 24).

Foto einer bunten Büste aus Terracotta mit Telefonhörern um den Kopf gewunden
Gerald Matzner, Abgewickelter Humboldt, Terracotta, um 1990, Inv.-Nr. P 243
Foto einer Büste aus Terracotta, bevölkert mit Zwergen und Messinstrumenten
Gerald Matzner, Vermessung des Alexander von Humboldt, Terracotta, um 1990, Inv.-Nr. P 339

Dass einige der Büsten im sogenannten Humboldt-Kabinett in Adlershof stehen und damit in einem technologischen Wissenschaftsbereich, der lange nach den Humboldts erst seinen Ausgang nahm, die heutige Welt dafür umso mehr prägt, dürfte sowohl den Dargestellten als auch dem Künstler gefallen haben.

Autorin: Christina Kuhli

Literatur:
Sperlich, Martin: Gerald Matzner oder der Stil „Rustique“ oder das Irdene und das Irdische des Naturabgusses, in: Die ganze Welt ist rötlich braun. Skulpturen von Gerald Matzner. Werkverzeichnis, Berlin 1991, S. 19-24.