Archiv der Kategorie: Aktuelles

OBJEKTLABOR. Sammlungsgespräche an der Koordinierungsstelle

18. März 2024 | 18 Uhr | Humboldt Labor im Humboldt Forum

Neil Curtis
(Head of Museums and Special Collections, University of Aberdeen)

Returning colonial loot from Aberdeen.
The story of a Benin Bronze

Anschließend Gespräch mit
Christopher Li (Lautarchiv HU Berlin) und
Sarah Elena Link (Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland)

18. März 2024, 18 Uhr s.t.
Seminarraum des Humboldt Labors im Humboldt Forum
Schloßplatz, 10178 Berlin
Treffpunkt: Eingang zur Ausstellung „Nach der Natur“ (1. OG)

Eintritt frei; Vortrag und Gespräch finden in englischer Sprache statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

OBJEKTLABOR. Sammlungsgespräche an der Koordinierungsstelle (PDF)

Bild: Neil Curtis, Leiter der Museen und Sondersammlungen der Universität von Aberdeen, mit der Benin-Bronze © University of Aberdeen

Zeit für Wissensaustausch mit der Gesellschaft: Open Humboldt Freiräume fördert 2 Professor:innen und 1 Postdoc

Die Förderlinie Open Humboldt Freiräume ist seit Sommer 2023 am HZK angesiedelt. Nun stehen die geförderten Projekte und Wissenschaftler:innen aus der aktuellen Ausschreibungsrunde der Förderlinie Open Humboldt Freiräume fest. Der Open Humboldt Expert:innenkreis hat eine Förderempfehlung für drei Anträge ausgesprochen. Die Universitätsleitung ist dieser Empfehlung gefolgt und fördert folgende Projekte im Sommersemester 2024 bzw. Wintersemester 2024/2025:

  • Prof. Dr. Gökce Yurdakul, Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Sozialwissenschaften, Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM);
    Projekt: Intersektionelle Politik: Zivilgesellschaftliche Organisationen von Immigrant:innen und ihr Engagement für Geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine (INTERSECT) (SoSe 2024)
  • Prof. Dr. iur. Gregor Bachmann, LL.M., Juristische Fakultät;
    Projekt: Dresscode: Rechtskleider für die Zivilgesellschaft (WS 2024/25)
  • Dr. Mats Küssner, Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft;
    Projekt: Live Music meets Augmented Reality: Ästhetische Prozesse des Konzerterlebens mit digitalen Technologien bereichern (WS 2024/25)

Für mehr Informationen zu den geförderten Projekten, besuchen Sie bitte die Seite von Open Humboldt Freiräume: https://open-humboldt.de/de/projects/open-humboldt-freiraeume/die-freiraeume-preistraeger-innen-2024-2025

Die nächste Ausschreibung erscheint im Sommer 2024. Die Geförderten erhalten jeweils für das SoSe 2025 oder das WS 2025/26 eine Lehrreduzierung auf 0 SWS. Die Vertretung der Lehre wird aus Mitteln der Berlin University Alliance finanziert.

Time is What you Make of it – Foto © Matthias Heyde

Objekt des Monats: Von der Invalidenstraße 110 bis Adlershof. Eine Hausfassade und das morphologische Modell eines idealen Kristalls

Objekt des Monats 02/2024

Abb. 1 Kristall Gesamtansicht
Abb. 1 Kristall Gesamtansicht. Foto: Dr. Holm Kirmse

Das Modell (Abb. 1) zeigt die ideale Form eines Kristalls. Hier handelt es sich um die Kombination dreier Formen, die im kubischen Kristallsystem vorzufinden sind. Wegen der Größe der Flächen fällt zuerst der Würfel ins Auge. In der Kristallographie nennt man ihn Hexaeder, weil er von sechs gleichartigen Flächen begrenzt ist. Die zweite Form ist ein Tetraeder (von 4 Flächen begrenzt). Die dritte Form ist durch zwölf gleichartige Flächen begrenzt und wird Rhombendodekaeder genannt. Die einzelnen Flächen der drei Formen können mit Indices versehen werden. Millersche Indices entsprechen den reziproken Werten der Schnittpunkte einer Fläche mit den Achsen x, y und z: Diese drei Achsen stehen im kubischen Kristallsystem senkrecht aufeinander und sind gleich lang. Im Falle des Rhombendodekaeders schneidet eine Fläche immer zwei Achsen im gleichen Verhältnis, während die dritte Achse nicht geschnitten wird. Die Achsenabschnitte sind demnach 1 : 1 : ∞. Die dazu reziproken Werte sind 1 : 1 : 0. Bei entsprechender Wahl der Achsen erhält man für die zum Betrachter hinzeigende Fläche die Millerschen Indizes (110), gesprochen: „eins eins null“.

Miller_Indizes_Ebenen
Räumliche Lage von Flächen in einem Hexaeder und die jeweiligen Millerschen Indizes. Quelle: Wikipedia - Datei: Miller Indizes Ebenen.png - Erstellt: 27. März 2006 (Der ursprüngliche Uploader war Noamik bei der deutschsprachigen Wikipedia) CC BY-SA 3.0
Die mathematische Betrachtung der Symmetrieeigenschaften von Kristallen lässt sich nicht nur in Formeln fassen, so mancher sieht diese Formen auch in ganz anderen Zusammenhängen. Und damit zur Invalidenstraße 110: Bevor das Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin im Jahr 2003 zum jetzigen Standort auf dem Campus Adlershof umzog, befand es sich als Institut für Physik und Elektronik in dem Gebäude Invalidenstraße 110 an der Ecke zur Chausseestraße (siehe Foto unten rechts). Bestandteil des Instituts war auch das Institut für Kristallographie mit seinen Forschungsschwerpunkten Kristallwachstum und Kristallcharakterisierung. Der Studiengang Kristallographie wurde durch eine umfangreiche Lehrsammlung unterstützt. Heute ist die Kristallographie Teil der Spezialisierungsrichtung Festkörperphysik im Masterstudiengang Physik. Die Lehrsammlung Kristallographie existiert weiterhin.
Abb. 2 Kristall
Abb. 2 (links): Gleiches Polyedermodell gesehen aus einer anderen Perspektive. Für die hier vorliegende Betrachtung ist die (110)-Fläche optisch kenntlich gemacht. Das auch ins Auge fallende unregelmäßige Sechseck über der Fläche wird durch die Millerschen Indizes (111) identifiziert. (Siehe zur besseren räumlichen Veranschaulichung weiter oben die schematische Darstellung von Flächen mit den Indizes (100), (110) und (111)). Foto: Dr. Holm Kirmse
Abb. 3 Hausfassade Inv. 110
Abb. 3 (rechts): Fassade des Institutsgebäudes Invalidenstraße 110. Foto: Oliver Zauzig

Die Fassade des ehemaligen Institutsgebäudes mit ihren Flächen parallel zu Invaliden- und Chausseestraße ist zur Kreuzung hin abgeschrägt, so dass eine zusätzliche dritte Fläche entstanden ist, in der sich der Haupteingang befindet. Ob beabsichtigt oder nicht: legt man das Achsensystem entlang der Hauskanten, dann entsprechen die Millerschen Indizes dieser dritten Fläche exakt der Hausnummer des Gebäudes. Was sich jetzt liest wie eine der unzähligen Verschwörungserzählungen ist wohl reiner Zufall. Bekanntlich ist die Eins Eins Null auch die Rufnummer der Polizei, Physiker und Chemiker erkennen darin das Element Darmstadtium und als Binärsystem spielt es in der Informatik eine wichtige Rolle. Und sollten Sie doch einen Zusammenhang zwischen der Idealform eines Kristalls und der Hausfassade erkennen, so sei nicht nur darauf verwiesen, dass das Gebäude laut Informationen der Technischen Abteilung 1981 entstanden ist, sondern dass es vor 1920 an dieser Adresse das Gasthaus „Zum Kuhstall“ gab, so zumindest lässt es sich bei Foto Marburg recherchieren.

Die Technische Abteilung der HU hat im Dezember 2023 die Liegenschaft Invalidenstraße 110 an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen für die anstehenden Umbau- und Sanierungsmaßnahme übergeben. Geplant ist diese in den kommenden fünf Jahren durchzuführen.

Autor: Dr. Holm Kirmse

Leiter der Kristallographischen Lehrsammlung
Newtonstraße 15
12489 Berlin

Links
Polyedermodell Kombination Würfel-Tetraeder-Rhombendodekaeder in „Sammlungen digital“: https://sammlungen-digital.hu-berlin.de/viewer/image/2949349a-7155-45e2-a88e-57126add8e1a/2/ 

Ecke Chausseestraße/Invalidenstraße in Technische Abteilung der HU: https://www.ta.hu-berlin.de/gebaeude/no:2215 und https://www.hu-berlin.de/de/pr/30-jahre-deutsche-einheit/bildergalerie-damals-und-heute/D2_hu20mh_30Jahre_DSF1544-1.jpg/view

Gasthaus „Zum Kuhstall“ in Bildarchiv Foto Marburg: https://www.bildindex.de/document/obj20555125

THEATRE OF MEMORY – Ein neuro-akustisches Klangnetzwerk von Tim Otto Roth im TAT

Im Hörsaal des Tieranatomischen Theaters formiert sich mit dem „Theatre of Memory“ ein außergewöhnliches mikrotonales Ensemble: 70 kugelförmige, farbig leuchtende Lautsprecher ‚hören‘ aufeinander und regen sich an oder hemmen sich über ihre charakteristischen Sinustöne analog zu Nervenzellen.

Im immersiven Klanglabor wird nicht nur aktuelle neurowissenschaftliche Forschung erlebbar, sondern Musik sprichwörtlich nervös: Ein ganzer Raum verwandelt sich in ein Netzwerk von interagierenden Tönen, die grundlegende Vorgänge in Nervenzellen widerspiegeln, die uns zu fühlenden und denkenden Wesen machen. Der begehbare Klangraum aus miteinander kommunizierenden Lautsprechern macht es nicht nur möglich, in die Netzwerkstruktur einzutauchen, sondern zugleich kann man mit dieser über Töne und Geräusche interagieren.

Dauer der Ausstellung: 12. Januar bis 10. März 2024.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website des Tieranatomischen Theaters.

Theatre of Memory @ TAT
Theatre of Memory @ TAT – Foto: (c) Tim Otto Roth, imachination projects, 2023

Keynote „The Screeching of the Stone. On the Critique of Curating Reason“

Daniel Tyradellis, Vizedirektor Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik, hält die Keynote auf der „International Biennale of Practical Philosophy“ (19.-23. April 2024) der University of the Aegean School of Humanities, Rhodos (Griechenland).
Der Vortrag diskutiert die Potenziale des Kuratierens als einer Kulturtechnik der inter- und transdisziplinären Vermittlung. Zudem weist er auf den geplanten und international orientierten Master-Studiengang „Curating – Transforming Knowledge and Critical Heritage“ am HZK hin.

International Biennale of Practical Philosophy
International Biennale of Practical Philosophy

Demokratiefragen des digitalen Finanzsektors: Einführung des digitalen Euro

Auf Einladung des Vizedirektors Daniel Tyradellis trifft sich am 12. April 2024 die Projektgruppe „efin & Demokratie“ des ZEVEDI_Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung, gefördert durch die Stiftung Mercator, im Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, um die aktuellen Entwicklungen rund um die geplante Einführung des digitalen Euro zu diskutieren. Gegenstand des Treffens sind unter anderem Möglichkeiten der räumlichen Visualisierung zur öffentlichen Transparenz der mit der neuen Währung verbundenen Datenströmen.

Demokratiefragen des digitalen Finanzsektors - eFin & Demokratie (c) ZEVEDI
Demokratiefragen des digitalen Finanzsektors – eFin & Demokratie (c) ZEVEDI

Forschungsthema “Wasser”: Beiträge aus allen Fachbereichen gefragt!

Die Berlin University Alliance (BUA) lädt alle Angehörigen der vier Berliner Verbundpartnerinnen herzlich ein, sich im Rahmen des Objective 2 „Fostering Knowledge Exchange“ an der Gestaltung eines gemeinsamen Formats zu beteiligen. Derzeit wird in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der HU und dem Team des Humboldt Labors für 2025 ein inter- und transdisziplinäres Ausstellungsprojekt zum Thema „Wasser“ entwickelt.

Damit das Projekt die Ideen und Kompetenzen aller BUA Partnerinnen aufnehmen kann, möchten wir uns gerne einen Überblick darüber verschaffen, welche Forschungen an den vier Häusern stattfinden, die sich im engeren und weiteren Sinne mit dem Element Wasser befassen – beispielsweise mit den Eigenschaften von Wasser, mit seinen Funktionen z.B. als Katalysator oder als Trägersubstanz, mit Infrastrukturen für Wasser oder durch Wasser, oder mit ökologischen, politischen, sozialen, ebenso wie historischen, kulturellen, ästhetischen oder religiösen Implikationen von Wasser.

Wir freuen uns über zahlreiche und breit gefächerte Rückmeldungen von Ihnen. Dabei ist es nicht entscheidend, auf welcher wissenschaftlichen Karrierestufe Sie derzeit arbeiten.

Wir bitten alle Forschenden, Doktorand*innen und Studierende, die sich von dieser Themenstellung angesprochen fühlen und sich vorstellen könnten, hierzu etwas beizutragen und die eigenen Forschungen auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, bis zum 15. Februar 2024 hier eine erste Interessensbekundung abzugeben.

Wir möchten uns zunächst einen Überblick verschaffen und würden in einem zweiten Schritt mit einem kurzen Fragenkatalog (6 Fragen) auf Sie zukommen.

Selbstverständlich können Sie auch später noch entscheiden, ob Sie intensiver in dieses Projekt einbezogen werden möchten oder nicht. Wir möchten zunächst dem Anspruch gerecht werden, ein möglichst breites und vielfältiges Bild der lebendigen Forschung an den BUA-Häusern zusammenzustellen. Daher würden wir uns über rege Teilnahme sehr freuen. Für Ihre Rückfragen stehen Ihnen Leonie Kubigsteltig und Xenia Muth, Mitarbeiterinnen des HZK im Bereich Wissensaustausch mit der Gesellschaft, unter folgender Email zur Verfügung: wasser@berlin-university-alliance.de

Prof. Dr. Eva Ehninger,
im Namen des Objective 2 „Fostering Knowledge Exchange“ (BUA)

Interessensbekundung Projekt “Wasser”

Bild: Interaktiver Vorhang im Eingangsbereich des Humboldt Labors © HU / schnellebuntebilder. Foto: Philipp Plum

Projekt SODa: Ein Datenkompetenzzentrum für wissenschaftliche Universitätssammlungen

Verbundprojekt der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Kooperation mit der FAU Erlangen-Nürnberg, dem GNM Nürnberg und der IGSD e.V.

In den rund 1400 wissenschaftlichen Objektsammlungen, die in Deutschland an Universitäten und Hochschulen betreut und in Forschung und Lehre genutzt werden, schlummern riesige Potenziale. Um diese adäquat und zukunftsgerecht auszuschöpfen, braucht es sowohl Datenkompetenzen als auch digitale Infrastrukturen. Das Verbundprojekt  “SODa – Sammlungen Objekte Datenkompetenzen” wird hier einen entscheidenden Schritt vorwärts gehen.

Initiiert und geleitet von der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland, die am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt Universität zu Berlin angesiedelt ist, wird SODa in den nächsten drei Jahren ein bundesweit wirkendes Datenkompetenzzentrum entwickeln und aufbauen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „Aufbau von Datenkompetenzzentren in der Wissenschaft“ mit 2,84 Millionen Euro gefördert. An die Humboldt-Universität zu Berlin gehen 1,2 Millionen Euro. Partner:innen für das Projekt sind die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das Germanische Nationalmuseum (GNM) und die Interessengemeinschaft Semantische Datenverarbeitung e.V. (IGSD).

Das Datenkompetenzzentrum wird ein vorwiegend virtueller Begegnungsort für alle sein, die in und mit wissenschaftlichen Universitäts- und Hochschulsammlungen lehrend und forschend arbeiten. Hier werden per E-Learning, auf Veranstaltungen, in Arbeitsgruppen oder in Kooperationen Datenkompetenzen vermittelt, Konzepte und Methoden diskutiert sowie gemeinsam geforscht und entwickelt.

Primäres Ziel dabei ist, Konzepte und Kenntnisse eines zeitgemäßen Forschungsdatenmanagement zu etablieren, das zugleich den spezifischen Anforderungen wissenschaftlicher Sammlungen und ihrer Objekte als auch modernen Kriterien an Offenheit, Qualität, Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit gerecht wird. Dazu gehören Kenntnisse zu Projektmanagement, Datenformaten, technischen Standards, Methoden der Datenanreicherung und -vernetzung, Kenntnisse und Bewusstsein in ethischen und rechtlichen Fragen sowie über Strategien für Langzeitverfügbarkeit.

Ein zweiter Schwerpunkt besteht in der Förderung und Weiterentwicklung der datengetriebenen Forschung in und mit wissenschaftlichen Sammlungen, unter anderem in den Bereichen der datengetriebenen Provenienzforschung, der Restaurierungs- und Konservierungsdokumentation, zu Methoden strukturierter Datenanalytik sowie zu Verfahren automatisierter Datenauswertung – unter anderem mit Methoden der KI.

Für diese Arbeit wird das Projekt eine cloudbasierte Dateninfrastruktur für das Erfassen, Analysieren, Bearbeiten, Anreichern, Transformieren, Vernetzen und nachhaltigen Zugänglichmachen von Sammlungs- und Objektdaten aufbauen, die allen Nutzer:innen kostenfrei zur Verfügung stehen wird. SODa wird eng mit den weiteren BMBF-geförderten Datenkompetenzzentrumsprojekten, mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und Akteur:innen im Spektrum von Wissenschaft und Museen zusammenarbeiten.

Prof. Dr. Sharon Macdonald, Direktorin des Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik zu SODa: “Es war die Humboldt-Universität zu Berlin, an der in den neunziger Jahren das materielle Erbe der Universitäten wiederentdeckt und inwertgesetzt wurde. Und es ist das Hermann von Helmholtz-Zentrum, das seit 2012 mit der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen dafür steht, dieses Erbe als moderne Infrastrukturen für Forschung, Lehre und Transfer zu aktivieren. Wir sind begeistert, dass wir mit SODa auf diesem Weg die digitale Sichtbarkeit und Nutzbarkeit der Sammlungen an allen Universitäten und Hochschulen fördern können!”

Für Rückfragen steht Martin Stricker (martin.stricker@hu-berlin.de, Tel. 030 2093 12879), Co-Sprecher der Koordinierungsstelle und SODa-Projektleiter, gern zur Verfügung.

Objekt des Monats: „Souvenir aus Yokohama“ Ein Lackalbum in der wissenschaftlichen Sammlung „Bestände der Mori-Ōgai-Gedenkstätte“

Objekt des Monats 12/2023

Dank einer bedeutenden Schenkung historischer Fotografien aus dem Japan der Meiji-Zeit (1868 –1912) ging ein kostbares Lackalbum in den Besitz der Humboldt-Universität zu Berlin über.

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Dem Atelier Adolfo Farsari zugeschriebenes lackiertes Fotoalbum (40 x 31cm) aus den späten 1890er Jahren. Es enthält fünfzig handkolorierte Aufnahmen (ca. 20 x 27cm), die sich typischerweise in „views“ und „costumes“ einteilen lassen.

Es wird in der wissenschaftlichen Sammlung „Bestände der Mori-Ōgai-Gedenkstätte“ bewahrt und momentan in der Mediathek des Grimm-Zentrums digital erschlossen. Auf den großformatigen Seiten sind fünfzig kolorierte Albumin-Abzüge montiert, die von liebevoll in Aquarellfarben ausgeführten Illustrationen gerahmt sind.

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Eine der Landschaftsaufnahmen zeigt die einst kaiserlichen Boten vorbehaltene „Heilige Brücke“ (Shinkyō), welche zur Schreinanlage in Nikkō führt (Weltkulturerbe). Ein Symbol der Moderne, der Strommast am rechten Ufer des Daiya-Flusses, wurde durch die Kolorierung offenbar bewusst verborgen. Die Aufnahme wird oftmals Tamamura Kōzaburō zugeschrieben, der mit Adolfo Farsari zusammenarbeitete (späte 1890er Jahre).

Angaben zu den Urheber:innen der Fotografien, aber auch zu ihrem Alter fehlen. Wann und wie das Album nach Europa gelangte, ist nicht bekannt. Den einzigen Hinweis bildet eine zarte Eintragung mit Bleistift auf der ansonsten leeren dritten Seite. Sie lautet „Farsari“ und ordnet das Objekt somit der im ausgehenden 19. Jahrhundert weltweit nachgefragten „Yokohama-Fotografie“ zu.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Dynamik der globalen Geschichte auch Japan aus der „idyllischen Stille“ (Mori Ōgai) gerissen. Nach mehr als zweihundert Jahren der selbst gewählten Isolation öffnete sich das Inselreich der wissenschaftlich-technisch geprägten Zivilisation des „Westens“. Zwar gestaltete sich die touristische Entdeckung der fernen Destination zunächst mühsam, doch wurde das „Land der aufgehenden Sonne“ rasch zu einem neuen Sehnsuchtsort der reisenden Schichten Europas. Ästhetische Strömungen wie der aufblühende Japonismus und ein zunehmend zivilisationskritischer Zeitgeist wirkten zusammen, um das angesagte Reiseziel leidenschaftlich zu imaginieren.

Nach dem Frühstück steigen wir zu den Tempeln empor, über lange Stufenreihen in rauschenden Hainen, durch deren dunkles Laub das Meer hindurchleuchtet. Was Griechenland einmal war aber nicht mehr ist, was man [ … ] von seiner Schönheit träumt, das ist in dieser Landschaft zur Wahrheit geworden.
(Harry Graf Kessler, Tagebuch, 15. April 1892)

Bereits seit den 1860er Jahren unterhielten europäische und japanische Fotografen Ateliers in Yokohama – der Hafenstadt, die den meisten Reisenden zur An- und Abreise diente. Die Ateliers produzierten vorwiegend für Tourist:innen, die einzelne Abzüge oder kunstvoll gearbeitete Alben erwarben. Als Begründer der „Yokohama-Fotografie“ gilt Felice Beato (1832–1909). In den frühen Jahren seiner japanischen Schaffensperiode hielt der italienisch-britische Fotograf Eindrücke einer zauberhaft scheinenden Welt fest, die von der westlichen Zivilisation vermeintlich noch kaum berührt war. Sein Atelier popularisierte die Anfertigung von Abzügen auf Albuminpapier. Seine Schüler und Konkurrenten – unter ihnen Adolfo Farsari (1841–1898) und Tamamura Kōzaburō (1841–1932) – reagierten auf die rasch wachsende Nachfrage. Zunächst kamen Genrebilder, später auch Landschaftsansichten koloriert auf den Markt.

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Die Genrebilder im Album nehmen den traditionellen Alltag des Landes in den (europäischen) Blick. Hier eine Dame im Kimono, die einen reich verzierten Obi-Gürtel bindet. Die Aufmerksamkeit gilt ganz dem „in Seide gewobenen Gemälde“ (Curt Netto). Wahrscheinlich Tamamura Kōzaburō, späte 1890er Jahre.

Die Mitarbeiter:innen, welche diese Abzüge kunstvoll mit Farbe versahen, brachten Fertigkeiten aus der Herstellung von Holzschnitten mit. Dank des kostengünstigen Verfahrens, das detailreiche und ansprechende Ergebnisse lieferte, wurden bald jährlich zehntausende von Kopien produziert und nach Übersee verkauft.

Fotografie und Tourismus standen in einer fruchtbaren Wechselbeziehung. Den Reisenden im ausgehenden 19. Jahrhundert waren die Bilder wohlbekannt. Sie formten Sehnsüchte und Erwartungen; sie definierten Sehenswertes. Die Nachfrage aus Europa und Nordamerika, der eine lebhafte Rezeption japanischer Farbholzschnitte vorausgegangen war, übte ihrerseits großen Einfluss auf die Wahl von Motiven, Perspektiven und Farben aus. Indem Tourist:innen aus tausenden von Aufnahmen wählten, konnten sie ein Album ‚ihrer‘ Erfahrungen als Souvenir zusammenstellen.

Die eingangs erwähnte Schenkung ist einem privaten Sammler zu danken und erfolgte 2021 in Erinnerung an den Privatbankier Moritz Friedrich Bonte (11. Juli 1847 Magdeburg – 18. Juli 1938 Berlin). Die zwölf Alben und insgesamt mehr als 700 Fotografien bilden eine kostbare Quelle für die Arbeit der Mori-Ōgai-Gedenkstätte, die sich mit der Vielfalt der Begegnungen zwischen Japan und Europa während des Übergangs in die Moderne beschäftigt. Das „Souvenir aus Yokohama“ und eine Auswahl von Fotografien werden ab Anfang 2024 in einer Sonderausstellung in der Gedenkstätte zu sehen sein. Tokyo Views stimmt auf das Jubiläum der Städtepartnerschaft Tokyo-Berlin ein, das im kommenden Jahr ansteht und wendet sich der touristischen Wahrnehmung der japanischen Metropole an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu. Sie erläutert zeitgenössische Konzepte der Sehenswürdigkeit und stellt eine Reihe „namhafter Orte“ (meisho) vor.

Autor: Harald Salomon
Wissenschaftlicher Leiter der Mori-Ōgai-Gedenkstätte

Die Angaben zu den Fotografien wurden von Studierenden des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften erarbeitet.

Mori-Ōgai-Gedenkstätte der Humboldt-Universität zu Berlin
Luisenstr. 39, 10117 Berlin
Tel. 030-2093-66933
E-Mail: mori-ogai@hu-berlin.de
Website: https://www.iaaw.hu-berlin.de/de/region/ostasien/seminar/mori
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 12-16 Uhr; donnerstags 12-18 Uhr

Qualifikationsarbeiten zum Lautarchiv 2023

Im Jahr 2023 haben drei Studentinnen ihr Master- bzw. Bachelorstudium mit einer Arbeit über ein Lautarchiv-bezogenes Thema erfolgreich abgeschlossen.

An der Universität Aarhus ist eine Masterarbeit von Nikoline Jørgensen im Fachbereich Comparative Literature (Lehrstuhl Prof. Marianne Ping Huang) zum Thema ‘A decolonial universal museum? A reading of metamuseal stories of decoloniality at Berlin’s Humboldt Forum’ unter Berücksichtigung des Lautarchivs entstanden. Nikoline hatte im Vorjahr ein dreimonatiges Praktikum am Lautarchiv absolviert.

In der Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität (Lehrstuhl Prof. Christian Kassung) hat Paula Zwolenski ihr Bachelorstudium mit einer Arbeit zum Thema ‘Sensible Tonaufnahmen aus dem Archiv. Kommunikationsversuche und Selbstverortung in den Tonaufnahmen des indischen Kriegsgefangenen Baldeo Singh’ erfolgreich abgeschlossen.

An der Transkulturellen Musikwissenschaft der Humboldt-Universität (Lehrstuhl Prof. Sebastian Klotz) hat Sophie Ehmke ihr Bachelorstudium mit einer Arbeit zum Thema ‘Der postkoloniale Umgang mit den Kriegsgefangenenaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg im Lautarchiv Berlin’ erfolgreich abgeschlossen.

Herzlichen Glückwunsch!

Alle drei Arbeiten befinden sich in der Handbibliothek des Lautarchivs und können auf Wunsch nach Vereinbarung vor Ort eingesehen und gelesen werden. Nikoline Jørgensens Arbeit liegt gegenwärtig ausschließlich in dänischer Sprache vor (Et dekolonialt universelt museum? – En læsning af metamuseale fortællinger om dekolonialitet på Berlins Humboldt Forum).

Bitte wenden Sie sich an den Sammlungsleiter des Lautarchivs, Dr. Christopher Li.