Archiv der Kategorie: Aktuelles

BMBF fördert ab 2024 ein neues Käte Hamburger Kolleg an der HU

„InHerit“ – Heritage in Transformation

Was prägt eine Gesellschaft? Was macht Identität oder Differenz aus? Wie lassen sich Zugehörigkeit, Eigentum oder gar das Verhältnis von Geschichte, Gegenwart und Zukunft definieren? Um diese zentralen Fragen unserer Zeit dreht sich das Käte Hamburger Kolleg „Heritage in Transformation“ (InHerit), welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ab 2024 an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) fördert. Das Kolleg hat sich zum Ziel gesetzt, vor dem Hintergrund global-gesellschaftlicher Umwälzungsprozesse „Heritage“ als Aktivität, die im ständigen Wandel begriffen ist, in den Fokus zu rücken.

Bei „Heritage“ geht es nicht nur um materielles Kulturerbe, das zum Beispiel in Form von Ausstellungsobjekten in Museen identitätsstiftend wirken kann. Auch immaterielle Aspekte oder das Naturerbe werden betrachtet. So werden internationale Forschende unter anderem danach fragen, wie Heritage in unterschiedlichen Kontexten hergestellt, ausgehandelt und verändert wird, welche Rolle die Natur in der Ausformung kulturellen Erbes spielt oder wie Gesellschaften weltweit mit umstrittenen Kulturgütern oder mit der Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit umgehen. Damit werden sie nicht nur neue Perspektiven für gesellschaftliche Debatten liefern, sondern auch innovative Ansätze für die Geistes- und Sozialwissenschaften hervorbringen. Geleitet wird das InHerit-Kolleg von der Kunsthistorikerin Eva Ehninger und der Direktorin des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik (HZK) Sharon Macdonald.

Über das Käte Hamburger Kolleg

Globalisierung, Recht, Religion, Arbeit oder Umwelt – mit den Käte Hamburger Kollegs eröffnet das BMBF bereits seit 2008 herausragenden Forscherpersönlichkeiten Freiräume für geisteswissenschaftliche Forschung zu vielfältigen gesellschaftlichen Themenbereichen. In den Kollegs arbeiten Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen frei von vielen Verpflichtungen des Wissenschaftsalltags zu selbst gewählten Fragestellungen, gemeinsam mit Fellows aus aller Welt, die jeweils bis zu zwölf Monate nach Deutschland eingeladen werden.

Weitere Informationen

Meldung des BMBF zum Käte Hamburger Kolleg „InHerit“ (BMBF, 06.02.2023)
Meldung der HU zum Käte Hamburger Kolleg „InHerit“ (HU, 06.02.2023)
Bericht über den Antragsprozess zum Käte Hamburger Kolleg „InHerit“ (HU, 06.03.2023)

Kontakt 

Eva Ehninger (eva.ehninger@hu-berlin.de)
Sharon Macdonald (sharon.macdonald@hu-berlin.de)

Copyright: Eva Ehninger: Liquid Blues Production/Boris Hars-Tschachotin; Sharon Macdonald: Alexander von Humboldt Stiftung/Sven Müller

Objekt des Monats: Modell des Aletschgletschers

Objekt des Monats 02/2023

Wie ein Schweizer Handwerker das Modell des Aletschgletschers schuf und es an die Universität kam

Ein Relief der Schweizer Alpen, 14 Quadratmeter groß, gehörte einst zu den Hauptattraktionen der Kunstkammer im Berliner Schloss. Aus zehn Teilstücken zusammengefügt, bot es eine Übersicht über Gebirgszüge und Täler in bis dahin nie gesehener Genauigkeit. Ein Teilstück des Modells wurde vor einigen Jahren von einer Doktorandin am Geographischen Institut in einer Datenbank gefunden und erkannt. Es befindet sich mittlerweile im Humboldt Forum und kann dort besichtigt werden.

Am 10. Mai 2017 traf sich eine kleine Gruppe von Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen in einem Raum im Dachgeschoss des Geografischen Instituts in Adlershof. Es ging ihnen darum zu überprüfen, ob die Kunsthistorikerin Eva Dolezel mit ihrer Vermutung bezüglich eines topografischen Modells richtiglag. Dolezel hatte ihre Dissertation über die historische Berliner Kunstkammer geschrieben und war dabei auf Teile eines herausragenden Objekts gestoßen, was vor über zweihundert Jahren die Berliner:innen ins damalige Schloss zog, wo die Kunstkammer untergebracht war: ein Relief der Schweizer Alpen. Nachweislich war auch Alexander von Humboldt sehr angetan von dem Modell, das aus zehn Teilen bestand und circa 14 Quadratmeter groß war.

Wie das Relief enstand und in die Kunstkammer kam

Geschaffen wurde das Werk von Joachim Eugen Müller (1752–1833), einem Handwerker aus dem Kanton Obwalden, dessen Kenntnisse der Schweizer Alpen herausragend waren und der eine unglaubliche räumliche Vorstellungskraft besaß, um ohne vorhandenes Kartenmaterial ein topografisch fast exaktes Abbild des Gebirges in Miniatur zu formen. Und er schuf nicht nur eins. Viele wollten damals so ein Kunstwerk. Zu den vielen, und wenigen die es sich auch finanziell leisten konnten, gehörte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. So kam ein Relief in zueinander passenden Einzelteilen im Laufe des ersten Viertels des 19. Jahrhunderts nach Berlin und wurde in der dortigen Kunstkammer aufgestellt und war öffentlich zugänglich.

Gefertigt war das Relief aus einer Gipsmischung, eingeschalt in einem Holzrahmen und es war entsprechend der natürlichen örtlichen Gegebenheiten oberflächlich bemalt mit Grün für Wald und Wiesen oder Weiß für Schnee und Eis. Ortschaften waren zu erkennen, Flüsse, Seen und Gletscher. Was der Sicht des Betrachtenden verborgen blieb, waren Metallstifte, die Müller an der Stelle auf der Holzplatte befestigte, an der er später die höheren Gipfel formte. Dieses Detail erlaubt uns heute, dass Modell auch als „echten Müller” zu identifizieren (Abb. 1).

Modell des oberen Rhonetals mit Aletschgletscher.
Expert:innen begutachten am 10. Mai 2017 das Modell des oberen Rhonetals mit Aletschgletscher. Zu sehen ist die Hand des Schweizer Reliefexperten Oscar Wüest, der das Modell verifizierte: Der kleine rote Kegel beinhaltet einen Magneten. Dieser haftet an einem Gipfel der Miniaturalpen. Ein wichtiges Indiz dafür, dass das Objekt tatsächlich ein Teil des historischen Reliefs ist.

Von der Datenbank über die Doktorarbeit ins Humboldt Forum

Mit Auflösung der Kunstkammer verlor sich die Spur des Reliefs. Im Jahr 2010 startete an der HU ein Projekt zur Erfassung materieller Modelle in Universitätssammlungen bundesweit. Dabei wurde auch ein Gebirgsrelief mit der Bezeichnung „Modell des oberen Rhonetals mit Aletschgletscher“ in die öffentlich zugängliche Datenbank aufgenommen. Dort entdeckte es Eva Dolezel und zählte Eins und Eins zusammen. Ihr Fazit: das im Geographischen Institut vorhandene Modell muss mit großer Wahrscheinlichkeit ein Teil des historischen Alpenreliefs der Berliner Kunstkammer sein. Und diese Vermutung bestätigte sich letztendlich.

Die darauffolgende Aufmerksamkeit führte zu einer zweiten Karriere des Reliefs. Es ist heute im Humboldt Labor ausgestellt, allerdings ist es gleichzeitig auch Teil der Ausstellung „Spuren. Geschichte des Ortes“ im Humboldt Forum. Es ist zu den bekannten Öffnungszeiten zu besichtigen.

Das Relief kann als gutes Beispiel für das grenzenlose Potential von vielen bisher nicht entdeckten Objekten in Universitätssammlungen dienen. Und auch die eingangs erwähnte Forschergruppe hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass vielleicht noch weitere Teilstücke des einstigen Schweizer Alpenreliefs entdeckt werden.

Relief mit der Nachbildung des Aletschgletschers.
Blick auf das Relief mit der Nachbildung des Aletschgletschers in der Bildmitte und diverser anderer Landschaftsmerkmale, wie beispielsweise Seen, wie sie sich vor zweihundert Jahren darstellten.

Text und Fotos: Oliver Zauzig

Neuer Band der Reihe „Bildwelten des Wissens“

Bildwelten des Wissens – Band 18.
Museale Reste. 

Herausgegeben von Nina Samuel und Felix Sattler

Reste fordern die Institution des Museums heraus. Sie sind Kippfiguren, die an Überschreitungen der taxonomischen, disziplinären, architektonischen und institutionellen Grenzen des Museums mitarbeiten. Sie sind überall anzutreffen – im Ausstellungsraum, im Depot, im Labor, in der Verwaltung. In jedem dieser Kontexte stehen andere Formen des Wissens und des praktischen Umgangs zur Verfügung, die den Status von Resten determinieren. Die Differenzierung von Wertgegenstand und Abfall betrifft das Selbstverständnis der Institutionen und die Entscheidung darüber, wann und unter welchen Bedingungen etwas erhaltenswert ist. Die Kategorie der „Reste“ zeigt, dass eine solche Trennung der Grundidee des Museums zuwiderläuft. Mit dem Rest existiert ein begriffliches Werkzeug, das Sammlungen und ihre Gegenstände im Hinblick auf ihre Veränderlichkeit und Instabilität erfassen kann und hilft, sie für Debatten in Konservierung, Kuration, Kunstgeschichte und Museumsanthropologie neu zu bewerten.

Gold Open Access – Museale Reste (PDF)

Museale Reste Publikation

Objekt des Monats: Lise-Meitner-Denkmal von Anna Franziska Schwarzbach

Objekt des Monats 01/2023

Lise Meitner Denkmal

Seit 2014 blickt Lise Meitner nun in Richtung Unter den Linden, auf der anderen Seite des Ehrenhofes des Hauptgebäudes sind ihr Theodor Mommsen und Max Planck zugewandt. Das Denkmal für Hermann von Helmholtz vervollständigt die historische Reihe, die sowohl zeitgeschichtlich als auch ästhetisch durch Lise Meitners Repräsentation aufgebrochen und weitergeführt wird – nicht mehr überlebensgroß und in raumgreifender Pose, sondern zurückgenommen und asymmetrisch auf den Sockel gesetzt. Das Bronzedenkmal für Lise Meitner (1878-1968) ist das jüngste im Ehrenhof der Universität und ehrt als bisher einziges eine Wissenschaftlerin. Lise Meitner (1878-1968) vereint viele Besonderheiten in ihrer wissenschaftlichen Biographie: als zweite Frau wurde sie 1906 an der Universität Wien in Physik promoviert, 1913 wurde sie als erste Frau Wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, bei Max Planck war sie als erste Frau Assistentin, 1922 habilitierte sie sich als erste Physikerin Preußens an der Berliner Universität und wurde schließlich 1926 als erste außerordentliche Professorin für experimentelle Kernphysik berufen. Dass sie dabei die Arbeit mit den Studierenden sehr ernst nahm, beschreibt sie rückblickend selbst als „eine große menschliche Verantwortung für unsere jungen Mitarbeiter, mit denen wir den ganzen Tag zusammen sind und für deren menschliche Gesamtentwicklung alles, was wir tun und sagen, Einfluß haben kann“ .

Lise Meitner Denkmal

Kernkraft für friedliche Nutzung

Bereits vor ihrer theoretischen Deutung der Kernspaltung 1939 erhielt sie die erste von insgesamt vier Nominierungen für den Nobelpreis 1919 – den Nobelpreis selbst bekam sie allerdings nicht. Diese Ehre wurde Otto Hahn 1945 zuteil, mit dem Lise Meitner Jahrzehnte gemeinsam arbeitete und forschte – und den sie selbstbewusst neckend zuweilen als „Hähnchen“ bezeichnete. Der Fachwelt wurde sie früh bekannt, sie lernte Marie Curie und Albert Einstein persönlich kennen. Durch das 1933 erlassene NS-Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde sie als Jüdin gezwungen, ihre wissenschaftliche Arbeit aufzugeben. 1938 konnte sie nach Schweden emigrieren. Dort hatte sie von 1947 bis 1960 die Forschungsprofessur und Leitung der Kernphysikalischen Abteilung an der Technischen Hochschule Stockholm inne. Nicht dem Bau der Atombombe, sondern der friedlichen Nutzung der Kernenergie verschrieb sie sich fortan. Nach ihrer Emeritierung 1960 übersiedelte sie nach Cambridge, wo sie acht Jahre später, vielfach international geehrt und ausgezeichnet, verstarb.

Denkmal mit Unterschrift, Kernreaktion und Berechnung

Die Berliner Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach konnte sich im europäischen Kunstwettbewerb mit ihrem Entwurf für das Lise Meitner-Denkmal durchsetzen. Der Aufstellungsort besetzt zudem fast die Stelle, an der ehemals das Denkmal für Heinrich von Treitschke stand – dem Historiker, der mit seinem Satz „Die Juden sind unser Unglück“ den Berliner Antisemitismusstreit ausgelöst hat und dessen Denkmal nach seiner Versetzung durch die Nationalsozialisten 1951 endgültig entfernt wurde.
Lise Meitner Denkmal
Anna Franziska Schwarzbach
Schwarzbach kontrastiert das Verhältnis von Figur und Sockel: Auf der Bodenplatte liegt ein Sockel mit verschiedenen Einschnitten und Rissen, die assoziativ mit den Brüchen in Meitners Biographie verbunden sind. Die porträtähnliche Figur selbst steht etwas abseits, zugleich zart und klein und herausragend, sie repräsentiert ebenso Marginalisierung wie Verdienste. Auf der Vorderseite des Sockels ist die Unterschrift Lise Meitners angebracht, auf der glatten linken Seitenfläche eine Zeichnung der Kernreaktion und Fragmente einer Berechnung. Somit sind auch die Attribute auf den Sockel gewandert und nicht der Figur beigegeben. Als dekorativ, weiblichen Stereotypen folgend und ohne Irritationspotentiale als Anstoß zum Nachdenken kritisiert, ist das Denkmal dem stimmigen Erscheinungsbild des Ehrenhofes untergeordnet. Auf dem alltäglichen Gang ins Hauptgebäude der Universität stimmt das Lise Meitner-Denkmal dennoch deutsche Geschichte, Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte ebenso an wie Fragen der Gleichberechtigung – ob es ein Anachronismus ist, sollte jede:r selbst entscheiden.

Autorin: Christina Kuhli, Kustodin der HU
Kunstsammlung / Kustodie der Humboldt-Universität

Fotos: Matthias Heyde

Buchpublikation „Die Berliner Kunstkammer. Sammlungsgeschichte in Objektbiografien vom 16. bis 21. Jahrhundert“ (Michael Imhof Verlag, 2023)

Autor*innen: Horst Bredekamp, Eva Dolezel, Diana Stört, Marcus Becker, Meike Knittel und Sarah Wagner.

Die Sammlungsgeschichte der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer von den Anfängen um 1600 bis heute ist eine Überlieferung von globalen Verflechtungen und Sammelpraktiken. Im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Das Fenster zur Natur und Kunst“ wurden nun exemplarisch die vielschichtigen Herkunftsgeschichten der Objekte, ihre sich permanent ändernden Sinnzuschreibungen und ihre Wege in die Berliner Museen erforscht: In welcher Weise gelangten die Objekte in die Sammlung? Aus welcher Motivation heraus wurden Artefakte und Naturalien aus aller Welt gesammelt? In welche Kontexte wurden sie gestellt? Und wie werden ihre Zuschreibungen aus heutiger Sicht bewertet?

Weitere Forschungsergebnisse sind einsehbar auf der im Dezember 2022 veröffentlichten Onlineplattform berlinerkunstkammer.de.

HZK-CARMAH-Kolloquium – Das Phyletische Museum

Wann: 06. Februar 2023, Punkt 14 Uhr.
Wo: Die Veranstaltung findet im Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (Haus 3, Gerlachbau neben dem Tieranatomischen Theater, Campus Nord, Philippstraße 13) und virtuell (Zugangsdaten für die Videokonferenz erhalten Sie auf Anfrage per E-Mail an oliver.zauzig@hu-berlin.de) statt.

Das Phyletische Museum in Jena wurde 1907 gegründet von Ernst Haeckel, der Charles Darwins Theorien in Deutschland bekannt machte. Hauptthema des Museums ist entsprechend die Evolution. Im Museum werden lebende und tote Tiere mit Menschen der Vergangenheit und Gegenwart in Beziehung gesetzt. Das Filmprojekt begleitete die Arbeit der Museumspädagogin und zeigt ihre Praktiken im Umgang mit Objekten, ihre Interpretation der (biologischen) Welt und die Vermittlung biologischen Wissens an Publikum und Studierendenschaft. Im Fokus steht dabei die Geschichte und Nutzung der Lehrsammlung des Instituts für Spezielle Zoologie der Universität Jena, die das Museum beherbergt – und die kleinen und großen Irritationen, die ihre Objekte bei Betrachter:innen auslösen.

Wolfram Höhne ist Autor und Filmemacher. Er arbeitet an der Schnittstelle von Kunst und Kulturerbeforschung. Derzeit ist er als wissenschaftlicher Koordinator des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ an der Bauhaus-Universität Weimar und der Technischen Universität Berlin tätig.

Larissa Förster ist Kulturanthropologin und befasst sich mit der (kolonialen) Geschichte von Museums- und Universitätssammlungen, mit Provenienz- und Restitutionsforschung sowie Fragen der postkolonialen Erinnerungskultur. Sie ist assoziiertes Mitglied von CARMAH. Zusammen mit dem Historiker Holger Stoecker verfasste sie das Buch „Haut, Haar und Knochen. Koloniale Spuren in naturkundlichen Sammlungen der Universität Jena“ (2016).

Michael Markert ist Wissenschaftshistoriker und arbeitet zu naturwissenschaftlichen Lehrmittelsammlungen und ihren Objekten – zoologischen Wandbildern, anatomischen Modellen, physikalischen Apparaten – sowie damit verbundenen Themenfeldern wie Sammlungsethik und Digitalisierung. Derzeit entwickelt er als Projektmanager Workflows zur Anreicherung musealer Metadaten an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek.

Film und Vortrag sind in deutscher Sprache.

Resonanzraum als Teil der Ausstellung YOYI! Care, Repair, Heal im Gropius Bau

Der Resonanzraum sammelt lokales Wissen und Erfahrungen zum Thema mentale Gesundheit in Berlin.

Seit September 2021 sind eine Reihe von Projekten entstanden, die das Verständnis von und den Umgang mit mentaler Gesundheit in der Stadt befragen: Wie bedingen sich individuelle Gesundheit und Gesellschaft? Wie wirkt sich Geschichte auf die heutige Zeit aus? Welche Formen von Fürsorge, Solidarität und Gemeinschaft werden in der Stadtgesellschaft entworfen und ausgeübt?

Die Resonanz von unterschiedlichen Stimmen aus der Nachbarschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wird hier erfahrbar. Als Ort der Begegnung versammelt der Resonanzraum diese Stimmen und bringt sie in Dialog.

Der Resonanzraum wurde von Dr. Margareta von Oswald, Mindscapes Curatorial Research Fellow (HZK, CARMAH, Humboldt-Universität zu Berlin) und Diana Mammana, Projektleitung Nachbarschaftsaustausch am Gropius Bau, entwickelt.

Mindscapes ist das internationale Kulturprogramm zum Thema mentale Gesundheit von Wellcome.

Irene Hilden: Absent Presences in the Colonial Archive. Dealing with the Berlin Sound Archive’s Acoustic Legacies

Irene Hildens Dissertation über das Berliner Lautarchiv ist bei Leuven University Press in englischer Sprache erschienen.

Die Arbeit fokussiert Tonaufnahmen, die unter kolonialen Bedingungen produziert wurden. Sie untersucht Klangobjekte und Hörpraktiken, die “absent presences” kolonialer Subjekte aufzeigen, denen in den etablierten nationalen Erzählungen und kollektiven Erinnerungen wenig oder gar kein Platz eingeräumt wird.

Irene Hilden ist Postdoktorandin am Centre for Anthropological Research on Museums and Heritage (CARMAH) der Humboldt-Universität zu Berlin.

Auch im Open Access als Ebook verfügbar.

DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way

Ausstellungseröffnung am 17. November 2022, 18 Uhr.

Die Ausstellung DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way, die ab November 2022 zunächst im Tieranatomischen Theater in Berlin zu sehen sein wird, beschäftigt sich mit der natürlichen Entstehung und der Kulturgeschichte von Wildseide, die aus Raupen in Westafrika gewonnen wird, sowie mit der vielschichtigen Betrachtung dieses einzigartigen Materials durch Mikrobiolog_innen, Materialwissenschaftler_innen und Architekt_innen aus Deutschland.

DAOULA – SHEEN ist ein Projekt des Exzellenzclusters „Matters of Activity. Image Space Material“ an der Humboldt-Universität zu Berlin, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Kuratiert von Laurence Douny, Karin Krauthausen und Felix Sattler mit einer Filminstallation von Thabo Thindi.

Ausstellung im Tieranatomischen Theater

DAOULA-SHEEN

HZK-CARMAH-Kolloquium am 14. November 2022

1. HZK-CARMAH-Kolloquium im Wintersemester 22/23

14. November 2022, Punkt 14 Uhr

Die Veranstaltung findet im HZK (Haus 3, Gerlachbau neben dem Tieranatomischen Theater, Campus Nord, Philippstraße 13) und virtuell (Zugangsdaten für die Videokonferenz erhalten Sie auf Anfrage per E-Mail an oliver.zauzig@hu-berlin.de) statt.

Wie lässt sich Wissenschaft kuratieren? Welche (neuen) Museumskonzepte und -praktiken braucht es für das Ausstellen von akademischen Sammlungen und Forschung sowie von wissenschaftlichen Prozessen und Tätigkeiten? Drei jüngst entstandene Wissenschaftsausstellungen und -museen stehen im Mittelpunkt des Vortages: das FORUM FOR SCIENCE, ART AND DOUBT des Genter Universitätsmuseums (eröffnet seit 2020), die erste Schau „Nach der Natur“ des HUMBOLDT LABORS im Berliner Humboldt-Forum (2021) und die Basisausstellung des Göttinger FORUM WISSEN (2022). Ihnen gemeinsam ist das kuratorische Anliegen, science in the making, also den Prozess der Wissensproduktion zeigen und einen Einblick hinter die Kulissen geben zu wollen, um darzustellen, wie Wissenschaftler:innen forschen und arbeiten. Gefragt wird dabei zum einen danach, wie solche Prozesse ausgestellt werden (können) und welche Spannungen in Bezug auf repräsentative Ansprüche entstehen. Zum anderen wird beleuchtet, welches Wissenschaftsverständnis exponiert und welches Museumskonzept erprobt wird.

Dr. Daniela Döring ist Kulturwissenschaftlerin und Postdoktorandin am Forschungskolleg „Wissen | Ausstellen“ der Georg-August-Universität Göttingen. Sie war zuvor als Mitarbeiterin in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, am Braunschweiger Zentrum für Gender Studies und am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam wissenschaftlich, kuratorisch und lehrend tätig. In ihrer Forschung verschränkt sie kuratorische Praxis und akademischen Diskurs, Schwerpunkte sind unter anderem Wissenschaftsausstellungen, Diversity und Gender in Museen, Körper- und Geschlechtergeschichte sowie Kulturtechniken der Vermessung und Verdatung.